Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
Vom Netzwerk:
Freitagabend. Sie war wahrscheinlich seit Stunden unterwegs. War Tara bei ihr?
    Ihm kam noch ein Gedanke. »Haben Sie die Möglichkeit, Tara telefonisch zu erreichen?«, fragte er.
    Es gab keinen Festnetzanschluss in der Wohnung, aber Liza besaß ein Mobiltelefon. Sie tippte Taras Nummer ein und reichte den Apparat dann an John weiter. »Ihre Handynummer. Eine andere habe ich auch nicht.«
    Fast erwartungsgemäß meldete sich niemand. Es gab nicht einmal eine Mailbox. John fluchte leise.
    »Bitte bleiben Sie hier, Liza«, bat er, während er zur Wohnungstür ging. »Versuchen Sie nicht, überstürzt eine neue Bleibe zu finden oder etwas Ähnliches. Bleiben Sie bitte. Ich brauche Sie vielleicht noch.«
    Er hoffte, sie werde ihn nun nicht schwören lassen, keinesfalls zur Polizei zu gehen, aber offenbar kam ihr dieser Gedanke nicht. »Wo sollte ich denn hin?«, fragte sie resigniert. »Ohne Tara kann ich sowieso keine Entscheidungen treffen.«
    »Ich melde mich«, versprach er und trat ins Treppenhaus.
    Er hörte, wie sie die Tür schloss und zweimal den Schlüssel herumdrehte, während er die Stufen hinunterlief.
    11
    Es war heiß im Auto. Tara musste die Heizung auf die höchste Stufe gedreht haben. Die dicke Wolldecke, die über ihr lag, tat ein Übriges: Gillian hatte das Gefühl, dass ihr der Schweiß in Strömen am Körper hinunterlief. Die Wolle kratzte auf ihrem Gesicht.
    Die Angst, ersticken zu müssen, überflutete sie in Wellen von Panik. Sie brauchte ihre ganze psychische Kraft, die Panik immer wieder von Neuem niederzuringen. Eingesperrt in dieser Hitze, die schwere Decke über Kopf und Körper, den Mund mit Paketklebeband verschlossen, durfte sie nicht durchdrehen. Dann würde sie am Ende tatsächlich keine Luft mehr bekommen.
    Sie hatte Tara angebettelt, auf das Klebeband zu verzichten. »Bitte, bitte. Bitte, Tara. Tu mir das nicht an. Ich habe Angst. Bitte!« Sie hatte geschworen, keinen Laut von sich zu geben, aber Tara wollte davon nichts wissen. »Du würdest mir jetzt alles Mögliche versprechen. Vergiss es, Gillian. Ich gehe kein Risiko ein, deinetwegen bestimmt nicht!«
    In der Garage, durch einen Pfeiler vor neugierigen Blicken geschützt, hatte sie das Klebeband mehrfach um Gillians Kopf gewickelt. Es war nun fest mit ihren Haaren verpappt, und Gillian konnte sich nur zu gut vorstellen, wie schmerzhaft es sein würde, es wieder zu entfernen. Obwohl dies im Moment keineswegs ihre größte Sorge darstellte. Das Schlimmste war die Luft. Die Angst vor dem Ersticken. Die Angst, erbrechen zu müssen. Schon deshalb durfte sie der Panik keinen Raum geben. Sie neigte zu Übelkeitsattacken, wenn sie sich zu sehr aufregte.
    Sie hatte ihre Hände auf dem Rücken kreuzen müssen, dann hatte Tara auch die Handgelenke festgezurrt.
    »Wo ist dein Autoschlüssel?«, hatte sie gefragt.
    Gillian konnte nur undeutliche Laute von sich geben, hatte aber eine Kopfbewegung in Richtung von Taras parkendem Auto gemacht. Tara verstand. Sie holte die Handtasche ihrer Freundin in die Garage, kramte darin herum. Sie fand den Schlüssel, nahm ihn heraus, stellte die Tasche wieder zurück. Gillian musste an das Handy darin denken, auf dem irgendjemand noch eine knappe halbe Stunde zuvor versucht hatte, sie zu erreichen. Sie würde keine Chance mehr haben, den Anruf zu beantworten.
    Tara öffnete Gillians Auto und befahl ihr, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Dann verschloss sie das Auto. Gillian versuchte verzweifelt, das Klebeband von ihren Handgelenken zu lösen, aber sie schaffte es nicht mal, es auch nur ein wenig zu lockern. Dann probierte sie, mit ihren gefesselten Händen die Tür zu entriegeln, aber auch das missglückte. Sie konnte nur dasitzen und warten.
    Im Rückspiegel sah sie, dass Tara in ihr eigenes Auto stieg, anfuhr, den Wagen wendete und ihn rückwärts dicht an das offene Garagentor heranfuhr. Ihr dämmerte, dass sie umgeladen werden sollte. Sicher wäre Tara gern in die Garage hineingefahren und hätte alles hinter einem sorgfältig verschlossenen Tor abgewickelt, aber dafür gab es nicht genug Platz. Toms großer BMW versperrte den Raum.
    Tara stieg aus, klappte ihren Kofferraumdeckel hoch. Sie zog Gillian aus ihrem Auto.
    »Du steigst jetzt in meinen Kofferraum«, befahl sie. »Und keine Tricks!«
    Gillian, wehrlos, die Pistole dicht an ihrem Körper, kletterte resigniert in den Kofferraum des Jaguars. Es war nicht viel Platz, sie musste die Embryostellung einnehmen, wobei ihre Knie fast an ihr Kinn

Weitere Kostenlose Bücher