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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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an diesem Morgen nicht enttäuscht worden. Der Hund kam bereits die Wiese hinuntergelaufen, als von seinem Frauchen noch nichts zu sehen war. Samson wusste, dass er nun einen Spielraum von ungefähr einer Minute hatte, dann würde die junge Frau hinter den Bäumen auftauchen. Er kauerte am Rand des Grünstreifens, halbwegs getarnt von entblättertem Gebüsch, hielt ein Stück von der Wurst in der Hand und lockte so gut er konnte. »Komm, Hundchen. Na komm! Hier gibt es etwas Feines zum Fressen!«
    Unglücklicherweise kannte er den Namen des Hundes nicht. Nie hatte er gehört, wie die Besitzerin ihn rief. Er musste sich darauf verlassen, dass er die Neugier des Tieres weckte. Und dass der Geruch des Fleisches sein Übriges tat.
    Tatsächlich sprang das Tier sofort schwanzwedelnd auf ihn zu und begrüßte ihn wie einen alten Bekannten. Es schluckte die Wurst, ohne sie zu zerkauen, hinunter und folgte dem Fremden sodann voller Erwartungsfreude. Samson schlug einen Bogen und tauchte an einer anderen Stelle wieder in die Anlage ein. Er durfte nicht mit dem Hund gesehen werden.
    In der Ferne hörte er sie rufen. »Jazz! He, Jazz, wo bist du?«
    Also Jazz. Endlich hatte das große, zottelige Tier einen Namen. Jazz spitzte die Ohren und wandte den Kopf. Samson nahm die nächste Wurst in die Hand.
    »Jazz! Feines Würstchen!«
    Jazz’ Gier hatte gesiegt, und er trabte weiter hinter Samson her. Irgendwann wagte es Samson, in das Halsband des Hundes zu greifen und ihn mit sich zu führen. Sie erreichten das Ende des Grünstreifens und überquerten die Straße, um am Rande der weiträumigen Golfanlagen in dieselbe Richtung, aus der sie gekommen waren, wieder hinaufzulaufen. Samson rechnete nämlich damit, dass Jazz’ Besitzerin eher unten am Fluss suchen würde, weil sie ihren Hund zuletzt in diese Richtung hatte verschwinden sehen. Sicher fürchtete sie, dass er die Kreuzung unten an der Esplanade überqueren und dabei am Ende noch Opfer des Autoverkehrs werden würde. Samson würde sich daher eine Weile um den Golfclub herumtreiben und erst später den Strand aufsuchen.
    Ein langer, kalter Tag stand ihm bevor. Der Dezember war zweifellos nicht der geeignetste Monat für derlei Aktionen, aber sollte er kostbare Zeit verplempern, indem er bis zum Sommer wartete? Er hatte sich das Gespräch mit Bartek durchaus zu Herzen genommen. Er wollte nicht als ein Verrückter dastehen, jemand, der sich vom Leben, von der Realität entfernt hatte und absurden Tagträumen nachhing. Etwas musste er machen. Aktiv werden.Da hatte Bartek schon recht.
    Der Einfall mit Jazz war ihm zwei Nächte zuvor gekommen, und er fand ihn geradezu genial. Den Hund entführen, sich einen dreiviertel Tag mit ihm herumtreiben und ihn sodann der verzweifelten Besitzerin zurückbringen. Ihr erklären, dass er ihn irgendwo aufgegriffen hatte. Sie würde dankbar und erleichtert reagieren, ihn vielleicht hineinbitten, ihm einen Kaffee anbieten. Womöglich ergab sich daraus mehr.
    Jazz hatte ein zweites Würstchen und sämtliche Cracker verspeist und wurde unruhig. Es war deutlich, dass er umkehren wollte. Samson zog schließlich seinen Gürtel aus der Hose und schob ihn durch das Halsband, um eine Leine zu haben. Er redete beruhigend auf den Hund ein.
    »Wir gehen ja wieder zu dir nach Hause. Keine Sorge. Frauchen sucht dich jetzt und regt sich ziemlich auf, und das tut mir genauso leid wie dir. Aber was meinst du, wie sie sich freut, wenn wir schließlich vor ihrer Tür stehen? Vielleicht mag sie mich dann richtig gern. Mich hat noch nie eine Frau richtig gern gemocht, weißt du?«
    Jazz hörte ihm aufmerksam zu und wedelte mit dem Schwanz. Es war schön, mit einem Hund zu reden, stellte Samson fest. Er hatte einen so konzentrierten Ausdruck in den Augen, als ob er wirklich begriff, worum es ging. Und man konnte sicher sein, dass er nicht spotten und lachen würde, ganz gleich, was man ihm anvertraute. Und weitererzählen würde er sein Geheimnis auch nicht.
    »Ich habe mir immer einen Hund gewünscht«, sagte Samson. »Aber erst waren meine Eltern dagegen. Und jetzt ist es Millie.«
    Er konnte den Hass wie eine kleine, heiße Flamme im Bauch spüren, als er ihren Namen aussprach. Millie, die so unzufrieden und so kalt war. Die ihm auf Schritt und Tritt zeigte, was sie von ihm hielt: dass er ein Versager war. Lästig, überflüssig. Einer, der es zu nichts gebracht hatte im Leben.
    »Millie bestimmt alles bei uns«, vertraute er Jazz an. »Dabei gehört das Haus

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