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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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Nase mit Paketklebeband hermetisch verschlossen. Daraufhin ist sie dann erstickt.«
    »Er hätte sie leicht erschießen können, wie wir jetzt wissen.«
    »Das wäre ihm wahrscheinlich zu schnell gegangen.«
    Fielder nickte. Er blickte auf seine Notizen. Sie hatten herausgefunden, dass Annes Ehemann, Sean Westley, Professor an der Universität von London gewesen war. Dass er nach einem Unfall drei Jahre zuvor an einer Lungenentzündung gestorben war. Anne hatte, ehe sie sich zur Ruhe setzte, als Kinderärztin in einer Praxisgemeinschaft in Kensington gearbeitet. Eigene Kinder hatte das Paar nicht.
    »Wir müssen uns in der Praxis umhören«, sagte Fielder, »ob es irgendwann einen Fall medizinischen Versagens gegeben hat, der Anne Westley angelastet wurde.«
    »Sie meinen: rachsüchtige Eltern?«, fragte Christy. »Wie verträgt sich das mit Carla Roberts?«
    »Kaum. Ich will es auch nur ausschließen. Wir gehen also beide davon aus, dass es sich um jeweils denselben Täter handelt?«
    »Da wir die Geschichte mit dem Geschirrtuch absolut vertraulich behandelt haben, kommt ein Nachahmungstäter nicht infrage. Beide Fälle tragen deutlich dieselbe Handschrift. Ich vermute, im Fall Roberts hatte der Täter ebenfalls eine Waffe dabei, nur musste er sie nicht einsetzen. Aber das erklärt, weshalb sich Carla Roberts offenbar recht bereitwillig an Händen und Füßen hat fesseln lassen: Sie wurde mit einer Pistole bedroht.«
    Fielder schaute wieder auf seine Notizen, so als könnte ihn die Erkenntnis anspringen, wenn er alles, was er wusste, nur lange genug fixierte.
    »Wo«, murmelte er, »liegen die Schnittpunkte? Oder der eine Schnittpunkt? Zwischen Carla Roberts und Anne Westley?«
    »Auf den ersten Blick haben sie vor allem ihre Einsamkeit gemeinsam«, sagte Christy. »Beide lebten auf ungewöhnliche Weise abgeschieden und allein. Beide hatten sie den Partner verloren, die eine durch Scheidung, die andere durch den Tod. Anne Westley hatte keine Angehörigen. Carla Roberts hatte zwar eine Tochter, aber es gab wenig Kontakt. In beiden Fällen konnte der Täter ziemlich ungestört morden. Und damit rechnen, dass es eine ganze Weile dauern würde, ehe jemand die Tat entdeckte.«
    »Das ist aber auch schon alles.«
    »Es ist viel. Wenn man in Erwägung zieht, dass es vielleicht doch das ist, was den Täter anzieht: einfach nur die Gelegenheit. Egal, welche Frau mit welchem Schicksal und mit welcher Geschichte dahintersteht.«
    »Na schön«, sagte Fielder, »das Prinzip Zufall. Das könnte mir im Fall Westley einleuchten. Ein Psychopath, der sich in den Wäldern herumtreibt und auf Beute lauert. Er kann leicht herausgefunden haben, dass hier eine Frau ganz allein lebt und dass niemand regelmäßig vorbeikommt. Aber wie ist er auf die spezielle Situation von Carla Roberts aufmerksam geworden? Nein, da muss noch etwas anderes sein. Etwas, das Westley und Roberts verbindet, jenseits ihrer beider Einsamkeit. Die Rentnerin in Hackney, die finanziell gerade so eben durchkommt. Und die ehemalige Ärztin und Witwe eines Professors draußen in Tunbridge Wells. Sehr gut situiert. Das sind zwei ganz verschiedene Welten.«
    »Carla Roberts hat nicht immer in einem Hochhaus und von einer bescheidenen Rente gelebt«, gab Christy zu bedenken. »Bevor seine Baufirma Pleite machte, hat ihr Exmann recht viel Geld verdient. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Roberts’ und die Westleys an denselben gesellschaftlichen Ereignissen Londons teilnahmen.«
    »Und dass die beiden Frauen sich kannten?«
    »Nicht völlig ausgeschlossen, oder? Beispielsweise ist es auch denkbar, dass Dr. Westley früher die Kinderärztin von Keira Jones, Carlas Tochter, war. Das lässt sich leicht feststellen.«
    »Ja. Anderes wird schwieriger.«
    »Es liegt eine Heidenarbeit vor uns.«
    Er nickte müde. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Der Dachboden in Anne Westleys Haus … Sie scheint leidenschaftlich gern gemalt zu haben. Gab es in Carla Roberts’ Wohnung irgendeinen Anhaltspunkt dafür, dass auch sie dieses Hobby hatte?«
    Christy schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein. Nicht im Geringsten. In der Wohnung wurde nicht einmal ein Pinsel gefunden, geschweige denn eine Zeichnung oder etwas Ähnliches. Ich kann noch einmal bei der Tochter nachfragen, aber, ehrlich gesagt: Ich fürchte, diesen Punkt können wir auch vergessen.«
    2
    Montag, 21. Dezember, 22.05 Uhr
    Gillian Ward ist um nichts besser als Michelle Brown. Beide sind sie undankbar, hochnäsig und

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