Bereitwillig (German Edition)
sich am liebsten die Kleidung vom Leib gerissen hätte.
Mühsam beherrscht antwortete sie: „Es geht.“
„Es geht? Hast du keine Augen im Kopf? Wenn du nicht rangehst – unsere Etagenschlampe Annabelle wird sicherlich nicht zögern.“
Mabel zuckte mit den Schultern, auch wenn der Gedanke ihr einen Stich versetzte. „Und wenn schon. Du weißt doch, ich date keine Kollege und erst recht keine Vorgesetzten.“
Der Rest des Tages verlief zu Mabels Erleichterung ereignislos. Vor Benedict lag eine Menge Arbeit, die er scheinbar gewissenhaft erledigte, denn im Laufe des Nachmittags sprach er mit fast allen Mitarbeitern und verschwand schließlich in die Chefetage.
Wirklich entspannen konnte sie sich trotzdem nicht. Sie grübelte darüber nach, wie sie die Situation entschärfen sollte. Selbst wenn du nichts dagegen hättest, mit Ben ins Bett zu gehen, gibt es da noch immer das Problem, dass er jetzt dein Chef ist.
Seine Forderung, dass sie sich ihm unterwerfen sollte, ließ sie in ihren Gedankengängen außen vor. Sie würde mit ihm schlafen, das war ihr klar – aber sie war nicht bereit, sich unterdrücken zu lassen.
Nichts anderes will er doch von dir, oder? Dass du deinen Willen aufgibst und ihn mit dir machen lässt, was er will.
Entnervt warf sie ihren Kugelschreiber auf den Schreibtisch. Nein, du kannst nichts mit deinem Chef anfangen und schon gar nicht zu seinen Bedingungen. Sie würde sich ab jetzt professionell verhalten und ihm keinerlei Angriffsfläche bieten. Das Ziehen in deinem Unterleib wird schon irgendwann aufhören.
4
Der Rest der Woche verging ereignislos. Mabel hatte sich schon fast an Bens Anwesenheit gewöhnt. Er hatte sie noch einmal nach der Mappe gefragt, aber abgesehen davon hatten sie keinen Kontakt gehabt.
Sie war gleichzeitig erleichtert und ein wenig enttäuscht. Manchmal erwischte sie sich dabei, dass sie die geschlossen Sichtschutzblenden des Büros betrachtete und sich fragte, was dahinter wohl vor sich ging.
Sie runzelte die Stirn und bewegte ihren Cursor. Es hatte sich ein Fehler in ihre Arbeit eingeschlichen. Zufrieden, dass sie es selbst bemerkt hatte, korrigierte Mabel die Unebenheit.
„Sieh an, sieh an, ist etwa schon wieder eine Woche vorbei?“, hörte sie Ian spöttisch fragen.
Sie hob den Blick und sah Sebastian neben ihrem Schreibtisch stehen, der abwehrend die Hände hob. „Schuldig im Sinne der Anklage. Aber du verstehst das nicht, du sitzt dieser entzückenden Schönheit schließlich den ganzen Tag gegenüber und bist völlig immun. Ich hingegen stehe absolut im ihrem Bann und kann gar nicht anders als mein Glück immer wieder zu versuchen.“
Obwohl sie es eigentlich nicht wollte, musste Mabel grinsen und schob ihren Notizblock zur Seite, damit er sich auf die Ecke ihres Schreibtisches setzen konnte.
„So, meine Schönheit, wie sieht es aus? Erhörst du mich diese Woche?“
„Ach, Sebastian-“
„Nein, sprich nicht weiter. Dein Tonfall klingt schon so betrübt. Lass es mich doch erst noch ein wenig mit meinem Charme versuchen, bevor du mich wieder zum Teufel jagst.“
Mabel lachte leise und auch Ian grinste breit. Sie war durchaus beeindruckt davon, dass Sebastian so beharrlich blieb.
„Versuch’ dein Glück“, gab sie schließlich nach. Ian rollte mit den Augen – eine stumme Aufforderung an Mabel, den armen Mann endlich zu erhören und mit ihm auszugehen. Ihre Antwort war ein strafender Blick.
Sebastian fuhr fort: „Wie klingt das? Überteuerter Rotwein auf billigen, karierten Tischdecken, der Boden klebt und doch ist das Ambiente-“
„Mabel, kann ich Sie kurz sprechen?“ Benedicts Stimme klang ruhig und doch glaubte Mabel, einen gereizten Unterton zu hören. Überrascht sah Ian sie an, nur Sebastian zuckte mit den Schultern und sagte mit einer Verbeugung: „Ich komme wieder, keine Frage. Ich spüre, dass der Widerstand bröckelt. Nicht mehr lang, nicht mehr lang.“
Als er verschwunden war, wusste Mabel, dass sie es nicht länger hinauszögern konnte, zu Ben ins Büro zu gehen. Sie erhob sich langsam und ging auf die Tür zu, in der er noch immer stand. Seine Augen lagen auf ihr und sie konnte deutlich spüren, dass er ihren Körper begutachtete. Sie war froh, dass sie diesmal bedeutend mehr Kleidung trug als bei ihrer Begegnung im Club.
Er machte ihr nur ein wenig Platz und sie musste sich an ihm vorbeischieben. Das macht er doch mit Absicht. Die Hitze, die sein Körper ausstrahlte, schien ihr unerträglich. Beunruhigt
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