Bereitwillig (German Edition)
blieb sie im Raum stehen.
„Setz’ dich. Es sei denn, du möchtest direkt, dass ich dich über den Schoß lege und dir den Hintern versohle.“
Erregung flackerte in ihr auf und sie setzte sich augenblicklich. Er lachte leise und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. „Es tut mir wirklich leid, dass ich in dieser Woche so wenig Zeit hatte, mich um dich zu kümmern, kleine Mabel.“
Als sie den liebevoll ausgesprochenen Kosenamen hörte, runzelte sie die Stirn. „Ich bin nicht wirklich klein.“
Keine Antwort. Sie verschränkte die Arme und lehnte sich genervt im Sessel zurück.
„Also, wer war das?“, wollte Ben nun wissen.
„Wer war was?“
„Der Mann, der bis eben noch auf deinem Schreibtisch gesessen hat.“ Seine Miene war undurchdringlich.
Was ist das hier? Ein Machtspielchen? Ist er nur neugierig? Oder interessiert er sich vielleicht doch so sehr für dich, dass er eifersüchtig ist? Ihr Pulsschlag beschleunigte sich bei diesem Gedanken. Ja, das siehst du richtig. Ich glaube, in diesem Moment sitzt wirklich du ausnahmsweise am längeren Hebel.
„Sebastian.“
„Hat Sebastian auch einen Nachnamen und wer ist er?“
Bildest du dir das ein oder ist seine Stimme merklich dunkler geworden?
„Sebastian Hale. Er arbeitet bei uns in der Buchhaltung.“
Benedict lehnte sich nun auch in seinem Stuhl zurück. „Wenn ich jetzt einmal so fragen darf, Mabel: Was für Belange teilt denn die Buchhaltung mit dir?“
Ihr Gesicht wurde heiß. „Ich wüsste nicht, was das für eine Rolle spielt!“ Mit ihrer Stimme hätte sie Wasser sofort gefrieren lassen können.
„Gut, dann formuliere ich meine Frage um: Stört Ian es gar nicht, wenn du so offen mit anderen Männern flirtest?“
Verdammt! Sie hatte schon fast wieder vergessen, dass sie ihm dieses Märchen aufgetischt hatte. Sie beschloss, die Frage einfach zu ignorieren.
„Gibt es hier irgendetwas für mich zu tun? Denn sonst habe ich wirklich genug Arbeit zu erledigen.“
„Ich bin immer noch damit beschäftigt, meine Abteilung besser kennenzulernen und du hilfst mir dabei. Wenn du meiner Frage ausweichst, stelle ich dir eine andere. Hatten du und Ian schon Zeit, deine kleine Geschichte abzusprechen?“
„Wie bitte?“
„Ich bin doch nicht blöd. Ian ist eindeutig schwul und du benutzt ihn als Vorwand, weil du Angst hast, dich mit mir einzulassen. Aber du weißt, was ich dir versprochen habe. Wenn dein kleines Schauspiel auffliegt, komme ich und nehme mir-“
Er hatte seinen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da sprang Mabel auf, durchquerte mit schnellen Schritten das Büro, öffnete die Tür und warf sie hinter sich zu, dass es nur so schepperte. Ihr war egal, dass alle sie anstarrten, ihr Kopf glühte ohnehin schon.
Hocherhobenen Hauptes eilte sie durch den Raum und verkroch sich auf der Damentoilette. Sie drehte den Wasserhahn weit auf und ließ das eiskalte Wasser über ihre Handgelenke laufen. Sie starrte in den Spiegel und fragte sich, was eigentlich los war. Warum schafft er es immer, dass du so aufgewühlt bist, wenn du mit ihm sprichst? Weil seine Versprechen so verlockend und verheißungsvoll klingen.
Unwirsch schüttelte sie den Kopf und versuchte, den Gedanken zu vertreiben. Sie wollte das alles nicht. Sie wollte nicht den Samstagabend im Lederminirock in halbdunklen Lagerhallen verbringen und sich beim Sex beobachten lassen. Das aufregende Gefühl war mit Paul am Anfang genauso gewesen. Alles, was neu ist, ist auch spannend – das bedeutet nicht, dass es auch gut für dich ist. Trotzdem war sie ratlos, was sie tun sollte.
Benedict übte so eine Anziehungskraft auf sie aus, dass sie sich kaum dagegen wehren konnte. Er war nicht einfach nur attraktiv – es lag etwas in seinen Augen, wenn er sie ansah, das sie nicht benennen konnte. Hunger? Gier? Verführung?
Sie wollte sich ihm hingeben – sich ihm vielleicht sogar unterwerfen, doch sie ahnte, dass es niemals gut gehen würde. Sie war viel zu trotzig, herausfordernd und unverfroren, um sich jemandem auf diese Art und Weise unterzuordnen.
Er wird schnell die Lust daran verlieren, deinen Widerstand brechen zu wollen – und dann ist alles, was gebrochen wird, dein Herz.
Es klopfte an die Tür. „Mabel, ist alles okay? Darf ich reinkommen?“ Charly.
„Ja.“
Die Tür öffnete sich und Charlys schwarzer, lockiger Haarschopf tauchte auf. Sie schob sich durch den Türspalt. „Was ist los?“
Mabel holte tief Luft, hielt sich am Waschbeckenrand fest
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