Bereitwillig (German Edition)
diesem zärtlichen Unterton, überraschte sie. Sie räusperte sich und dennoch klang ihre Stimme in ihren Ohren krächzend, als sie antwortete: „Das kommt ganz auf die Stelle an, schätze ich.“
„Ich entscheide mich für die Arme.“
Er stand so nah vor ihr, dass sie seinen warmen Atem spüren konnte und es war ihr nicht einmal unangenehm. Deine Arme? Wie schlimm kann das schon sein?
Sie nickte stumm. Sie spürte seine Hände um ihre Handgelenke, dann beugte er sich vor und küsste sie – lange, intensiv – und ließ sie mit einem berauschten Gefühl zurück. Instinktiv wollte sie sich schützen, ihm wieder eine Ohrfeige geben, ihn von sich schieben. Ihre Arme zuckten nach oben – doch er hatte vorgesorgt.
Er hielt sie davon ab, sich zu wehren und sie hatte es ihm auch noch erlaubt. Je tiefer seine Zunge in ihren Mund drang, desto mehr ergab sie sich.
Schließlich ließ er sie los, legte seine Hände stattdessen um ihren Kopf, streichelte ihre Wangen. Mabel spürte, dass sie keinen Widerstand mehr leisten konnte und griff nach seinem Mantel; er war offen und ihre Finger schlüpften darunter. Als sie ihre Hände auf seinen Rücken legte, spürte die warme Haut und die festen Muskelstränge. Sie gab nach, zog ihn zu sich, knabberte an seiner Unterlippe und entlockte ihm ein leises Aufkeuchen. Der unerwartete Laut, der seine Erregung bezeugte, sorgte dafür, dass sie sofort feucht wurde.
Er trat einen Schritt zurück und sah auf sie hinunter. „So fühlt sich das also an, wenn du nicht widerspenstig bist. Auch interessant.“
Sie wich seinem Blick aus, wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war kurz davor, ihn zu sich nach Hause einzuladen, als er sagte: „Ein Jammer, dass Ian vermutlich nie in den Genuss dieser Erfahrung kommen wird.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“
„Halte ruhig noch ein wenig an dem Märchen fest. Ich bin geduldig. Außerdem habe ich ja jetzt etwas, das mich über das Wochenende rettet.“ Mit dem Daumen strich er sich andächtig über die Lippen, die Anspielung auf ihren leidenschaftlichen Kuss war eindeutig. Mabel ärgerte sich, dass sie überhaupt auf seine Annäherungen eingegangen war.
Empört stieg sie in ihr Auto und startete den Motor. Bens Grinsen schien sie den ganzen Heimweg zu verfolgen.
Zuhause tigerte sie unruhig durch die Wohnung. Er hätte dich haben können. Warum hat er aufgehört und dich fahren lassen? Entnervt ließ sie sich auf die Couch fallen.Die Antwort kannte sie längst. Weil er will, dass du freiwillig zu ihm kommst.
Mabel beschloss, sich selbst ein wenig Abstand zu gönnen und griff zum Telefon. Sie würde mit Ian und Charly ausgehen und Spaß haben. Ende der Geschichte. Sie grübelte zu viel in letzter Zeit – das musste sich schleunigst ändern, bevor sie den Verstand verlor.
Wider Erwarten wurde das Wochenende ein voller Erfolg. Ian schleppte Charly und Mabel in eine Schwulenbar und sie amüsierten sich alle großartig. Sogar Charly war über ihren Schatten gesprungen und hatte Carl aus der IT-Abteilung um ein Date gebeten. Zuerst war sie beunruhigt gewesen, dass er vielleicht von der Schwulenbar nicht begeistert sein könnte, doch er nahm es locker und entpuppte sich als angenehmer Begleiter.
Mabel hatte sich ein großartiges Ablenkungsprogramm geschaffen und war so beschäftigt, dass sie kaum an Ben dachte. Am Samstag half sie ihrer Schwester beim Umzug, was zur Folge hatte, dass sie am Abend sofort erschöpft ins Bett fiel und einschlief.
Mit Charly bummelte sie dann am Sonntag über den Flohmarkt. Später stieß Ian dazu und berichtete, dass er bis über beide Ohren verknallt war. Zu seinem Glück erwiderte der Angebetete seine Gefühle und sie hatten sich bereits an diesem Morgen zum Brunch getroffen.
Dementsprechend gut gelaunt waren die Freunde am Montagmorgen – wie es aussah, würde der Tag entspannt werden. In der Mittagspause erklärte Ian sich sogar freiwillig bereit, für das Essen zu sorgen. Als er zurückkehrte, zog Charly sich einen Stuhl an Mabels Tisch und während sie aßen, unterhielten sie sich.
„Hat Carl sich noch einmal gemeldet?“, fragte Mabel ganz ungeniert.
Charly nickte verlegen. „Wir sind schon am Mittwoch verabredet.“
Wie im Chor sangen Mabel und Ian: „Charly ist verliebt. Charly ist verliebt.“
Mit einem süßlichen Lächeln präsentierte Charly ihren Mittelfinger.
Plötzlich räusperte sich jemand. Ian sprang ruckartig von seinem Stuhl auf und fuhr sich nervös
Weitere Kostenlose Bücher