Bereitwillig (German Edition)
gewonnen. Schnell, verschwinde!
Sie nahm die Kopien und drehte sich um, fest darauf konzentriert, langsam zu laufen, einen Schritt vor den anderen zu setzen – und nicht mit triumphierendem Gelächter loszurennen. Hatte Ian etwa doch Dank für seine unbedachte Äußerung verdient?
Sie wusste, dass er ihr folgte – er würde sie auffordern, in sein Büro zu kommen. Sie wusste es. Was wird er tun, wenn er entdeckt, dass du keine Unterwäsche trägst?
Sie bog um die Ecke und fühlte sich wie ein Tier auf der Flucht. Da sah sie Sebastian auf ihrer Schreibtischkante sitzen. Das ist dein Ausweg. Solange er dort sitzt, wird Benedict dich wohl kaum in sein Büro bitten.
Sebastians Augen weiteten sich und offensichtlich erfreute er sich an Mabels Outfit. Sie nahm auf ihrem Stuhl Platz, schlug die Beine übereinander und lächelte einladend. Sie hörte, wie hinter ihr die Glastür zugeworfen wurde und hoffte, dass Benedict nun schlecht gelaunt in seinem Chefsessel saß und alles mit ansah.
„Du siehst toll aus, Mabel.“
„Danke“, flötete sie und klimperte kokett mit den Wimpern.
Plötzlich ertönte ein leises „Ping“ und kündigte den Erhalt einer internen Email an. Jemand aus dem Büro hatte ihr eine Nachricht über das Firmennetzwerk geschickt. Wer mag das wohl sein?
„Schick’ ihn weg.“
Mehr stand nicht darin. Der Tonfall allein machte deutlich, dass Benedict verärgert war. Der Gedanke löste ein heißes Gefühl der Lust in ihrem Unterleib aus. Sie presste ihre Schenkel fester aneinander und wandte sich wieder Sebastian zu. Sie hörte seiner Anekdote zu und lachte an den passenden Stellen, genoss sogar seine bewundernden Blicke. Eigentlich ist ein Typ wie Sebastian viel passender für dich.
Es ertönte ein erneutes Piepen. „Ich meine es ernst.“
Sie löschte die Nachricht mit einem Tastendruck und erkundigte sich nach Sebastians Arbeit. Darüber konnte er minutenlang am Stück reden ohne Luft zu holen.
„Kleine Mabel, reiz’ mich nicht. Schick’ ihn sofort weg.“
Sie entschuldigte sich bei Sebastian für das dauernde Piepen, stellte den Computer auf stumm und tippte eine schnelle, kurze Antwort. „Noch eine Mail und ich gehe wirklich mit ihm aus.“
Seine Reaktion kam umgehend. „Das wagst du nicht. Wenn du ihn nicht wegschickst, hast du die Konsequenzen für dein Handeln zu tragen.“
Aber ein Typ wie Sebastian versetzt dich nicht so in Aufruhr.
Ihre Augen wurden schmal, sein Unverfrorenheit war kaum zu ertragen. Eine weitere Email landete in ihrem Posteingang. „Und das Halsband.“
Sie presste ihre Hände flach auf die Schreibtischplatte, dann stand sie auf. Sie beugte sich nah zu Sebastian, schnupperte an seinem Hals und sagte: „Du riechst wirklich gut. Was ist das?“
Dabei riecht er noch lange nicht so gut wie Ben.
Sebastian fühlte sich sichtlich geschmeichelt. „Das Parfüm ist von Versace und heißt ,Eau Fraiche‘.“
Mabel blieb noch einen Moment stehen und tat so, als würde sie den Duft genießen – in Wahrheit wollte sie jedoch Ben weichkochen, der gerade mit Sicherheit vor Wut schäumend beobachtete, wie Sebastian ihr, nicht so unauffällig wie er dachte, in die Bluse sah.
„Also, würdest du mit mir Essen gehen?“ Er sah noch nicht einmal sonderlich hoffnungsvoll aus, denn sie hatte ihren Leitsatz, nicht mit Kollegen auszugehen, oft genug wiederholt.
„Sehr gern.“
Sebastian sprang von ihrem Schreibtisch auf und sein Strahlen erhellte förmlich den Raum. „Jetzt ehrlich?“
Sie nickte nachdrücklich und er fragte: „Wie passt dir Freitag?“
„Klingt wunderbar.“
„Ich- Wow. Damit hätte ich jetzt aber nicht gerechnet. Ich reserviere einen Tisch und sage dir dann noch einmal Bescheid. Du machst mich gerade sehr glücklich.“ Er griff nach ihrer Hand, deutete eine Verbeugung an und drückte ihr tatsächlich einen Kuss auf den Handrücken. Für einen Moment vergaß Mabel Benedict und musste schmunzeln. Vielleicht wird ein Date mit Sebastian wirklich ganz nett.
Mit weiteren Beteuerungen, wie sehr er sich freute, verließ Sebastian das Büro und Mabel konnte ihn im Flur fröhlich pfeifen hören.
„Du meine Güte, den hast du aber glücklich gemacht. Wie kommt es, dass du ihn endlich erhört hast?“
Mabel zuckte mit den Schultern und sah Ian an. Für einen Moment hatte sie sein blaues Auge vergessen und verzog bei dem Anblick mitleidig das Gesicht.
„Du hast Kurt, Charly hat Carl und ich will ja auch nicht auf ewig Single sein.“
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