Bereitwillig (German Edition)
sich vom Schreibtisch ab und verließ mit wiegenden Hüften das Büro.
6
Mabel hatte den Reißverschluss ihres dunkelgrünen Kleides gerade halb hochgezogen, als ihr Handy klingelte. Sie war so davon überzeugt, dass es Sebastian sein musste, dass sie nicht einmal auf das Display schaute, bevor sie antwortete. „Hallo?“
„Was hast du an?“ Benedicts Stimme klang wie flüssiger Honig und die feinen Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf.
„Was willst du?“
„Dich davon abhalten, mit dem Langweiler auf ein Date zu gehen.“
„Keine Chance, ich bin schon fast aus der Tür. Ich sehe auch gerade auf die Uhr und stelle fest, dass ich mich auf den Weg machen muss. Auf Wiederhören.“
„Warte.“ Er klang beinah flehend und Mabel seufzte. Sie spürte, dass ihr Widerstand dahinschmolz.
„Woher hast du überhaupt meine Nummer?“
„Die steht in deiner Personalakte, direkt neben deiner Adresse übrigens.“
„Wie beruhigend. Sag’ mir bitte, dass du nicht vor der Tür stehst.“
Er lachte leise und antwortete: „Nein. Aber ich spiele durchaus mit dem Gedanken, vorbeizukommen und mich an dir zu vergehen.“
Verlangen brannte in ihren Adern und brachte ihre Klit zum Pulsieren.
„Kein Protest, interessant.“ Die Belustigung war deutlich zu hören.
„Ich muss jetzt wirklich aufhören.“ Mit Mühe presste sie sich die Worte heraus.
„Sag’ mir wenigstens, was du anhast.“
Mabel verdrehte die Augen. Sie merkte, dass sie das Gespräch gar nicht beenden wollte. Ein Teil von ihr wünschte sich, dass er vor ihrer Tür stand und ihr endlich jegliche Entscheidungen abnehmen würde.
„Ein furchtbar tief ausgeschnittenes Kleid und keine Unterwäsche.“
Sie drückte auf den roten Hörer und betrachtete das Handy mit klopfendem Herzen. Sie konnte nicht benennen, was es war, das sie gerade dazu gebracht hatte, zu lügen. Ihr Kleid war knielang, hatte einen züchtigen Ausschnitt und Dessous trug sie auch.
Du willst, dass er hier auftaucht und dich endlich ins Bett zerrt. Du bist zu stolz und zu ängstlich, um zu ihm zu gehen und dich ihm zu ergeben.
Im Restaurant fühlte sie sich schäbig, weil sie wusste, dass sie Sebastian etwas vormachte. Sie war einfach nicht an ihm interessiert – wobei das nicht einmal an ihm lag, er gab sich die größte Mühe.
Braune, dunkle Augen spukten ihr durch den Kopf und sorgten permanent dafür, dass sie nervös auf ihrem Stuhl herumrutschte. Wird er heute Abend vielleicht wirklich vor deiner Tür stehen?
Als ihr Gegenüber schließlich begann, über seine große, wahre Leidenschaft – das Orchideenzüchten – zu dozieren, blendete sie komplett aus. Sebastian schien sich aber gut zu amüsieren und ließ sich nicht anmerken, ob ihm Mabels geistige Abwesenheit auffiel.
Sie stocherte in ihrem Essen und nickte mechanisch. Erst da bemerkte sie, dass Sebastian das Wort an sie gerichtet hatte.
„Sieh mal, was für ein Zufall: Da sind Mister White, Benedict und der stellvertretende Bürgermeister. Den Rest kenne ich nicht.“
Mabel sah über ihre Schulter. Kein Zweifel, Benedict stach optisch deutlich aus der Gruppe von Männern hervor – alle trugen neutrale Anzüge in Farben wie beige oder braun, nur Ben war ganz in Schwarz gekleidet. Sein schmal geschnittener Anzug saß hervorragend und betonte seine schlanke Figur und die breiten Schultern.
Was zum Henker tut er hier? Das kann unmöglich ein Zufall sein.
Bens Augen durchsuchten den Raum und Mabel drehte sich schnell um. Sie saß mit dem Rücken zu dem Tisch, an dem die Männer Platz genommen hatten. Entsetzt bemerkte sie, dass Sebastian den Arm hob und Ben zuwinkte. Dieser kam prompt an ihren Tisch.
„Was für ein Zufall. Guten Abend.“ Er log, sie wusste es genau. Die Stadt ist zu groß für einen solchen Zufall.
„Guten Abend, Mister O’Connell. Am Freitagabend noch ein geschäftliches Essen? Sie haben wohl nie Feierabend, was?“
Sebastian bemühte sich redlich, Smalltalk zu machen, während Mabel es noch nicht einmal schaffte, den Blick von der Tischplatte zu heben.
„Bitte, sagen Sie doch Benedict zu mir. Mabel.“ Gezwungenermaßen sah sie auf. Seine Augen ruhten auf ihr, nahmen ihr Kleid zur Kenntnis, das längst nicht so freizügig war, wie er offenbar gehofft hatte. Sie lächelte, schwieg aber beharrlich.
„Also, die Liste wird wirklich immer länger.“
„Wie bitte?“ Sebastian verstand den Sinn der Aussage natürlich nicht, während Mabel sich unauffällig an der Tischkante
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