Bereitwillig (German Edition)
„Hast du denn gerade überhaupt das Verlangen nach einem anderen Mann?“
Dieser Bastard!
„Nein“, presste sie mühselig hervor und musste sich beherrschen, die Selbstgefälligkeit auf seinem Gesicht nicht mit einer Ohrfeige wegzuwischen. Seine Mundwinkel zuckten und er ließ ihr Kinn los. Wie zufällig umfasste er ihre Handgelenke und führte sie sanft, aber bestimmt hinter ihren Rücken. Er hielt beide Arme mit einer Hand zusammen, seine andere zwang ihren Kopf in den Nacken.
Eine Gänsehaut überzog ihren Körper, als er murmelte: „Und was machen wir jetzt?“
8
Mabel warf ihre Handtasche auf die Bank und setzte sich. Ian und Charly starrten sie bereits interessiert an. Erst vor etwas über einer Stunde hatte sie es geschafft, Benedict endlich nach Hause zu schicken und sich mit ihren Freunden in einem Restaurant zu verabreden.
Ian grinste nur und Charly sagte: „Wir sind ganz Ohr.“
Mabel seufzte. „Bekomme ich vorher wenigstens etwas zu trinken?“
Im Chor antworteten beide: „Nein.“
„Ihr seid unmöglich – so spannend wie es wahrscheinlich wirkt, ist es noch lange nicht.“
„Das entscheiden wir. Jetzt lass’ schon hören.“
Mabel hatte lange mit sich gehadert, was sie ihren Freunden erzählen wollte, sich dann aber für die Wahrheit entschieden.
„Ihr müsst zuerst versprechen, dass ihr es niemandem erzählt. Absolut niemandem, sonst rede ich nie wieder ein Wort mit euch.“
Charly hob erstaunt die Augenbraue. Ian zögerte länger. „Ist es etwas Schlimmes?“
Sie schüttelte langsam den Kopf.
„Nicht einmal Kurt?“
„Niemandem!“
Er ließ die Schultern hängen und zog kurz einen Schmollmund. „Okay.“
Noch einmal sammelte Mabel sich. Kurz und schmerzlos – die Beiden lassen sonst doch sowieso nicht locker. „Ich habe Ben im Aviditas kennengelernt.“
Charly schlug die Hand vor den Mund und Ian beugte sich interessiert näher. „Du machst Witze!“
„Kurz darauf war er auf einmal anstelle von Patricia da und hat mir die ganze Zeit im Büro nachgestellt, deswegen hatte ich dich kurzzeitig als meinen Freund vorgeschoben. Aber das hatte sich in dem Moment erledigt, als Kurt dich im Büro besucht hat. Danach ist er noch energischer geworden.“
Fassungslos ließ Ian sich in seinem Stuhl zurückfallen.
„Das ist noch nicht alles“, fuhr Mabel fort, immer noch ein wenig verlegen. „An dem Abend, an dem ich mit Sebastian ausgegangen bin, ist er in dem Restaurant aufgetaucht und hat mich aufgefordert, mit ihm essen zu gehen und Sebastian nach Hause zu schicken.“ Essen zu gehen? Du meinst wohl, dich ihm zu unterwerfen.
Charlys Augen glänzten verdächtig, als sie sagte: „Ich hätte auch in diesen Club gehen sollen. Gerade beneide ich dich ein wenig.“ Kurz stockte sie. „Ist er- Also so richtig-“
Mabel nickte nur.
Ausgerechnet Ian, der für solche Andeutungen sonst eigentlich sehr empfänglich war, schaute verständnislos zwischen ihnen hin und her. „Ich verstehe gerade irgendwie nicht, worum es geht.“
Charly tätschelte seine Hand. „Du musst nicht alles wissen, Schätzchen.“
„Bevor ihr fragt“, fuhr Mabel fort, „ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht. Ich weiß nur, dass er mich für das Wochenende zu sich eingeladen hat. Was meint ihr?“
Charly stimmte aufgeregt zu, nur Ian schaute kritisch. Mabel kannte diesen Blick; er würde gleich wieder den großen Bruder geben.
Sie hatte Recht. „Ich bin mir nicht sicher. Ich meine, was wissen wir denn schon von ihm?“
Charly kam Mabel zu Hilfe: „Wir wissen genug. Du solltest das auf jeden Fall machen – auf jeden Fall.“ Nachdrücklich betonte sie die letzten drei Worte.
Ian protestierte erneut: „Was ist denn mit Paul?“
„Gut, dass du fragst“, sagte Mabel. „Das ist so eine Sache: Ben ist unglaublich eifersüchtig. Es wäre also super, wenn ihr euch in nächster Zeit nicht lautstark nach möglichen Liebhabern erkundigen würdet.“
Ihre Freunde stimmten zu – Charly beinah aufgeregt, Ian immer noch ein wenig trotzig. Erleichtert sagte Mabel: „So, ich brauche jetzt einen Weißwein! Wer ist dabei?“
Am nächsten Morgen hatte sie weiche Knie. Sie war sehr betrunken nach Hause gekommen, denn aus dem Glas Wein war eine Flasche geworden und aus einer Flasche schließlich vier.
Erst zuhause hatte sie bemerkt, dass Ben versucht hatte, sie auf dem Handy zu erreichen, doch ihre motorischen Fähigkeiten hatten nicht mehr für eine Antwort ausgereicht. Auch den
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