Bereitwillig (German Edition)
entgangenen Anruf von Paul hatte sie bisher noch nicht beantwortet – zuerst musste sie herausfinden, wie man eine lose Sexbeziehung beendete.
Auf dem Weg zur Arbeit versuchte sie, das widerliche Klopfen in ihrem Schädel wegzuatmen, während sie darauf wartete, dass die Kopfschmerztablette endlich Wirkung zeigte, die sie mit einem Glas Wasser heruntergespült hatte.
Sie wusste nicht, wie wütend Ben über die ignorierten Anrufe sein würde – aber das war eigentlich die kleinere ihrer Sorgen. Bisher hatten sie noch nicht darüber gesprochen, wie sie sich auf der Arbeit verhalten sollten.
Auch Ian und Charly sahen ähnlich desolat aus wie Mabel und sie bemitleideten sich eine Weile gegenseitig. Davon abgesehen velief der Vormittag ohne Besonderheiten, denn bis zur Mittagspause ließ sich Ben nicht blicken.
Mit einem unschlüssigen Gesichtsausdruck erhob Mabel sich. Sie wusste nicht, ob sie mit ihren Freunden zum Lunch gehen oder warten sollte, was Ben vorhatte. Ian schlang sich bereits einen Schal um den Hals. Sie wollte gerade nach ihrer Jacke greifen, als ihr Computer mit einem hellen Piepton den Eingang einer neuen Email verkündete. „Zu mir. Jetzt.“
„Geht ohne mich. Ich bleibe wohl hier und esse mit Ben“, informierte sie ihre Freunde
„Natürlich, essen!“ Ian machte ein anzügliches Gesicht, Charly verdrehte nur die Augen und drängte ihn aus dem Raum.
Als die Stimmen der Beiden im Flur verklungen waren, ging Mabel mit langsamen Schritten zu Bens Büro. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie seit seiner Email fast erstarrt gewesen war. Als würdest du auf den nächsten Schlag auf deinen Hintern warten.
„Schließ’ die Tür.“ Mehr sagte er nicht, als sie in seinen Glaskubus trat.
„Dir auch einen wunderschönen guten Tag“, murrte Mabel, kam seiner Aufforderung aber nach.
Ben saß in seinem großen Lederstuhl und musterte sie. Vor ihm auf dem Tisch lag ihr Urlaubsantrag. Sie nahm das Blatt in die Hand.
„Ich habe drei Wochen Urlaub übrig? Wo kommt der denn her? Ich hatte doch nur noch fünf Resttage.“ Sie klang fassungslos.
„Ich war so frei, deine gesammelten Überstunden der letzten Jahre zusammenzurechnen. Warum hast du die bisher eigentlich nicht eingefordert?“
„Ich bin bisher am nächsten Tag immer früher gegangen – das hat wohl keiner bemerkt, was?“ Schuldbewusst starrte sie auf den Zettel. „Dann steht mir der Urlaub doch nicht zu, schätze ich.“
„Nimm ihn trotzdem. Die Geschäftsleitung ist so dankbar darüber, dass hier alles wieder in geordneten Bahnen verläuft, dass sie momentan alles absegnet. Außerdem habe ich ein vages Gefühl, dass du eine Weile brauchen wirst, um dich von unserem Wochenende zu erholen.“
„Eingebildeter-“ Sie verstummte, als er mahnend den Arm hob.
„Du solltest lieber nichts sagen, was ich dich vermutlich bereuen lasse. Die Liste ist jetzt schon wieder lang genug.“ Die Fältchen um seine Augen vertieften sich.
„Wie kann das denn bitte sein? Seit Samstag? Ich glaube, du irrst dich, mein Lieber.“ Mabel verschränkte die Arme und tippte mit der Fußspitze mehrmals demonstrativ auf den Boden.
„Ich habe deine Verfehlungen sehr gut im Blick, keine Sorge. Fangen wir damit an, dass du gestern meine Anrufe nicht beantwortet hast. Wo warst du?“
Sie spürte Wut in sich hochsteigen und versuchte tapfer, sie herunterzukämpfen. Sie konnte erkennen, dass er sich nur mit Mühe vom Lächeln abhalten konnte. Es macht ihm viel zu viel Spaß, dich zu verhören. Sie holte tief Luft. „Ich glaube, da muss ich abwägen. Wie schlimm die Strafe wird, wenn ich dir sage, wo ich war – gegen die Härte der Strafe, wenn ich dir nicht sage, wo ich war.“
„Du genießt es viel zu sehr, noch mehr Verfehlungen zu sammeln. Ich habe dir am Samstag wohl noch nicht genug Manieren beigebracht.“ Jetzt lächelte er offen, fast vergnügt.
„Also: Welche Strafe wäre schlimmer?“
„Das verrate ich dir doch nicht. Aber wenn es deine Entscheidung beeinflusst, kann ich dich gerne jetzt schon einmal präventiv über den Schoß legen. Hatte ich sowieso vor, weil du die Kleiderordnung missachtet hast.“
„Welche Kleiderordnung?“, fragte Mabel ein wenig erschrocken.
Sein Lächeln vertiefte sich. „Die, die ich dir mitgeteilt hätte, wenn du so großzügig gewesen wärst, meinen Anruf entgegenzunehmen.“
Sie konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Wenn das so ist, dann habe ich meine Strafe wohl verdient, Sir.“
Sie senkte den
Weitere Kostenlose Bücher