Bereitwillig (German Edition)
„Das ist gut möglich.“ Ein Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen.
„Du kannst hier ruhig alles erkunden, ich bin in der Küche.“
„Kein blutiger Schlüssel?“
„Wie bitte?“ Er sah sie an, die Augenbraue fragend hochgezogen.
„Du weißt schon: Wie der, den König Blaubart im Märchen seiner Frau gibt und der zu dem Zimmer mit seinen toten Frauen gehört.“
„Ach so!“, lachte er herzlich. „Keine Sorge: Die Leichen habe ich entsorgt, als ich das letzte Mal hier war.“ Verschmitzt zwinkerte er ihr zu.
Mabel machte sich daran, ihren Wohnsitz für das Wochende zu erkunden. Du meinst wohl seinen Wohnsitz für das Wochenende. Natürlich war auch der Rest der Hütte ähnlich geschmackvoll eingerichtet und sorgte dafür, dass sie gar nicht mehr zurück in die Stadt wollte. Das Bad mit den Mosaikfliesen an der Wand bot eine geräumige Wanne und eine große Duschkabine. Auch hier gab es ein breites Fenster, durch das man von der Badewanne aus immer noch ungehindert die atemberaubende Aussicht genießen konnte.
Danach gab es nur noch einen Raum, den sie bisher nicht von innen gesehen hatte: Das Schlafzimmer. Ihr Puls beschleunigte sich merklich, als sie ihre Finger um den Türknauf schloss. Sie drehte ihn und hielt unbewusst die Luft an. Wie würde es wohl aussehen?
Als sie in das Zimmer trat, war sie war gleichzeitig verwundert und nicht im Mindesten überrascht. Ist das überhaupt möglich? Die Böden und Wände waren genauso hell wie der Rest der Einrichtung, doch die Möbel waren dunkel gehalten und wirkten so noch massiver und schwerer. Eindeutig beherrscht wurde der Raum von dem großen Bett. Unten war es offen, doch am Kopfende besaß es zwei hohe Pfeiler – Mabel konnte sich nicht gegen die Bilder wehren, die sofort durch ihren Kopf schossen. Sie sah sich selbst dort gefesselt und war sicher, dass die Pfeiler genau diesem Zweck dienten. Bis auf eine große Kommode, die neben dem Bett stand und einen mit Leder bezogenen Hocker war der Raum leer.
Zu ihrer Überraschung gab es hier jedoch zwei weitere Türen. Eine davon führte sicherlich in das Badezimmer – aber was verbirgt sich hinter der anderen? Vielleicht doch Blaubarts tote Frauen?
Schritte hinter ihr kündigten Ben an.
„Was ist? Traust du dich nicht rein?“ Sein leichter Spott war nicht zu überhören. Doch ihr wollte einfach keine schnippische Antwort einfallen. Er schob sie sanft in den Raum und stellte die Reisetaschen ab. Unschlüssig stand Mabel da und war plötzlich ratlos, was sie nun tun sollte. Sich umziehen? Zurück in den Wohnraum gehen? Was hatte er vor?
„Es macht dich verrückt, dass es hier nur ein Bett gibt, nicht wahr? Keine zwei Schlafzimmer, nicht einmal ein Gästebett?“ Er neckte sie und kam langsam auf sie zu.
„Sehr witzig“, murrte Mabel. Nicht unbedingt falsch – dabei ist es noch nicht einmal das Schlafen, das dich um den Verstand bringt.
Sie unterdrückte den Impuls, vor ihm zurückzuweichen und hatte den Eindruck, dass er sie wie ein Buch lesen konnte. Dicht vor ihr blieb er stehen und legte seine Hand auf ihr Gesicht. Sein Kuss war überraschend zärtlich. Mabel war immer wieder aufs Neue verwirrt von dem Wechsel zwischen hart und sanft, den er so mühelos zu beherrschen schien.
„Komm’, ich koche für dich.“ Er hielt ihr die Tür auf und sah sie auffordernd an.
In der Küche roch es bereits verführerisch. Mabel spähte in den Topf, der auf dem Herd stand. „Du kannst also wirklich kochen.“
Sie überlegte, dass Ben eigentlich ein ziemlicher guter Fang war. Wenn man darauf steht, vor dem Sex den Hintern versohlt zu bekommen.
Er schwieg und rührte in dem Topf; bedeutete ihr dann, am Küchentisch Platz zu nehmen.Er stellte ein Glas Weißwein vor ihr auf den Tisch und seins auf die Küchenanrichte. Daran könntest du dich gewöhnen. Schnell senkte sie ihren Blick – sie befürchtete, Ben könnte sich umdrehen und ihr den Gedanken an der Nasenspitze ablesen.
„Magst du Steinpilze?“, fragte er über die Schulter.
„Ja. Wird das ein Risotto?“
„Wenigstens Essen identifizieren kannst du, immerhin ein Anfang. Vielleicht bringe ich dir irgendwann sogar kochen bei.“
Sie erinnerte sich an das, was er zu Paul gesagt hatte. „ Auf den Anruf würde ich an deiner Stelle lieber nicht warten.“ Offensichtlich meinte er es ernst mit ihr und plante bereits eine längerfristige Beziehung. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Hals sich merkwürdig eng anfühlte. Dass er
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