Bereue - Psychothriller (German Edition)
sich die Augen und rückte seine Brille wieder gerade. “Wie konnten Sie nur so dumm sein. In ein paar Wochen wäre das in der Buchhaltung sowieso aufgeflogen, wenn wir zu den Zahlungen keine entsprechenden Rechnungen gegenbuchen können. Durch den Tipp sind wir Ihnen nur schneller auf die Spur gekommen.”
Ben hielt die Luft an, seine Haut kribbelte. „Von wem kommt dieser Tipp?“
„Das tut nichts zur Sache.“
Noch nie hatte Ben den Alten so erschüttert gesehen. Wie konnte er ihm klar machen, dass er unschuldig war. „Ich habe mit diesen Organisationen nichts am Hut. Das muss mir jemand angehängt haben.“ Da fiel ihm etwas ein. “Genau. Und zwar die Person, die Ihnen den Tipp gegeben hat. Sagen Sie mir, wer das war.” Seine Stimme überschlug sich. Er musste sich beruhigen.
Fehlberger mischte sich ein. “Der Tipp war anonym. Vermutlich jemand aus unserer Buchhaltung, dem die Zahlungen aufgefallen sind.”
“Aber warum dann anonym?”
“Vielleicht hat die Person Repressalien von Ihrer Seite befürchtet.”
“Nein! Diese Person ist es, die mich fertigmachen will! Finden Sie sie.”
Fehlbergers graue Augen musterten ihn unberührt. “Ich schlage vor, Sie kommen jetzt zur Vernunft und reden mit uns über eine gütliche Einigung.”
Erst letzte Woche hatte er mit Fehlberger gemeinsam einen Prozess gegen einen Wettbewerber gewonnen. Das Gericht hatte festgestellt, das die beklagte Firma von Vita Canin abgekupfert hatte. So grau dieser Mann auch wirkte, er war ein Fuchs. In den letzten Jahren hatte er immer einen Weg gefunden, auf Bens Geheiß unbequeme Mitarbeiter zu entsorgen. Jetzt war er selbst dran.
Das sinkende Schiff unter Ben schwankte. Als Kapitän war es seine Pflicht, damit unterzugehen. Das Pochen in seinen Ohren übertönte alle Gedanken in seinem Kopf. „Aber es muss so sein. Hören Sie. Da ist irgend so ein Verrückter, der will mich vernichten.“
Mitleid lag in Rikowskis Blick. Unerträglich.
Bens Hände zerteilten die Luft zwischen ihnen. „Das können Sie mit mir nicht machen! Ich habe diese Firma zu dem gemacht, was sie heute ist.“
Rikowski stand auf. „Das haben Sie. Angesichts Ihrer besonderen Leistungen für mein Unternehmen bin ich bereit, von einer Anzeige abzusehen, wenn sie das veruntreute Geld zurückzahlen, einer rückwirkenden Aufhebung ihres Arbeitsverhältnisses zustimmen und auf der Stelle meine Firma verlassen. Dass wir Ihnen Ihr Gehalt für diesen Monat nicht mehr bezahlen werden, ist ja wohl selbstverständlich.“
Fehlberger verstaute die Aktenmappe in seinem Koffer und legte zwei Exemplare eines Aufhebungsvertrages vor Ben. Beide waren bereits von Rikowski unterzeichnet. „Unterschreiben Sie.“ Er legte einen K ugelschreiber auf das Papier.
Das war ein Traum. Er würde gleich aufwachen und alles wäre normal. Ben schlug sich gegen die Stirn. Er spürte den Schmerz, aber die Situation änderte sich nicht. „Herr Rikowski, ich kann das nicht akzeptieren.“
Ein unendlich müder Blick von Rikowski streifte Ben. „Unterschreiben Sie und gehen Sie mir aus den Augen. Ich dachte, Sie hätten wenigstens so viel Anstand, Ihren Fehler einzugestehen.“
„Aber ich habe nichts getan!“
Fehlbergers Mundwinkel trieben auseinander. „Wenn Sie darauf bestehen, können wir Sie anzeigen. Dann wird es ein Ermittlungsverfahren geben. Aber glauben Sie mir, die Beweise sind eindeutig. Ich habe alles mehrmals überprüft.“
Blinzelnd überflog Ben den Aufhebungsvertrag, doch die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. „Nein!“, schrie er knallte das Papier auf den Tisch. Er konnte doch nicht sein berufliches Todesurteil unterschreiben. Wie sollte er nur diese 76.000 Euro zurückzahlen, die er nie gehabt hatte, wie die Raten für das Haus aufbringen. Er war ruiniert. Mit geballten Fäusten baute er sich vor Rikowskis Schreibtisch auf. „Herr Rikowski.“ Doch er kam nicht weiter.
Rikowski hämmerte auf eine Taste seines Telefons. „Frau Wagenlehner. Schicken Sie zwei Herren vom Wachschutz in mein Büro.“ Der Blick der blaugrauen Augen streifte Ben. „Ich hatte mehr Anstand von Ihnen erwartet.“
Abwehrend hob Ben die Hände. „Pfeifen Sie Ihre Wachhunde zurück.“ Seine Hand griff nach dem Kugelschreiber und kritzelte so etwas Ähnliches wie seine Unterschrift auf das dafür vorgesehene Feld. Der Stift fiel auf das Papier.
Fehlberger schnappte die von Ben unterschriebene Ausfertigung des Vertrages und legte ihn in den Koffer auf die Akte. Der
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