Bereue - Psychothriller (German Edition)
Zeigefinger bohrte sich schmerzhaft in Bens Brust. „Und selbst wenn dir jemand übel mitspielt, wird er seinen Grund dafür haben. Du warst nicht zimperlich mit deinen Geschäftspartnern, Konkurrenten und Mitarbeitern, nach allem, was ich so gelesen habe.“
Ben klappte in sich zusammen. „Aber du kennst doch die hohen Tiere der Stadt. Kannst du nicht etwas unternehmen, damit die Polizei endlich gegen diesen Wahnsinnigen ermittelt?“
„Du sagst doch selbst, es gibt keine Beweise.“ Mit einem Achselzucken drehte sich sein Erzeuger um und setzte sich. Er legte die Brille behutsam neben das Cognacglas und nahm das Studium der Aktienkurse wieder auf.
Innerlich vibrierte Ben, doch die wirren Gedanken und Gefühle fügten sich zu keinen sinnvollen Worten zusammen, die er seinem Vater an den Kopf hätte werfen können. „Aber du musst mir helfen. Der Kerl will mich vernichten!“, hörte er sich sagen und wusste im selben Moment, dass er sich mit seinem Gejammer nur noch weiter von seinem Vater entfernte.
Ohne den Blick von der Zeitung zu lösen, erwiderte sein Biller senior: „Mich wollte auch so mancher vernichten. Aber keiner hat es geschafft. Das unterscheidet die Männer von den Memmen.“
Eine Hand berührte Bens Arm.
Unwillkürlich zuckte Ben zusammen und riss den Kopf herum.
Seine Mutter. Er hatte sie vollkommen vergessen. „Hier. Ich wusste doch, dass ich es habe.“ Triumphierend hielt sie ihm ein Buch entgegen. Wünsche ans Universum lautete der vielversprechende Titel. „Das hilft dir bestimmt.“ Mit einem strahlenden Lächeln drückte sie es ihm in die Hand. “Du musst die Meditationen jeden Tag machen, dann gehen alle deine Wünsche in Erfüllung.“ Wenn das stimmte, hatte sie sich ihrem Blick nach zu urteilen nur ein immer volles Glas Gin Tonic gewünscht.
„Danke“, stotterte er und nahm es. Es fehlte nur noch, dass sie ihn in die Backe kniff und sagte: ‚Bis du heiratest, ist alles wieder gut.’
Eine fremde Melodie summend strich sie in fünf Zentimeter Abstand durch die Luft um seinen Kopf und Oberkörper. „Deine Aura. Sie war so ausgefranst. Ich habe sie geglättet“, murmelte sie und sank wieder in ihren Relaxsessel. Ihre knochige Hand streckte sich nach dem Glas auf dem Boden aus.
Mit offenem Mund starrte er seinen Vater an, der die Zeitung studierte als sei alles in Ordnung. “Vater!”, schrie er und spürte Sp ucketröpfchen auf seinen Lippen. Mit dem Handrücken fuhr er darüber. “Was erwartest du von mir? Nie konnte ich dir etwas recht machen. Ich habe es mein Leben lang versucht, ich habe geschuftet wie ein Ackergaul. Und dieses eine Mal, da ich deine Hilfe brauche, jagst du mich davon?”
Ohne den Blick von der Zeitung zu wenden griff Biller senior nach seinem Cognacglas. “Ich erwarte Stärke und Haltung von meinem Sohn. Du stehst wie ein erbärmlicher Jammerlappen vor mir.” Er riss sich die Brille von der Nase und starrte ihn an. “Und wage es nicht noch einmal, mich in meinem Haus anzuschreien.” Die Brille landete wieder auf seiner Nase. “Geh mir aus den Augen.”
Benommen sah Ben zu seiner Mutter. Sie kippte den Rest Gin Tonic in ihren Hals.
„Gibt es sonst noch was?“, knurrte sein Vater und faltete die Zeitung sorgfältig zusammen.
Unfähig, auch nur ein weiteres Wort herauszuwürgen, stolperte Ben aus dem Salon, durch das Foyer, die Stufen hinunter zu seinem Auto. Es fühlte sich an wie ein Abschied für immer. Wohin?
Normale Menschen hatten Freunde. Er hatte Geschäftsfreunde. Gehabt.
Die Straßenlaternen durchdrangen die hereinbrechende Schwärze der Nacht, als er den Wagen mit unbestimmtem Ziel startete.
14
Der Sender, den er an Ben Billers Bonzenkarre befestigt hatte, funktionierte einwandfrei. Das GPS-Signal auf dem Monitor zeigte, dass der Wagen immer noch auf dem Parkplatz eines Möbelhauses im Industriegebiet stand.
Es war drei Minuten nach sieben. Biller musste im Wagen geschlafen haben, dort draußen gab es keine andere Übernachtungsmöglichkeit. Offensichtlich hatte er gestern Abend keine Unterstützung bekommen. Angesichts der Familienverhältnisse, soweit sie Jakob bekannt waren, hätte ihn alles andere gewundert. Biller hatte sich dem Signal des Peilsenders zufolge gestern Abend nur neun Minuten auf dem Grundstück seiner Eltern aufgehalten.
Im Leben von Ben Biller gab es keinen Menschen, dem er etwas bedeutete, außer ihm selbst. Und das auch nicht mehr lange, dafür würde er sorgen.
Zufrieden zog Jakob die Tastatur
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