Bereue - Psychothriller (German Edition)
Feuerwehrmänner spritzten Wasser auf die dampfenden Überreste. Selbst die Doppelgarage glich einer ausgebrannten Höhle.
All seine Habe war Asche. Seine Kleider, seine Unterlagen genauso wie die wenigen persönlichen Habseligkeiten, die er in der Schublade des Nachtkästchens aufbewahrt hatte. Die Milchzähne von Lucky, das Taschenmesser, das ihm sein Großvater zum achten Geburtstag geschenkt hatte. Der Gedichtband von Rilke, den Annelie ihm geschenkt hatte, mit diesen liebevollen Worten, die sie in schwungvollen Buchstaben auf die erste Seite geschrieben hatte. Wie oft war sein Finger über die verblassende Handschrift geglitten.
Sein Leben war verbrannt. Ihm blieb nur das, was am Leib trug. Er fühlte sich nackt.
Den Blick starr auf die bizarre Szenerie gerichtet, taumelte er auf die Ruine zu, bis ihn seine Beine nicht mehr tragen wollten. Im nassen Gras fiel er auf die Knie. „Hast du jetzt endlich genug!“, schrie er in den Himmel und riss an den feuchten Grasbüscheln.
Jemand berührte ihn an der Schulter. „Sind Sie Herr Biller?“
Die Finger in die nasse Erde verkrallt nickte er.
„Ich bin Kommissar Berglehner von der Kripo, das ist mein Kollege Meinert. Wir müssen mit Ihnen reden. Seit heute nachmittag versuchen wir, Sie telefonisch zu erreichen.” Ein tadelnder Zeigefinger schwang in den Worten mit.
Er hatte das Telefon abgestellt, weil er seine Ruhe haben wollte. Dass alles noch schlimmer kommen würde, damit hatte er nicht gerechnet. “Was wollen Sie”, krächzte er.
“Unsere ersten Ermittlungen haben ergeben, dass ein Brandb eschleuniger benutzt wurde.“
Ben stützte sich ab und kam schwankend auf die Füße. Zwei Männer standen ihm mit verschränkten Armen gegenüber. „Natürlich hat dieser Scheißkerl einen Brandbeschleuniger benutzt! Wie sonst könnte er mein Haus abfackeln.“
„Wir sind seit drei Stunden vor Ort und konnten bereits ermitteln, dass Sie gestern Abend zwei Benzinkanister ins Haus gebracht haben. Was können Sie uns dazu sagen?“ Bei jedem Wort wanderte der graue Schnauzer im Gesicht des älteren Polizisten umher.
Auf wackligen Knien stakste Ben auf die beiden zu. “Ich weiß nicht, wovon Sie reden.” Wie oft hatte er das heute schon gedacht, wie oft gesagt.
“Ein Zeuge hat sie eindeutig identifiziert. Oder hat noch eine andere Person Zugang zu Ihrem Haus, die Ihnen ähnlich sieht.” Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Jemand hat es auf mich abgesehen, will mich fertigmachen. Alles hat angefangen mit diesem anonymen Drohbrief.“
Der Rücken des Polizisten mit dem grauen Schnauzer straffte sich. „Was für ein Drohbrief?“
Fieberhaft überlegte Ben, versuchte, dieses Blatt Papier vor sich zu sehen, das er als Scherz abgetan hatte. „Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Ich solle bereuen und mich selbst richten. So was halt. Ich habe es nicht ernst genommen.“
„Haben Sie die Nachricht noch?“
„Ja! Kommen Sie, ich habe sie in die Papiertonne geworfen.“ Die Polizei würde ermitteln, sie würden den Wahnsinnigen finden, der ihm das angetan hatte. Er selbst würde rehabilitiert werden, sein Geld zurück bekommen. Mit neuer Energie eilte er zu den Mülltonnen, die am Gartenzaun standen und vom Feuer verschont geblieben waren. „Da.“ Er öffnete die Tonne und durchwühlte die Stapel an Werbeschreiben, Zeitschriften, Briefen. Wo war nur diese Nachricht. „Ich finde sie gleich.“ Noch einmal durchsuchte er alles. Vielleicht war sie zwischen zwei Seiten eines Heftes gerutscht. Er zerrte alles heraus und warf es auf den Boden. Im nassen Gras kniend untersuchte er Blatt für Blatt die Papierflut.
„Herr Biller. Diese Nachricht gibt es nicht.“ Jemand zog ihn am Arm auf die Füße.
Schwer stützte er sich auf den Rand der Papiertonne. Der Wahnsinnige hatte den Zettel verschwinden lassen. „Sie müssen dem nachgehen. Der Verrückte hat erst meinen Hund abgeschlachtet, dann hat er meiner Freundin suggeriert, ich würde fremdgehen. Außerdem hat er dafür gesorgt, dass ich meine Arbeit verliere und mein Konto hoffnungslos überzogen ist. Sie müssen mir helfen. Ich bin am Ende.“ Er rieb sich die Augen und spürte den Dreck von seinen Fingern darin brennen. Mit dem Ärmel wischte er sich über das Gesicht und blinzelte.
Der Polizist mit dem grauen Schnurrbart lächelte müde und schüttelte den Kopf. „Ein toter Hund, eine betrogene Freundin, zu viel Geld ausgegeben und bei der Arbeit Mist gebaut. Man kann leicht die
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