Bereue - Psychothriller (German Edition)
Denkst du, sie kommen besser damit klar, wenn sie sich auch noch selbst die Schuld geben?”
Er schloss die Augen. Wie hatte er nur annehmen können, dass in ihrem Leben alles heiter war. “Du musst dir das selbst vergeben, den Eltern kannst du nicht helfen.”
“Ich weiß. Es dauert einfach seine Zeit.” Sie wischte sich über die Augen. “Schluss jetzt damit.” Energisch schob sie eine verirrte Strähne hinter ihr Ohr. “Wie sieht es mit deinen Rippen aus.” Ihre Hände glitten mit Druck über die blauroten Verfärbungen.
Der Schmerz zuckte durch seinen Leib, ein Stöhnen entfleuchte ihm.
“He. Ich kann auch nichts dafür, schließlich habe ich kein Röntgengerät zu Hause”, meckerte sie und drückte weiter auf seinem tobenden Oberkörper herum.
“Schon gut, ich reiß mich ja zusammen”, keuchte er und kniff die Augen zu, bis er Sternchen sah.
Endlich war sie fertig. “Nichts gebrochen, zumindest nicht durchgebrochen. Das heilt von alleine. Aber die Schmerzen werden dich noch ein paar Wochen begleiten.”
“Ein paar Wochen? Herrgott”, knurrte er.
“Du kannst die Tropfen behalten.” Sie knöpfte sein Hemd wieder zu. Ihre Finger streiften seine Haut.
“Mit was haben die dich geschlagen, sieht nach einem Baseballschläger aus.”
“Volltreffer sozusagen”, bestätigte er.
“Und Kampfstiefel?”
“Du kennst dich aus. Hast du so was öfter gesehen?”
“Du bist leider kein Einzelfall. Und du denkst, dein mysteriöser Verfolger hat die Schlägertruppe angeheuert?”
Die Augen geschlossen erinnerte er sich an die wenig freundlichen Abschiedsworte. “Der eine Kerl hat mir ein Messer an den Hals gedrückt und gesagt, ich wüsste schon, was ich zu tun hätte.”
“Erzähl mir mehr von den anderen Geschehnissen”, forderte sie ihn auf und lehnte sich neben ihm zurück.
Heute war Mittwoch. Vor einer Woche war seine Welt noch in Ordnung gewesen. Ausführlich erzählte er ihr, was in den letzten Tagen passiert war.
Als er fertig war, stand sie auf und wanderte durch das Wohnzimmer. „Das kann doch alles nicht wahr sein.“
Ihre Wanderung verfolgend nickte er und wunderte sich selbst über all das. “Dann glaubst du mir?”
Ruckartig blieb sie stehen und deutete mit ausgestrecktem Zeig efinger auf ihn. “Entweder leidest du unter Wahnvorstellungen oder da will dich wirklich einer in den Tod hetzen. Wie geht es jetzt weiter?”
„Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich kann nicht mehr.“ Die Finger auf die Augen gepresst versuchte er die aufsteigenden Tränen niederzukämpfen. Er konnte hier nicht rumflennen, nicht vor Annelie. Doch dass sie ihm glaubte, mitfühlte, brachte ihn noch mehr aus dem Gleichgewicht. „Wenn du nicht wärst, wäre ich schon tot. So wie er es will. Warum auch immer.“
Sie nahm ihre Wanderung wieder auf. „Du könntest abhauen, irgendwohin, wo er dich nicht findet.“
„Er wird mich nicht davonkommen lassen.“
Ihre Hände flatterten wie aufgescheuchte Vögel durch die Luft. „Aber du kannst es versuchen!“
„Wo soll ich hin mit einem Ermittlungsverfahren am Hals, ohne Geld, ohne Hilfe.“ Nun kamen die Tränen doch und er konnte nichts dagegen tun. Das Schluchzen drängte sich nach oben, ließ seinen ganzen Körper erzittern. Die Hand auf den Augen konnte er nur den Kopf schütteln und sich seiner Tränen schämen.
Eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter. „Ich kann dir helfen.“
Zwischen seinen Fingern hindurch musterte er sie. Doch da lag kein Spott in ihrem Blick. Nur Besorgnis. „Du?“
Sie zuckte die Achseln. „Du hast deine Lektion gelernt. Mehr als genug. Wer auch immer dahinter steckt, geht zu weit. Er ist wahnsinnig. Ich traue ihm zu, dass er nicht eher locker lässt, bis du tot bist. Und das hast du nicht verdient.“
Mit dem Hemdsärmel wischte er sich über das Gesicht. “Wie willst du mir helfen?”
“Wir finden raus, wer dieser Irre ist. Er muss einen Grund haben, dich zu jagen. Dann sehen wir weiter. Aber morgen, okay? Ich muss in sieben Stunden in der Arbeit sein und würde gerne noch ein bisschen schlafen.” Auf nackten Füßen tappte sie zur Tür.
Stöhnend hievte er sich auf die Beine. Er konnte heute Nacht hier vor ihrer Tür im Wagen schlafen, dann würde er sich die Fahrerei ersparen. Auch hatte die Einsamkeit des Parkplatzes drastisch an Attraktivität verloren. “Wann bist du wieder da?”
Sie drehte sich in der Tür um. “Gegen drei. Du kannst auf der Couch schlafen. Bedien dich in der Küche. Aber
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