Bereue - Psychothriller (German Edition)
auf seinem Hals. Wenigstens schlug sein Herz, und wie. „Du hast einen Freund? Das ist schön. Aber hab ich dich gestern nicht mit einem dunkelhaarigen Bodybuilder gesehen?“
Evil sprang von seinem Schoß und lief miauend auf sie zu. Sie hob ihn hoch und drückte ihn an ihre Brust. „Oh, das eben war Stefan. Gestern das war Peter.”
„Du bist mit zwei Männern gleichzeitig zusammen?“
„Mit Peter gehe ich ins Kino, Actionfilme können so stimulierend sein. Er ist ein Hengst. Und Stefan ist wahnsinnig gebildet. Er befriedigt meine intellektuellen Bedürfnisse.“
Einen Mann fürs Bett und einen für den Geist. Sein unschuldiges Schneewittchen gab es wirklich nicht mehr. „Du bist ja verrückt“, entfuhr es ihm.
Der Kater sprang auf den Boden und mauzte klagend. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Windstoß trieb ihr die Haare ins Gesicht, bauschte ihr Kleid. „Ich dachte nicht, dass ausgerechnet du so puritanisch bist.“
“Ist ja schon gut. Geht mich ja auch nichts an.”
“Allerdings. Was willst du hier?”
Ja, was wollte er hier. Bestimmt nicht über ihre Männergeschichten reden. “Ich brauche deine Hilfe.” Mit zusammengebissenen Zähnen stand er auf und hielt sich am Türstock fest, um nicht umzufallen. Sein Kreislauf hatte sich vorübergehend verabschiedet. Langsam ließ der Schwindel nach und das Schneegestöber vor seinen Augen ve rwandelte sich wieder in den Anblick einer wenig begeisterten Annelie.
“Ich kann dir nicht helfen, versteh das.” Mit dem Schlüsselbund in der Hand wartete sie, bis er sich von der Tür löste.
Eine Hand an die Wand gestützt ging er zur Seite. “Diesmal schon.”
Sie sperrte die Tür auf, Evil flitzte an ihren Beinen vorbei ins Haus. Mit einem Seufzer schaltete sie im Flur das Licht an. “Komm rein. Ich hab aber nicht viel Zeit, morgen habe ich Frühschicht.”
Er folgte ihr in die Wohnküche. Hoffentlich versaute er ihr nicht alles mit seinem Blut.
Sie holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Gerade setzte sie die Flasche an die Lippen, da erstarrte sie in der Bewegung. Ihre Augen wurden immer größer. “Heilige Scheiße! Wie siehst du denn aus!”
Um eine flache Atmung bemüht, damit er die Schmerzen aushalten konnte, stützte er sich auf der Rückenlehne eines Stuhls ab. “Deswegen bin ich hier. Drei Typen haben mich zusammengeschlagen.”
Ihre Hand mit der Flasche sank herab. “Was willst du dann hier? Geh ins Krankenhaus. Ich kann dich fahren.”
Er schüttelte den Kopf, was er sofort wieder bereute. “Die stellen nur Fragen und holen die Polizei.”
“Das sollen sie auch!”
“Das bringt nichts. Die Bullen wollen mir nicht helfen. Und diese Typen erwischen die nie. Drei Männer in dunkler Kleidung mit Skimasken. Toll.”
“Willst du mir wieder was von dem Verrückten erzählen, der es auf dich abgesehen hat?”
“Denkst du, ich hab mir selber die Fresse poliert?”
Sie reichte ihm die Wasserflasche und warf die Hände in die Luft. “Die wollten dich halt ausrauben. Dazu braucht es keine Ve rschwörung.”
Gierig trank er das kalte Wasser. Die Kohlensäure brannte angenehm in seinem Hals. “Warum wollten sie dann mein Geld und den Wagen nicht?”
Ihre Hände sanken herab. “Wollten sie nicht?”
Er schüttelte vorsichtig den Kopf. “Ich dachte, du könntest mir helfen. Du bist doch Ärztin.”
Die Arme vor der Brust verschränkt lehnte sie sich an die Kühlschranktür. “Ich bin doch kein Asyl für gestrandete Existenzen.”
“Bitte”, flüsterte er mit gesenktem Kopf. Keine zwei Meter entfernt stand sie vor ihm und Welten trennten sie voneinander.
Seufzend nahm sie ihm die Wasserflasche ab und stellte sie auf den Tisch. “Hast du noch mehr Verletzungen?”
Er nickte.
“Geh erstmal duschen, du stinkst wie ein Iltis.” Sie rümpfte die Nase. “Hast du in die Hose gepinkelt?”
“Was? Nein!” Er fühlte seinen Körper entlang. Seine gesamte Haut war feucht und klebrig, aber wirklich nass war er nicht zwischen den Beinen. “Nein, habe ich nicht!”
Da sah er ihr freches Grinsen.
Er musste wider Willen lächeln. “Wie kannst du einen halb totg eprügelten Mann verarschen?”
“Armer Bub.” Sie tätschelte seine Wange. “Jetzt ab unter die Dusche. Dann schau ich mir deine Blessuren an.”
“Duschen und in die alten Klamotten?” Wenn er die Sachen ausgezogen hatte, würde er sie kaum noch anfassen wollen.
“Ich kann dir ja was von mir leihen.”
“Das könnte etwas eng
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