Bereue - Psychothriller (German Edition)
dir jemals ein Mensch etwas bedeutet?“
„Annelie.“ Er rieb sich die Augen. „Sie ist etwas Besonderes.“
Richard nickte. „Das ist sie.“ Sein Blick verfinsterte sich. „Du hast gewusst, dass ich in sie verliebt war!"
Nun mussten sie doch noch die alte Scheiße aufarbeiten. Und er hatte gehofft, Richard hätte es vergessen. "Du hast wochenlang von nichts anderen geredet. Ich hab dir Zeit gelassen. Sogar das Sommerfest habe ich abgewartet. Aber du konntest nicht bei ihr landen."
"Verfluchtes Sommerfest. Ich wollte sie anbaggern, aber ich hab mich nicht getraut."
Ben erinnerte sich nur zu gut, wie Richard über der Kloschüssel gehangen war und sich die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, weil er zu viel Alkohol getrunken hatte. "Das ist nicht mein Problem."
Richard sprang auf, sein Finger schoss auf Bens Stirn zu. "Du hast sie dir doch nur gekrallt, um mir eins auszuwischen!"
Nun hielt auch Ben nichts mehr im Sessel. Auge in Auge standen sie sich gegenüber. "Das ist nicht wahr!"
"Du hättest jede haben können. Warum ausgerechnet Annelie?"
"Ich hab mich in sie verliebt."
"Verliebt!“, Richard lachte bitter auf. “Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist.”
Ben sank in sich zusammen, fiel in den Sessel zurück. “Seit ich Annelie das erste Mal geküsst habe, weiß ich, wie sich Liebe anfühlt. Glaub mir. Es tut verdammt weh, sie verloren zu haben. Bis heute.”
„Warum hast du sie dann beschissen, du elender Idiot?"
Die Finger auf die Augen gepresst, bemühte er sich um eine ruhige Atmung. "Das verstehst du ja doch nicht."
“Ich bin ja nur dein dummer Bruder.”
"Richard, bitte. Ich hab damals Mist gebaut. Das kann ich nicht rückgängig machen, so sehr ich es mir wünsche. Aber darum geht es nicht. Die Dinge haben sich geändert. Annelie ist wegen mir in Gefahr. Du musst mir helfen.” Er stockte und schüttelte den Kopf. “Du musst ihr helfen."
“Verdammt Ben. Du machst es mir nicht leicht.”
“Bitte. Ich wollte dich nicht verletzen. Es tut mir leid. Ich war doch so wahnsinnig verrückt nach ihr.”
Richard nickte langsam. “Was habe ich dich beneidet, nicht nur wegen Annelie.”
Ben schüttelte verwundert den Kopf. “Du hast mich beneidet?”
Richard warf die Hände in die Luft. “Alle Mädchen sind dir nachgelaufen, die Jungs wollten alle in deiner Clique sein. Du hast kaum gelernt und doch gute Noten geschrieben. Und ich stand immer in deinem Schatten. Du warst so unglaublich cool.”
Ben lachte bitter. “Du hast ja keine Ahnung. Es war lästig, ewig diese Leute um sich herum zu haben. Und ich habe gelernt, glaub mir. Bis der Kopf geraucht hat.” Er rieb sich die Augen. “Und von wegen cool. Als ich Annelie damals angesprochen habe, da hat mein Herz so laut gehämmert, dass ich glaubte, es würde noch die Musik in der Aula übertönen.”
Richard grinste. “Ist nicht wahr.”
Ben nickte. “Oh doch. Meine Knie haben geschlottert. Ich hatte solche Angst, sie würde mich zurückweisen. Ich glaube, dann wäre mein Herz stehen geblieben. Für immer.”
“Du bist anders, als du erscheinen willst”, murmelte Richard. “Wie wenig wir uns kennen.”
“Es geht nicht um mich. Hilf mir, Annelie zu retten. Sie hat es nicht verdient, unter unseren Problemen zu leiden.”
“Du liebst sie”, flüsterte Richard.
“Ja.”
“Du hast sie nicht angemacht, um mir eins reinzudrücken.”
“Wirklich nicht. Ehrenwort.”
Richard reichte ihm die Hand. “Frieden?”
Ben ergriff die Hand. Sie war so heiß und schwitzig wie seine eigene. “Frieden.”
Richard setzte sich, legte die Fingerspitzen aneinander und drückte sie an seine Lippen. „Du bist ihr diese Woche zum ersten Mal wieder begegnet seit damals?“
Ben nickte. „Komischer Zufall.“
„Und wenn es kein Zufall war?“
39
Mit Mutter auf dem Beifahrersitz fuhr er dem Sonnenuntergang entgegen. Der Corsa röhrte wie ein brünstiger Hirsch.
Die Tests hatten ergeben, dass sie Diabetes hatte. Von nun an musste sie auf ihre geliebten Süßigkeiten verzichten und sich Insulin spritzen. Der Arzt hatte ihr einen Ernährungsplan mitgeben. Morgen musste sie zum Hausarzt. Entsprechend war ihre Stimmung. “Fahr nicht so dicht auf”, keifte sie.
Er war noch zwei Wagenlängen entfernt von dem Mercedes vor ihm. Seufzend ließ er sich zurückfallen. Es war drei Minuten nach sieben und er hatte keine Ahnung, was Ben Biller machte. Nach Annelie musste er auch noch sehen. Das Blut rauschte in seinen Adern bei dem
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