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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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Oberkiefer. Die Wände warfen ihr Schluchzen zurück. Dieses verdammte Haus schien sie auszulachen, zu verschlingen.

38
    Seine Hand zitterte so sehr, dass das Glas gegen seine Zähne schlug, als er die Bierflasche an die Lippen setzte. Das Bier rann angenehm kühlend seinen Hals hinunter.
    Die Flasche mit beiden Händen umklammert sah er zu seinem Bruder, der ihn abwartend beobachtete.
    “Von meinem Haus und dem Job weißt du ja.”
    “Und?”, fragte Richard gelangweilt und trank einen Schluck.
    Mühsam löste Ben seine Hände von der Bierflasche und stellte sie vorsichtig auf den Couchtisch. “Gestern Abend haben mich drei Typen mit Skimasken verprügelt, auf einem Parkplatz.”
    Sein Bruder nickte. “Die haben dir ordentlich die Fresse poliert.”
    Was für ein Ausbund an Mitgefühl. Aber was erwartete er. Schon seit so vielen Jahren herrschte Eiszeit zwischen ihnen. Er konnte sich nicht mehr erinnern, warum. Es war irgendwann in ihrer Teenagerzeit gewesen. Vorher hatten sie noch gelegentlich etwas zusammen u nternommen. Dann nicht mehr. “Erinnerst du dich noch an Annelie?”
    Bier schäumte aus Richards Mundwinkeln. Hustend schlug er sich au die Brust. Weißbier aus der Flasche zu trinken verlangte Übung. Überrascht stellte Ben fest, dass nun auch Richards Hand zitterte, als er die Flasche auf den Tisch stellte. “Wie kannst du nur fragen”, röchelte Richard.
    Stimmt. Er war ja auch in Annelie verknallt gewesen. Aber es war doch nichts zwischen ihnen gelaufen. Was sollte es also. “Ich habe sie wieder gesehen.” Da war wieder dieses warme Gefühl tief in seinem Inneren, als er sich an diese zarte Berührung ihrer Finger auf seiner Haut erinnerte. “Sie ist noch bezaubernder als damals.”
    “Warum erzählst du mir das?”, knurrte Richard und fuhr sich durch die Haare.
    “Ich habe dir doch schon am Dienstag gesagt, dass hinter all dem ein Verrückter steckt, der mich in den Selbstmord treiben will. Er muss mir gefolgt sein. Bis zu Annelies Haus.”
    Die Hände vor der Brust verschränkt fixierte Richard einen Punkt hinter Bens Kopf. “Du warst bei ihr zu Hause?”
    “Ich wusste nicht wohin sonst, als diese Scheißkerle mich verdroschen hatten. Sie ist tatsächlich Ärztin geworden, wusstest du das? Sie hat mich verarztet. Und sie hat mich auf ihrer Couch übernachten lassen.”
    “Wie schön für dich.”
    “Überhaupt nicht! Ich habe sie in Gefahr gebracht. Dieser Irre hat sie heute Morgen entführt. Und ich bin schuld daran.” Wie Vögel im Käfig flogen seine Hände in die Luft und sanken wieder herab. “Er hat mir ein Ultimatum gestellt. Ich soll mich bis morgen Mittag umbringen, sonst tut er ihr was an.”
    Richard löste sich aus seiner Starre. “Das soll ich dir glauben.”
    Ben stand auf und zog den Kettenanhänger aus seiner Hosentasche. Er ließ ihn an der Silberkette in der Luft vor Richards Augen baumeln. “Den trägt sie immer. Heute Nachmittag habe ich ihn zusammen mit einem Zettel an meinem Auto gefunden.”
    Richards Blick folgte dem Anhänger hin und her. “Zeig mir den Zettel.”
    “Der ist bei der Polizei. Aber die tun nichts vor morgen Früh.”
    “Was steht darauf?”
    Unzählige Male hatte er die wenigen Worte gelesen, er sah sie vor sich. “ Du weißt was Du zu tun hast. Bis morgen Mittag 12.00 Uhr” zitierte er. “Und einer dieser Kerle, die mich verprügelt haben, hat auch gesagt: ‘Du weißt was du zu tun hast.’ Das ist doch kein Zufall.”
    Die Bierflasche in der Hand stand Richard auf und ging zur Soundanlage hinüber. “Du drehst langsam durch, großer Bruder. Wahrscheinlich wollte Annelie dich nur aus dem Haus haben. Sie hat halt die Schnauze voll von dir.” Er betätigte einen Schalter und die Stimme irgendeines Schlagersängers trällerte ein albernes Lied.
    “Mach die scheiß Musik aus! Annelie ist in Lebensgefahr und ich brauche deine Hilfe, verdammt!”
    Richard stellte den Ton leiser, schaltete aber nicht ab. “Schrei mich nicht an. Warum soll ich dir glauben, dass es diesen ominösen Kerl, der es auf dich abgesehen haben soll, überhaupt gibt?”
    Mit gesenktem Kopf, die Fäuste in den Hosentaschen, ging Ben auf seinen Bruder zu. “Glaubst du wirklich, ich würde hier vor dir auf den Knien rutschen, wenn es mir nicht ernst wäre?”
    Sekundenlanges Schweigen. Ben sah auf. Etwas Fremdes lag im Blick seines Bruders, er konnte es nicht deuten. Endlich nickte er. “Stimmt. Du musst überzeugt sein von dem, was du sagst.” Richard stellte

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