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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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den Boden gefallen. Müll und altes Laub sammelten sich in den Ecken. Auf der anderen Seite des Raumes standen seltsame Geräte. Nicht lange hatte sie überlegt, was das für ein Haus war, wofür die Gerätschaften einst gedient hatten. Es musste eine Schlachterei sein. Wofür sonst als für Rinderhälften konnten diese grausigen Haken an der Decke gedient haben. In die an eine riesige liegende Dose erinnernde Maschine mit der Öffnung vorne passte eine Kuh. Schläuche und Kabel waren damit verbunden. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was da drin mit den Tieren geschehen war.
    Die Arme um die Knie geschlungen lehnte sie ihren Hinterkopf an die kalten Fliesen und schloss die Augen. Der Geruch nach Moder und Verwesung drang mit aller Macht in ihr Bewusstsein. Sie riss die Augen wieder auf. Der Anblick war auch nicht besser. Zum hundertsten Mal zerrte sie an der Kette, dort wo sie mit einem Ring in der Wand befestigt war. Doch so baufällig das ganze Gebäude wirkte, der Ring war fest in die Wand einbetoniert. Die Kette war etwa zwei Meter lang. Sie konnte bis zum nächsten Gully gehen, um sich zu erleichtern.
    Wie zum Teufel hatte das passieren können. Was für ein dummes Huhn war sie, zu einem Fremden in den Wagen zu steigen. Dabei war er kein Fremder, wie sie jetzt wusste.
    Dabei hatte sie sich dank ihrer Erfahrungen zu einem misstrauischen Menschen entwickelt. Als Teenager war sie gelegentlich per Anhalter gefahren. Wenn ihre Eltern davon gewusst hätten, wären die sonst so gelassenen Leute ausgetickt. Sie selbst hatte sich nichts dabei gedacht. Bis sie eines Abends den letzten Bus verpasst hatte und mal wieder bei einem Fremden in den Wagen gestiegen war. Er wirkte nett, wie ein braver Familienvater in den Dreißigern. Dank der vielen Cocktails auf der Geburtstagsparty einer Freundin nickte sie ein. Eine Hand packte ihren Oberschenkel und wanderte mit festem Griff nach oben. In ihrem Rausch versuchte sie, die Hand wegzuziehen. “Stell dich nicht so an” zischte er. Der Wagen rauschte durch die leeren Straßen. Auf einem einsamen Parkplatz hielt er an. Sie konnte sich nicht mehr genau erinnern, wie sie seinen gierigen Händen entkommen war. Doch sie hatte es geschafft. Eine ältere Frau hatte sie am Straßenrand aufgelesen und nach Hause gefahren. Ihre Eltern hatten davon nichts erfahren.
    Das sollte nicht ihre letzte schlechte Erfahrung mit Männern sein, aber sie war nie wieder zu einem Fremden ins Auto gestiegen. Bis heute. “Dumme Pute!”, schimpfte sie sich.
    Es war so schnell gegangen, nachdem sie neben ihm im Wagen Platz genommen hatte, dankbar, dem Regen zu entgehen.
    “Anschnallen”, sagte der Mann, den sie schon einige Male im Café gesehen hatte, mit sanfter Stimme. Der Langweiler mit der Bas eballkappe. Deswegen hatte sie ihm vertraut. Also zog sie den Gurt über ihre Brust. Das Schloss rastete ein. Sie lehnte sich zurück. Zu spät spürte sie eine Hand, die sie grob am Hinterkopf packte, während ihr ein stinkendes Tuch auf das Gesicht gepresst wurde. Panisch zerrte sie an seinem Arm. Nach wenigen Augenblicken verschwamm das Bild vor ihren Augen, sie sank in ein schwarzes Nichts.
     
    Es musste Stunden her sein, seit er weggegangen war. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Ihr Handy war weg, eine Armbanduhr trug sie aus Prinzip nicht.
    Totenstille umfing sie, nicht einmal Verkehrslärm war zu hören. Sie hatte um Hilfe geschrien bis ihre Stimme in ein heiseres Krächzen übergegangen war. Nun kauerte sie hier und wartete auf ihn.
    Vorhin hatte er nicht viel gesagt. Seit zwanzig Jahren hatte sie keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet. Schon damals war er ihr seltsam vorgekommen. Wie verrückt er war, konnte sie nur erahnen.
    Mit diesem starren Blick, der doch nichts zu fixieren schien, war er auf sie zu gekommen und hatte die Hand ausgestreckt. Sie hatte aufgeschrien. Statt ihr wehzutun, hatte er auf ihre Halskette gedeutet. “Her damit.” Sie hatte mit zitternden Fingern den Ve rschluss geöffnet und ihm die Kette mit langem Arm gereicht. Er hatte sie an sich gerissen und war damit verschwunden.
    Was hatte er vor, nach all den Jahren. Es konnte nichts Gutes sein. Dieser irre Blick verfolgte sie immer noch. Sie traute ihm alles zu. Wenn ihr nur jemand helfen würde. Ben musste sie vermissen. Er würde sie suchen.
    Hier würde er sie niemals finden.
    Wieder drängten Tränen in ihre Augen. Sie presste sich die Hände auf das Gesicht. Ihr Unterkiefer klapperte unkontrolliert gegen den

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