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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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erleiden. Mallory schaute wieder nach unten zu dem jungen Mann und lächelte. »Sie sollten H. G. Wells lesen, mein Junge. Er glaubt, dass die Menschheit mit der Zeit, wie Puck, in der Lage sein wird, die Erde in vierzig Minuten zu umkreisen, dass eines Tages jemand die Schallmauer durchbrechen wird, mit unabsehbaren Konsequenzen, und dass zu Ihren Lebzeiten, wenngleich vielleicht nicht zu meinen, ein Mensch den Mond betreten wird.« George lächelte dem jungen Mann zu. »Vielleicht werden Sie der erste Engländer im Weltraum sein.«
    Das Publikum brüllte vor Lachen und applaudierte erneut, als George sich ein letztes Mal verbeugte. Er war überzeugt, dass er davonkommen würde, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpfte, was auf der Komiteesitzung geschehen war. Er lächelte hinunter zu Ruth, die in der ersten Reihe saß, zwischen seinen Schwestern Avie und Mary – ein weiterer kleiner Triumph.
    Als George den Kopf hob, sah er seinen ältesten Freund aufstehen und frenetisch Beifall klatschen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich das gesamte Publikum Guy Bullock angeschlossen und schien nicht willens, seine Plätze wieder einzunehmen, einerlei, wie sehr George den Menschen bedeutete, sie sollten sich wieder setzen.
    Er wollte bereits von der Bühne abgehen, als er sich umdrehte und Hinks die Treppe zu ihm heraufsteigen sah, eine Aktenmappe in den Händen. Er lächelte Mallory herzlich zu, als er sich dem Mikrophon näherte, es mehrere Zentimeter tiefer schob und wartete, bis der Applaus erstarb und jedermann wieder seinen Platz eingenommen hatte. Erst dann begann er, zu sprechen.
    »Eure Königliche Hoheit, Mylords, Ladys und Gentlemen. Diejenigen unter Ihnen, die mit den Traditionen unserer ehrwürdigen Society vertraut sind, wissen, dass es das Vorrecht des Sekretärs ist, bei diesen Anlässen dem Redner die erste Frage zu stellen. Das habe ich heute nicht getan und folglich mit dieser Tradition gebrochen, doch nur, weil unser Vorsitzender, Sir Francis Younghusband, mir die noch größere Ehre zuteil werden ließ, unserem Gastredner und meinem lieben Freund George Mallory unseren Dank auszusprechen.«
    Nie zuvor hatte Hinks George beim Vornamen genannt.
    »Doch zunächst gestatten Sie mir bitte, Ihnen von der Resolution zu berichten, die das Mount-Everest-Komitee heute Abend in Mr Mallorys Abwesenheit verabschiedet hat, und von der wir glauben, dass jedes Mitglied der Society davon erfahren sollte.« Hinks öffnete die Mappe, zog ein Blatt Papier hervor, rückte seine Brille zurecht und begann zu lesen. »Es wurde einstimmig beschlossen, Mr George Leigh Mallory den Posten als bergsteigerischer Leiter für die Expedition zum Mount Everest 1924 anzutragen.« Lauter Beifall brandete im Publikum auf, doch Hinks hob eine Hand, um die Menge zum Schweigen zu bringen, da er offensichtlich noch mehr zu sagen hatte.
    Schäumend vor Wut stand George einen Schritt hinter ihm.
    »Das Komitee ist sich indes nur zu gewahr, dass es möglicherweise Gründe gibt, die Mr Mallory davon abhalten könnten, diese beschwerliche Aufgabe ein zweites Mal zu übernehmen.«
    Laute »Nein!«-Rufe kamen aus dem Publikum, woraufhin Hinks erneut die Hand hob. »Gründe, von denen Sie möglicherweise nichts wissen, doch wenn ich Ihnen sage, worum es sich handelt, werden Sie seine Zwangslage ermessen können. Mallory hat eine Frau und drei kleine Kinder, die er nicht noch einmal für sechs Monate verlassen möchte. Doch es ist nicht nur das, denn wie ich heute erfahren habe, wird er einen äußerst wichtigen Posten bei der Workers’ Education Association übernehmen, der es ihm gestatten wird, seine Überzeugungen, die er seit vielen Jahren leidenschaftlich vertritt, in die Praxis umzusetzen.
    Und als sei das noch nicht genug«, fuhr Hinks fort, »gibt es noch einen dritten Grund. Ich muss äußerst vorsichtig bei der Wahl meiner Worte sein, da ich nur zu gut weiß, dass heute Abend mehrere Gentlemen von der Presse zugegen sind. Die Society hat heute erfahren, dass Mr Finch, Mr Mallorys Kollege bei der letzten Everest-Expedition, seinen Namen aus persönlichen Gründen von der Liste der Bergsteiger hat streichen lassen, worüber, wie ich fürchte, die Zeitungen morgen gewiss in aller Ausführlichkeit berichten werden.« Im Saal war es vollkommen still. »In Anbetracht dessen hat das Komitee beschlossen, dass, falls Mr Mallory sich, vollkommen verständlicherweise, nicht in der Lage sieht, 1924 seinen Platz als Leiter der Expedition

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