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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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überprüfte erneut seine Karte. »Jetzt werden Sie verstehen, warum wir all die Wochenenden damit zugebracht haben, uns im Felsklettern zu üben.«
    George konnte den Blick nicht von der Eiswand abwenden, suchte nach jeder Unebenheit in der Oberfläche oder nach Vertiefungen, die andere Bergsteiger vor ihnen benutzt hatten. Probeweise setzte er den Fuß in einen schmalen Spalt.
    »Nein«, sagte Young bestimmt und trat heran, um den Vorstieg zu machen. »Vielleicht nächstes Jahr.«
    Langsam begann Young, die gigantische, überhängende Eiszinne zu erklimmen. Oftmals verschwand er aus dem Blickfeld, nur um kurz darauf wieder aufzutauchen. Jeder von ihnen war sich darüber im Klaren, dass sie, durch ein Seil wie durch eine Nabelschnur miteinander verbunden, alle abstürzen würden, sobald einer von ihnen einen Fehler machte.
    Finch blickte auf. Young war nicht mehr zu sehen, und alles, was er von George erkennen konnte, waren zwei genagelte Stiefel, die über dem Rand verschwanden. Zentimeter um Zentimeter, Fuß um Fuß, stiegen Mallory und Finch Young langsam nach, wohl wissend, dass, sobald sie nur einen falsche Entscheidung trafen, ihnen das Scheunentor ins Gesicht knallen würde und sie Sekunden später in einem unmarkierten Grab lägen.
    Zentimeter um Zentimeter …
    ***
    In der Grand-Mulets-Hütte stand Odell an einem Holzfeuer und toastete ein Stück Brot, während Herford einen Topf Wasser zum Kochen brachte, um Tee zuzubereiten.
    »Wie weit sie wohl inzwischen sind«, sagte Odell.
    »Ich wette, sie versuchen schon, den Schlüssel zum Scheunentor zu finden«, sagte Somervell.
    »Ich sollte wieder zurückgehen«, sagte Odell, »dann kann ich ihre Fortschritte durch das Hotelfernrohr verfolgen. Sobald ich sehe, dass sie wieder bei Ihnen sind, bestelle ich das Abendessen.«
    »Zusammen mit einer Flasche Champagner«, schlug Somervell vor.
    ***
    Young hievte sich auf den Felsvorsprung oberhalb des Scheunentores. Er brauchte nicht lange zu warten, bis die beiden Georges sich zu ihm gesellten. Eine ganze Weile sagte niemand etwas, nicht einmal Finch versuchte so zu tun, als sei er nicht erschöpft. Nur 240 Meter über ihnen ragte drohend der Gipfel des Montblanc auf.
    »Glauben Sie bloß nicht, er wäre nur noch 240 Meter entfernt«, sagte Young. »Es fühlt sich eher an wie ein paar Meilen, und mit jedem Schritt, den Sie machen, wird die Luft dünner.« Er sah auf die Uhr. »Also, lassen wir die Dame besser nicht warten.«
    Obgleich das felsige Gelände weniger anspruchsvoll wirkte als das Scheunentor, war der Aufstieg immer noch tückisch. Felsspalten, vereiste Stellen und unebene, nur von einem dünnen Schneefilm bedeckte Felsen lauerten darauf, dass sie auch nur den geringsten Fehler machten. Der Gipfel wirkte verlockend nahe, aber die Dame entpuppte sich als wahrer Plagegeist. Weitere zwei Stunden vergingen, ehe Young endlich einen Fuß auf den Gipfel setzte.
    Als Mallory zum ersten Mal den Ausblick vom höchsten Punkt der Alpen sah, fehlten ihm die Worte.
    »Magnifique«, brachte er schließlich hervor, als er zu Madame Blancs frühreifem Nachwuchs hinabblickte, der sich so weit erstreckte, wie das Auge reichte.
    »Es ist eine der Ironien beim Bergsteigen«, sagte Young, »dass erwachsene Männer frohen Herzens Monate mit der Vorbereitung einer Besteigung verbringen, wochenlang ihre Fähigkeiten erproben und verbessern und mindestens einen Tag brauchen, um den Gipfel zu erreichen. Und dann, wenn sie ihr Ziel erreicht haben, verbringen sie nur wenige Augenblicke damit, diese Erfahrung zu genießen, zusammen mit ein oder zwei ähnlich unzurechnungsfähigen Kameraden, die kaum etwas gemeinsam haben, außer darauf zu warten, das alles wiederholen zu können, nur noch ein wenig höher.«
    George nickte, Finch sagte nichts.
    »Gentlemen, ehe wir uns an den Abstieg machen«, sagte Young, »muss ich noch etwas erledigen.« Er zog einen Sovereign aus der Jackentasche, bückte sich und legte die Münze in den Schnee zu seinen Füßen. Mallory und Finch beobachtete dieses kleine Ritual fasziniert, sagten aber nichts.
    »Mit den besten Empfehlungen des Königs von England, Madame«, sagte Young, »der hofft, dass Sie seinen bescheidenen Untertanen eine sichere Rückreise in ihre Heimat gewähren mögen.«
    ***
    Als Odell um kurz nach vier im Hotel ankam, bestellte er als Erstes eine große Flasche heißen Früchtepunsch, ehe er hinaus auf die Veranda ging und seinen Posten einnahm. Er spähte durch das riesige

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