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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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anriss. Ein Lichtstrahl leuchtete in der Dämmerung. »Gott sei Dank«, murmelte er und kehrte zu der Stelle zurück, an der Finch lag.
    Kaum hatte George ihn erreicht, als sie beide das Stöhnen hörten. »Das muss Young sein«, sagte Finch. »Sie gehen besser und sehen nach, ob Sie ihm helfen können. Aber machen Sie um Himmels willen die Fackel aus, bis die Sonne völlig verschwunden ist. Wenn Odell vom Hotel aus die Lawine gesehen hat, sollte inzwischen ein Rettungstrupp unterwegs sein, aber sie werden ein paar Stunden brauchen, ehe sie uns erreicht haben.«
    George löschte die Fackel wieder und kroch in die Richtung, aus der das Stöhnen gekommen war. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, ehe er auf den Körper stieß, der reglos im Schnee lag, das rechte Bein unter dem linken Schenkel geknickt.
    »Waltzing Matilda, Waltzing Matilda, who’ll come a-waltzing, Matilda …«
    Hastig wischte George den Schnee um Youngs Mund fort, versuchte jedoch nicht, den Mann von der Stelle zu bewegen.
    »Halten Sie durch, alter Freund«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Somervell und Herford müssten inzwischen unterwegs sein. Sie sind gewiss bald hier.« Er wünschte nur, er könnte seinen eigenen Worten glauben. Er nahm Youngs Hand und begann sie zu reiben, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen, und die ganze Zeit wischte er den fallenden Schnee fort.
    »Waltzing Matilda, waltzing Matilda, who’ll come a-waltzing Matilda …«
    ***
    Odell stürmte zur Vordertür aus dem Hotel heraus und auf die Auffahrt. Sofort begann er, das Rad der altertümlichen Sirene zu drehen, die einen ohrenbetäubenden, kreischenden Lärm erzeugte, der Somervell und Herford auf die Gefahr aufmerksam machen würde.
    ***
    Als die Sonne endgültig hinter dem höchsten Berggipfel verschwunden war, steckte George die Fackel fest in den Schnee, so dass sie vom Tal aus zu sehen war. Er zündete sie an, und ein Lichtstrahl flackerte auf, aber für wie lange?
    »Waltzing Matilda, waltzing Matilda, who’ll come a-waltzing Matilda, with me? And he sang as he …«
    Im Sicherheitshandbuch stand leider nichts darüber, was man gegen Australier unternehmen sollte, die völlig falsch sangen, dachte George, als er seinen Kopf in den Schnee legte und langsam in den Schlaf glitt. Keine schlechte Art zu sterben.
    »You’ll come a-waltzing Matilda, with me …«
    ***
    Als George aufwachte, war er nicht sicher, wo er sich befand, wie er dorthin gekommen war oder wie lange er schon dort war. Dann sah er die Krankenschwester. Er schlief wieder ein.
    Als er erneut aufwachte, stand Somervell neben seinem Bett. Er lächelte George an. »Willkommen zurück«, sagte er.
    »Wie lange war ich fort?«
    »Zwei oder drei Tage, mehr oder weniger. Aber die Ärzte sind zuversichtlich, dass Sie binnen einer Woche wieder auf den Beinen sind.«
    »Und Finch?«
    »Er hat ein Bein in Gips, langt beim Frühstück ordentlich zu und singt immer noch jeder Krankenschwester, die ihm zuhört, ›Waltzing Matilda‹ vor.«
    »Und was ist mit Young?«, fragte George und fürchtete das Schlimmste.
    »Er ist immer noch ohne Bewusstsein und hat mit den Folgen der Unterkühlung und des Armbruchs zu leiden. Die Burschen hier im Krankenhaus haben alles getan, um ihn wieder zusammenzuflicken, und wenn sie ihn retten können, wird er es Ihnen zu verdanken haben.«
    »Mir?«, fragte George.
    »Wenn Ihre Fackel nicht gewesen wäre, hätten wir Sie niemals gefunden.«
    »Es war nicht meine Fackel«, sagte George. »Sie gehörte Finch.«
    Er schlief wieder ein.

14
    Dienstag, 9. Juli 1907
    »Wenn man einmal dem Tod ins Auge gesehen hat«, sagte Young, »ist danach nichts mehr, wie es war. Es entfernt einen von anderen Menschen.«
    George schenkte seinem Gast eine Tasse Tee ein.
    »Ich wollte Sie sehen, Mallory, um mich zu vergewissern, dass diese entsetzliche Erfahrung nicht der Grund dafür ist, warum Sie das Bergsteigen aufgegeben haben.«
    »Natürlich nicht«, sagte George. »Es gibt einen wesentlich besseren Grund. Mein Tutor warnte mich, dass ich nicht zur Promotion zugelassen werden würde, falls ich keinen First-Class -Abschluss vorweisen kann.«
    »Und wie stehen die Chancen dafür?«
    »Sieht so aus, als wäre ich ein Grenzfall. Ich kann es mir nicht erlauben, mein Ziel nicht zu erreichen, nur weil ich mich nicht genügend anstrenge.«
    »Vollkommen verständlich«, sagte Young. »Aber immer nur Arbeit und kein Vergnügen …«
    »Mir ist eine glanzloser Triumph lieber als ein

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