Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
für das Bergsteigen gilt«, bemerkte sein Vater und hob eine Augenbraue.
    »Stimmt«, gab George zu. »Also muss ich einen Beruf finden, der mich mit einem ausreichenden Einkommen versorgt, um mir mein Hobby leisten zu können.«
    »Dann ist doch alles entschieden«, erklärte Reverend Mallory. »Du musst Lehrer werden.«
    ***
    Obwohl George zum letzten Vorschlag seines Vaters keine Meinung geäußert hatte, setzte er sich, kaum dass er in sein Zimmer zurückgekehrt war, an den Schreibtisch und schrieb an seinen früheren Hausvorsteher einen Brief mit der Frage, ob es in Winchester eine offene Stelle für einen Geschichtslehrer gäbe. Mr Irving antwortete binnen einer Woche. Das College, so informierte er George, prüfe noch die Bewerbungen von Lehrern für alte Sprachen, der Posten eines Geschichtslehrers war indes erst kürzlich neu besetzt worden. George bedauerte bereits seinen Monat der inneren Einkehr. Es ist mir jedoch, fuhr Mr Irving fort, zu Ohren gekommen, dass Charterhouse einen Geschichtslehrer sucht, und sollten Sie daran denken, sich um diesen Posten zu bewerben, wäre ich nur zu gern bereit, mich für Sie zu verbürgen.
    Zehn Tage darauf reiste George hinunter nach Surrey zu einem Vorstellungsgespräch beim Schuldirektor von Charterhouse, Reverend Gerald Rendall. Mr Irving hatte George vorgewarnt, dass er nach Winchester und Cambridge von nahezu allem enttäuscht sein würde, doch George war angenehm überrascht, wie sehr ihm der Besuch gefiel. Er war sowohl erfreut als auch erleichtert, als der Schuldirektor ihm vor drei anderen Bewerbern den Vorzug gab und ihn einlud, dem Kollegium beizutreten.
    Als George Reverend Rendalls Schreiben beantwortete und das Angebot annahm, konnte er indes nicht vorhersehen, dass es nicht die Schule, sondern einer der Schulpräsidenten sein würde, der seinem Lebensweg eine andere Richtung geben würde.
    1910

15
    »Ich bräuchte zwei erstklassige Bergsteiger, die mich beim Gipfelversuch begleiten«, erwiderte Geoffrey Young.
    »Denken Sie da an jemand bestimmtes?«, fragte der Sekretär der Royal Geographical Society.
    »Allerdings«, sagte Young mit Nachdruck, wollte indes die Namen nicht preisgeben.
    »Dann sollten Sie sich besser mit den beiden Gentlemen unterhalten«, sagte Hinks, »und zwar streng vertraulich. Denn ehe der Dalai-Lama nicht seinen Segen gegeben hat, wird man uns nicht einmal gestatten, die Grenze nach Tibet zu überschreiten.«
    »Ich werde beiden noch heute Abend schreiben«, sagte Young.
    »Ich rate Ihnen, nichts davon in den Briefen zu erwähnen«, sagte der Sekretär. Young nickte. »Außerdem möchte ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten. Wenn Captain Scott …«
    ***
    In seinen ersten Wochen in Charterhouse sah George sich mit dem Problem konfrontiert, dass er ohne Talar und Barett häufig für einen der Schüler gehalten wurde.
    Im ersten Jahr gefiel es ihm an der Schule weit besser als erwartet, auch wenn die fünfte Klasse sich hauptsächlich aus Ungeheuern zusammenzusetzen schien, die entschlossen waren, seinen Unterricht zu stören. Als jedoch dieselben Jungen für ihr letztes Jahr in die sechste Klasse zurückkehrten, waren einige von ihnen zu Georges Überraschung vollkommen geläutert, und sie verwendeten ihre gesamte Energie darauf, sich einen Platz an der Universität ihrer Wahl zu sichern. George brachte gerne unzählige Stunden damit zu, ihnen beim Erreichen dieses Ziels behilflich zu sein.
    Als sein Vater allerdings während der Sommerferien von ihm wissen wollte, welche Aufgaben ihm am meisten Befriedigung verschafft hatten, nannte er das Training mit der Colts-Football-Elf im Winter und mit der Hockeymannschaft der Unter-Vierzehnjährigen im Frühjahr. An erster Stelle jedoch stand die Bergwanderung im Sommer, zu der er eine Gruppe Jungen überredet hatte.
    »Ab und zu«, sagte er, »stößt man dabei auf einen außergewöhnlichen Jungen, der echtes Talent und Neugier zeigt und von dem die Welt gewiss noch hören wird.«
    »Hast du schon einmal so einen Wunderknaben kennengelernt?«, erkundigte sich sein Vater.
    »Ja«, erwiderte George ohne weitere Erläuterung.
    ***
    An einem warmen Sommertag reiste George mit dem Zug nach London und ging zu Fuß zur Savile Row 23 in Mayfair, um mit Geoffrey Young zu Abend zu speisen. Ein Portier begleitete ihn zur Bar, wo George seinen Gastgeber in einem Gespräch mit älteren Bergsteigern vertieft antraf, die große Geschichten von noch größeren Bergen zum Besten gaben. Als Young

Weitere Kostenlose Bücher