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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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von ihnen hatten nicht nur Finger und Zehen durch Erfrierungen verloren, sondern auch Ohren und in einem Fall sogar die Nase. Eines der Lichtbilder ließ eine Frau auf der Galerie in Ohnmacht fallen. Scott machte eine kurze Pause, ehe er hinzufügte: »Jeder Mann, der mich auf dieser Unternehmung begleitet, muss bereit sein, solch ein Martyrium auf sich zu nehmen, wenn er hoffen will, noch dabei zu sein, wenn wir den Südpol endlich erreichen. Und vergessen Sie nicht, meine wichtigste Verantwortung ist es, dafür zu sorgen, dass alle Männer sicher nach Hause zurückkehren.«
    George wünschte, er würde zu jenen gehören, die gebeten wurden, Scott zu begleiten, doch er wusste, dass ein unerfahrener Lehrer, dessen bislang größte Leistung darin bestand, den Montblanc bezwungen zu haben, ein unwahrscheinlicher Kandidat für Scotts Mannschaft war.
    Scott beendete seinen Vortrag damit, dass er der Royal Geographical Society, dem Komitee und den Mitgliedern für ihre fortwährende Unterstützung dankte. Er sei sich bewusst, dass er ohne diese Hilfe nicht einmal wagen könnte, in Tilbury den Anker zu lichten, ganz zu schweigen davon, im McMurdo Sund anzulegen, vollausgerüstet und darauf vorbereitet, solch ein ehrgeiziges Unternehmen durchzuführen. Als die Lichter angingen, verneigte Scott sich leicht, und das Publikum erhob sich erneut, um einen sehr britischen Helden zu würdigen. Wie es sich wohl anfühlte, auf dieser Bühne zu stehen und solche Ovationen entgegenzunehmen? Und was, so fragte sich George, würde man wohl von ihm erwarten, um sich dieser Bewunderung würdig zu erweisen?
    Als der Applaus schließlich erstarb und das Publikum wieder Platz nahm, dankte Scott ihnen noch einmal, ehe er Fragen aus dem Parkett entgegennahm.
    Ein Gentleman in der ersten Reihe erhob sich.
    »Das ist Arthur Hinks«, flüsterte Geoffrey Young. »Er ist gerade zum Sekretär der RGS ernannt worden.«
    »Sir«, begann Hinks, »es gibt Gerüchte, dass die Norweger unter der Führung von Amundsen ebenfalls einen Sturm auf den Südpol planen. Beunruhigt Sie das?«
    »Nein, ganz und gar nicht, Mr Hinks«, erwiderte Scott. »Ich versichere Ihnen und den Mitgliedern der Society, dass ein Engländer, kein Wikinger, den Südpol als Erster erreichen wird.« Diese Ansicht wurde gleichfalls mit lautem Applaus begrüßt.
    Von den Dutzend Händen, die in die Höhe schossen, wählte Scott als Nächstes einen Mann in der dritten Reihe. Die linke Brust seines Smokings war mit mehreren Reihen Kriegsauszeichnungen geschmückt.
    »In der Times las ich heute Morgen, Sir, dass die Norweger willens sind, motorisierte Schlitten sowie Hunde einzusetzen, um sicherzustellen, dass sie den Pol vor Ihnen erreichen.«
    Mehrere »Schande!«-Rufe waren aus dem Saal zu hören. »Darf ich fragen, wie Sie auf diese unverfrorene Missachtung des Amateur-Kodex zu reagieren gedenken?« Ungläubig blickte Finch zum Fragesteller hinüber.
    »Ich werde sie schlicht ignorieren, General«, erwiderte Scott. »Meine Unternehmung bleibt eine Herausforderung, die menschliche Überlegenheit über die Elemente zu beweisen, und ich zweifle nicht daran, dass ich eine Gruppe von Gentlemen versammelt habe, die mehr als bereit sind, sich dieser Herausforderung zu stellen.«
    »Bravo!«, ertönte es von allen Seiten aus dem überfüllten Saal, doch Finch fiel nicht mit ein.
    »Und gestatteten Sie mir hinzuzufügen«, fuhr Scott fort, »dass ich vorhabe, der erste Mensch am Südpol zu sein, nicht der erste Hund.« Er schwieg kurz. »Ausgenommen natürlich, es wäre eine Bulldogge.«
    Gelächter folgte, ehe weitere Hände in die Höhe schossen, darunter Georges. Doch Captain Scott beantwortete drei weitere Fragen, ehe er in Georges Richtung deutete.
    »Der junger Gentleman am Ende der fünften Reihe zeigt genau jene Art von Entschlossenheit, nach der ich gesucht habe, als ich meine Mannschaft zusammenstellte. Hören wir uns an, was er zu sagen hat.«
    Langsam und mit zitternden Knien erhob George sich von seinem Platz. Er spürte die Blicke aus fünfhundert Augenpaaren auf sich.
    »Sir«, sagte er mit bebender Stimme, »sobald Sie den Südpol erreicht haben, was wird es dann noch für einen Engländer zu erobern geben?« Er sank in seinem Sessel zusammen, als Teile des Publikums in Gelächter ausbrachen, während andere applaudierten. Finch machte ein verwirrtes Gesicht. Warum stellte Mallory eine Frage, deren Antwort er bereits kannte?
    »Die nächste große Herausforderung für jeden

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