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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Young.
    »Tut mir leid«, sagte George, als er sich vorbeugte, um Finch die Hand zu schütteln. Er sah sich im Vortragssaal um, ob er irgendjemanden kannte. Somervell, Herford und Odell saßen ziemlich weit hinten. Vor allem jedoch fiel ihm auf, dass keine Frauen im Hauptraum des Saales saßen. Er wusste, dass sie nicht als Mitglieder in die RGS gewählt werden konnten, aber warum wurden sie nicht einmal als Gäste zugelassen? Er konnte nur raten, was geschehen wäre, wenn Cottie Sanders zu Geoffrey Youngs Gästen gehört hätte. Hätten sie sie in die erste Reihe gesetzt, die noch unbesetzt war? Er blickte zur Galerie hoch, wo mehrere elegant gekleidete Damen in langen Roben und Umhängen Platz genommen hatten. Er runzelte die Stirn, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder der Bühne zuwandte, wo zwei Männer eine riesige, silberne Leinwand aufstellten. Im Mittelgang kontrollierte ein Mann die Dias in einer Laterna Magica und knipste den Blendenverschluss vor und zurück.
    Der Vortragssaal füllte sich rasch, und lange bevor die Uhr unterhalb der Galerie achtmal schlug, musste sich eine ganze Reihe Mitglieder mitsamt ihren Gästen mit Stehplätzen in den Gängen und im hinteren Teil des Saals zufriedengeben. Beim achten Glockenschlag betrat das Komitee, einem Lindwurm gleich, den Saal und nahm seine Plätze in der ersten Reihe ein, während ein kleiner, elegant gekleideter Gentleman im Frack die Bühne betrat, wo er mit lautem Applaus begrüßt wurde. Er hob die Hände, als wollte er sich an einem Feuer wärmen, und der Applaus erstarb.
    »Guten Abend, Ladys und Gentlemen«, begann er. »Mein Name ist Sir Francis Younghusband. Ich habe die Ehre, Sie durch diesen Abend zu führen, und ich denke, der heutige Vortrag verspricht einer der aufregendsten in der langen Geschichte der Society zu werden. Die RGS darf sich rühmen, weltweit führend auf zwei verschiedenen, gleichwohl miteinander zusammenhängenden Gebieten zu sein: erstens dem Vermessen und Kartieren von bislang unentdeckten Territorien, und zweitens der Erforschung jener weit entfernten und gefährlichen Länder, in die kein weißer Mann je zuvor seinen Fuß gesetzt hat. Eines der Statuten unserer Vereinigung gestattet uns, jene unbeirrbaren Individuen zu unterstützen und zu ermutigen, die bereit sind, den Globus der Länge und Breite nach zu bereisen und im Dienste des Britischen Empires ihr Leben zu riskieren.
    Einer dieser Männer ist heute Abend unser Redner«, fuhr Sir Francis fort, während er zum Porträt des Königs emporblickte, »und ich zweifle nicht daran, dass wir mehr über seine Pläne erfahren werden, ein zweites Mal den Versuch zu wagen, als erster Untertan Seiner Majestät den Südpol zu erreichen. Es ist eine abgedroschene Phrase, dass ein Redner keiner Einführung bedarf, aber ich denke in der Tat, dass es im ganzen Land niemanden gibt, keinen Mann, keine Frau und kein Kind, der den Namen Robert Falcon Scott, Captain der Royal Navy, nicht kennt.«
    Das Publikum erhob sich geschlossen, als ein glattrasierter, stämmiger Mann mit leidenschaftlichen blauen Augen in Marineuniform aus der Seitenbühne hervortrat. Er nahm seinen Platz in der Mitte der Bühne ein, die Beine weit auseinander, und vermittelte den Eindruck, als wollte er sich eine ganze Weile nicht von der Stelle bewegen. Er lächelte hinunter in sein Publikum und unternahm, anders als Sir Francis, keinen Versuch, die Begeisterung zu dämpfen. Und so dauerte es einige Zeit, ehe er in der Lage war zu sprechen.
    Von Scotts erstem Satz an war George in den Bann gezogen. Er sprach mehr als eine Stunde, ohne auch nur einmal irgendwelche Notizen zu Rate zu ziehen, während Dutzende Lichtbilder, die auf die Leinwand hinter ihm geworfen wurden, seine letzte Antarktis-Expedition mit seinem Schiff, der Discovery , auf dramatische Weise lebendig werden ließen. Regelmäßig wurden seine Worte durch spontane Beifallsstürme unterbrochen.
    Das Publikum erfuhr, wie Captain Scott die Mannschaft ausgewählt hatte, welche Eigenschaften er von den Männern erwartete und dass Loyalität, Mut und bedingungslose Disziplin seiner Ansicht nach zu den Grundvoraussetzungen zählten. Anschließend beschrieb er die Entbehrungen und die Not, der seine Männer sich stellen mussten, wenn sie hofften, vier Monate in der Antarktis und 400 Meilen unerforschte, eisige Einöde bis zum Südpol zu überleben.
    Ungläubig starrte George auf die Bilder der Männer, die bei der letzten Expedition dabei gewesen waren. Manche

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