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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Porzellan.
    Als George eintrat, hielt der den Atem an, was er äußerst selten tat, selbst wenn er auf dem Gipfel eines Berges stand. Obwohl alle drei Töchter von Mr Turner, Marjorie, Ruth und Mildred, darauf warteten, ihnen vorgestellt zu werden, konnte George die Augen nicht von Ruth abwenden, bis sie errötete und zur Seite blickte.
    »Stehen Sie nicht so herum, Mallory«, sagte Turner, als er feststellte, dass George immer noch an der Türschwelle verharrte. »Sie werden Sie schon nicht beißen. Im Gegenteil, Sie werden feststellen, dass sie Ihren Ansichten eher zustimmen werden als meinen.«
    George trat vor, schüttelte den drei jungen Frauen die Hand und versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, als sein Gastgeber ihn zwischen Marjorie und Mildred setzte. Zwei Dienstmädchen servierten den ersten Gang, kalten Lachs mit Dill, während der Butler Turner ein halbes Glas Sancerre einschenkte, um ihn kosten zu lassen. George ignorierte die appetitlichste Speise, die er seit Wochen gesehen hatte, und versuchte, einen gelegentlichen Blick auf Ruth zu erhaschen, die auf der anderen Seite der Tafel saß. Sie schien sich ihrer Schönheit gar nicht bewusst zu sein. Wie die Venus von Botticelli , murmelte er bei sich, als er ihre helle Haut, die kobaltblauen Augen und das üppige rötlich-braune Haar betrachte. Botticelli, wiederholte er und griff zu Messer und Gabel.
    »Stimmt es, Mr Mallory«, fragte Marjorie, die älteste der drei Schwestern, und riss ihn aus seinen Gedanken, »dass Sie Mr Bernard Shaw kennengelernt haben?«
    »Ja, Miss Turner. Ich hatte die Ehre, mit diesem großartigen Mann zu dinieren, nachdem er vor der Fabian Society in Cambridge gesprochen hat.«
    »Zum Teufel mit dem großartigen Mann«, sagte Turner. »Das ist doch auch nur so ein Sozialist, der sich darin gefällt, uns allen vorzuschreiben, wie wir zu leben haben. Dieser Bursche ist nicht einmal Engländer.«
    Marjorie lächelte gutmütig über ihren Vater. »Der Theaterkritiker in der Times «, fuhr sie fort, immer noch an George gewandt, »hält Pygmalion für geistreich, und es rege zum Nachdenken an.«
    »Wahrscheinlich ist das auch ein Sozialist«, erklärte Turner zwischen zwei Bissen.
    »Haben Sie das Stück gesehen, Miss Turner?«, wandte George sich an Ruth.
    »Nein, Mr Mallory«, erwiderte Ruth. »Die letzte Theatervorstellung, die wir gesehen haben, war Charlys Tante im Gemeindhaus – nachdem der Vikar eine Lesung von Bunbury – Ernst sein ist alles verboten hat.
    »Geschrieben von einem weiteren Iren«, sagte Turner, »dessen Name in einer respektablen Gesellschaft nicht genannt werden sollte. Stimmen Sie da nicht mit mir überein, Mr Mallory?«, fragte er, während der erste Gang abgetragen wurde. Georges unberührter Lachs sah aus, als könnte er immer noch schwimmen.
    »Wenn ›respektable Gesellschaft‹ meint, nicht über zwei der talentiertesten Stückeschreiber ihrer Generation diskutieren zu dürfen, dann, Sir, stimme ich Ihnen zu.«
    Mildred, die bisher noch nichts gesagt hatte, beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte: »Ich stimmte vollkommen mit Ihnen überein, Mr Mallory.«
    »Was ist mit Ihnen, O’Sullivan?«, fragte Turner. »Teilen Sie Mr Mallorys Ansicht?«
    »Ich stimme selten irgendetwas von dem zu, was George sagt«, erwiderte Andrew, »was der Grund dafür ist, dass wir so gut miteinander auskommen.« Alle lachten, während der Butler eine Rinderlende auf das Büfett stellte und, nachdem er sie seinem Herrn zur Zustimmung präsentiert hatte, zu zerlegen begann.
    George nutzte den Moment der Ablenkung, um einen erneuten Blick zur anderen Tischseite zu werfen, musste aber feststellen, dass Ruth Andrew anlächelte.
    »Ich muss zugeben«, sagte Andrew, »dass ich noch nie ein Stück der beiden Gentlemen gesehen habe.«
    »Ich kann Ihnen versichern, O’Sullivan«, sagte Turner, nachdem er ein Glas Rotwein gekostet hatte, »dass keiner von den beiden ein Gentleman ist.«
    George wollte gerade antworten, als Mildred ihm zuvorkam. »Ignorieren Sie ihn, Mr Mallory. Das ist das Einzige, was unser Vater nicht ertragen kann.«
    George lächelte und gab sich, bis die Teller abgeräumt wurden, einer manierlicheren Unterhaltung mit Marjorie über Korbflechterei hin, obgleich er von Zeit zu Zeit einen verstohlenen Blick zur anderen Seite des Tisches warf. Ruth schien es nicht einmal zu bemerken.
    »Nun, Gentlemen«, sagte Mr Turner und faltete seine Serviette zusammen, »hoffen wir, dass

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