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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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gewöhnt hatten. Unter der Decke erkannte er die Umrisse von Ruths schlankem Körper. Er hätte sie gerne berührt. Er zog seine Jacke aus, die Krawatte, die Hose, das Hemd und die Socken und ließ sie auf dem Boden liegen, ehe er ins Bett kletterte. Er fragte sich, ob Ruth wohl noch wach war.
    »Gute Nacht, Mr Mallory«, sagte sie.
    »Gute Nacht, Mrs Mallory«, erwiderte er. Zum ersten Mal seit drei Nächten schlief George tief und fest.
    ***
    Als George sich über den Tisch beugte, um seinen nächsten Stoß zu machen, sagte Turner: »Sie schrieben mir Anfang der Woche, dass Sie etwas Wichtiges mit mir zu besprechen hätten.«
    »In der Tat, Sir«, sagte George, als die weiße Kugel in der nächsten Tasche verschwand.
    »Noch ein Foul«, stellte Turner fest. Er kehrte zum Tisch zurück und ließ sich Zeit, um noch mehr Punkte einzuheimsen, woraufhin George sich noch unzureichender fühlte.
    »Ja, Sir«, brachte er endlich heraus und machte eine Pause, ehe er hinzufügte: »Wie Sie sicherlich bemerkt haben, verbringe ich viel Zeit mit Ihrer Tochter.«
    »Mit welcher?«, fragte Turner, als George einen weiteren Stoß verfehlte. »Noch ein Foul. Hoffen Sie, heute Abend noch irgendeinen Treffer zu landen, junger Mann?«
    »Es ist nur, Sir, nur …«
    »Sie wollen meinen Segen, ehe Sie Ruth um ihre Hand bitten.«
    »Ich habe sie bereits gefragt«, gab George zu.
    »Das will ich doch wohl hoffen, Mallory. Schließlich haben Sie bereits eine Nacht mit ihr verbracht.«
    ***
    Als George nach jener Nacht aufgewacht war, war es stockdunkel gewesen. Er hatte sich vorgebeugt und die Blende beiseitegeschoben, um die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont kriechen zu sehen: ein erfreulicher Anblick für jeden Bergsteiger.
    Leise kletterte er aus dem Bett, tastete auf dem Boden nach seiner Unterhose und zog sie an. Dann suchte er den Rest seiner Kleidung zusammen. Das war nicht allzu schwer, wenn man es gewohnt war, in einem kleinen Zelt zu schlafen, in dem nur eine winzige Kerze ein wenig Licht spendete. Leise schob George die Abteiltür auf und trat hinaus. Er blickte rechts und links in den Korridor, dankbar, dass niemand sonst zu sehen war. Rasch zog er sein Hemd an, schlüpfte in Hose und Socken, band seine Krawatte und zog sein Jackett an. Als er zum Speisewagen schlenderte, waren die Kellner, die die Tische für das Frühstück deckten, erstaunt, einen Passagier der ersten Klasse so früh auf den Beinen zu sehen.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte ein Kellner und starrte leicht verlegen auf Mallorys Hose.
    »Guten Morgen«, sagte George. Zwei Schritte später stellte er fest, dass sein Hosenstall offen stand. Er lachte, knöpfte ihn zu und eilte auf der Suche nach einer Morgenzeitung durch den Speisewagen.
    Erst im Wagen K stieß er auf einen Zeitungsstand. Auf einem Schild im Fenster stand zu lesen Chiuso , aber hinter dem Tresen sah George einen jungen Mann, der gerade eine dicke Schnur von einem Stapel Zeitungen entfernte. Ungläubig starrte er auf die Titelseite. Er konnte sich auf dem verschwommenen Bild kaum erkennen, aber selbst mit seinen begrenzten Italienischkenntnissen konnte er die Schlagzeile übersetzen: Polizei sucht den geheimnisvollen Kletterer vom Markusdom.
    George deutete auf den Zeitungsstapel, und der Verkäufer öffnete widerwillig die Tür.
    »Wie viele Exemplare von der Zeitung haben Sie?«
    »Zwanzig, Sir«, erwiderte der Mann.
    »Ich nehme alle«, sagte George.
    Der Verkäufer sah ihn unsicher an, doch als George ihm das Geld reichte, zuckte er die Schultern und verstaute das Geld in der Kasse.
    Bewundernd betrachtete George ein Schmuckstück in der Auslage, als der Verkäufer ihm sein Wechselgeld gab. »Wie teuer ist der?«, fragte er und deutete auf eines der Samtkissen.
    »In welcher Währung, Sir?«
    »Englische Pfund«, erwiderte George und zückte sein Scheckbuch.
    Der junge Mann fuhr mit dem Finger eine Zahlenreihe in einer Tabelle auf der Rückwand entlang. »Zweiunddreißig Pfund, Sir.«
    George schrieb den Scheck in der Höhe seines nächsten Monatsgehalts aus, während der Verkäufer das winzige Geschenk einpackte.
    Mit den Zeitungen unterm Arm ging George zurück in Richtung Speisewagen. Das Geschenk hatte er in die Jackentasche geschoben. Als er den nächsten Waggon betrat, suchte er erneut den Gang in beide Richtungen ab. Immer noch niemand zu sehen. Er schlüpfte in den nächsten Waschraum und verbrachte einige Minuten damit, bei jeder Zeitung bis auf einer die Titelseite

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