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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Namen.«
    »Mallory«, sagte George resigniert, als der Polizist auf ihn zukam.
    »Ah ja«, sagte der Schaffner. »Sie sind in Wagen B, Abteil elf. Ihre Gattin ist bereits hier, Sir. Würden Sie mir bitte folgen?«
    »Meine Gattin?« Er folgte dem Schaffner durch den Speisewagen in den nächsten Wagen und versuchte währenddessen, sich eine plausible Ausrede einfallen zu lassen, ehe der Mann seinen Fehler bemerkte. Als sie das Abteil elf erreichten, zog der Portier die mit Riservato gekennzeichnete Tür auf. George spähte hinein und erblickte sein Jackett und seinen Strohhut auf dem Sitz ihr gegenüber.
    »Ah, da bist du ja, Liebster«, sagte Ruth. »Ich habe mich schon gefragt, ob du es wohl noch rechtzeitig schaffst.«
    »Ich dachte, Sie wollten erst in einer Woche wieder zurück nach England fahren«, platzte George heraus und setzte sich neben sie.
    »Das wollte ich auch«, erwiderte Ruth. »Aber mir hat einmal jemand erzählt, dass man, wenn sich einem eine direktere Route bietet, bereit sein sollte, sie einzuschlagen, vorausgesetzt natürlich, es gibt keine Höhenwinde.«
    George lachte und wollte vor Freude Luftsprünge machen, bis ihm etwas einfiel, das mindestens so furchterregend war wie die italienische Polizei. »Weiß Ihr Vater, dass Sie hier sind?«
    »Es ist mir gelungen, ihn davon zu überzeugen, dass es dem Ruf der Schule schaden könnte, wenn einer der Lehrer kurz vor Beginn des neuen Trimesters in einem italienischen Gefängnis schmachtet.«
    »Und was ist mit Andrew? Sind Sie nicht eigentlich …«
    Ruth schlang ihre Arme um ihn.
    George hörte, wie die Abteiltür aufgerissen wurde. Er wagte nicht, sich umzublicken.
    »Natürlich lautet die Antwort ja, Liebster«, sagte Ruth, ehe sie ihn küsste.
    »Scusi.« Der Polizist salutierte, ehe er hinzufügte: »Mille congratulazioni, signore!«

22
    Freitag, 1. Mai 1914
    »Ihr Stoß, glaube ich«, sagte Turner.
    George zielte mit der Queue auf die Weiße. Seine Beine zitterten. Die Kugel schoss wild über den Tisch, stieß gegen eine Seitenbande, ehe sie mehrere Zentimeter von der Roten entfernt liegen blieb.
    »Foul«, sagte Turner. »Und vier weitere Punkte für mich.«
    »Stimmt«, seufzte George, als sein Gastgeber an den Tisch zurückkehrte. Turner sagte nichts mehr, bis er weitere sechzehn Punkte angesammelt hatte.
    ***
    Der letzte Monat war der glücklichste in Georges Leben gewesen. Er hatte bislang nicht einmal gewusst, dass es solch ein Glück überhaupt geben konnte. Mit jedem Tag, der verging, wuchs seine Liebe zu Ruth. Sie war so klug und so heiter, und es war solch eine Freude, mit ihr zusammen zu sein.
    Die Rückreise nach England war überaus harmonisch verlaufen. Sie hatten jede Minute damit verbracht, einander kennenzulernen, obwohl George noch einmal einen Anflug von Angst verspürt hatte, als der Zug an der italienischen Grenze stoppte und ein Zollbeamter seinen Reisepass sehr genau musterte. Als sie endlich die Grenze nach Frankreich passierten, entspannte George sich zum ersten Mal und dachte sogar einen Augenblick an Young und Finch, die in Zermatt kletterten. Aber nur einen Augenblick.
    Beim Dinner erklärte er Ruth, dass er alle fünf Gänge bestellt habe, weil er seit drei Tagen nichts mehr gegessen hatte. Sie lachte, als er die letzte Person beschrieb, mit der er eine Nacht in einem Zug verbracht hatte, einen Mann, der Knoblauch aufstieß, wenn er wach war, und Abgase von sich gab, wenn er schnarchte.
    »Also hast du drei Nächte lang nicht geschlafen«, sagte sie.
    »Und es sieht nicht so aus, als würde ich heute Nacht dazu kommen, Liebes«, sagte George.
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich mir so meine erste Nacht mit dem Mann, den ich liebe, vorgestellt habe«, sagte Ruth. »Aber warum können wir nicht …«
    Sie beugte sich über den Tisch und flüsterte George etwas ins Ohr. Er dachte einen Moment über ihren Vorschlag nach und stimmte dann vergnügt zu.
    Ein paar Minuten später verließ Ruth den Tisch. In ihrem Abteil stellte sie fest, dass die Sitze in Einzelbetten umgewandelt worden waren. Sie zog sich aus, hängte ihre Kleidung auf, wusch sich das Gesicht in dem kleinen Handwaschbecken, kletterte ins Bett und schaltete das Licht aus. George blieb im Speisewagen und trank einen schwarzen Kaffee. Erst als der letzte Gast gegangen war, kehrte er in ihr Abteil zurück.
    Leise schob er die Tür auf und schlüpfte hinein, dann stand er eine Weile ganz still und wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit

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