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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Daddy.«
    George gehorchte pflichtbewusst. »Sir Francis Younghusband«, begann er, »verkündete gestern Abend, dass die Royal Geographical Society zusammen mit dem Alpine Club ein Mount-Everest-Komitee ins Leben rufen wird. Er selbst werde den Vorsitz übernehmen, während Mr Geoffrey Young als sein Stellvertreter fungieren werde.« Er blickte auf und sah, dass Ruth ihn anlächelte.
    »Lies weiter, Daddy, lies weiter.«
    »Die erste Aufgabe des Komitees wird es sein, eine Mannschaft aus Bergsteigern zusammenzustellen, um die Erstbesteigung des Mount Everest zu wagen.«
    George blickte erneut auf. Ruth lächelte immer noch. Rasch wandte er sich wieder dem Artikel zu, ehe Clare ihn erneut ermahnen musste. »Wie unser Korrespondent erfahren hat, finden sich unter den Namen, die als mögliche bergsteigerische Leiter gennant werden, der von Mr George Mallory, Lehrer in Charterhouse, sowie der von Mr George Finch, einem australischen Wissenschaftler, der gegenwärtig am Imperial College in London unterrichtet.«
    »Aber niemand hat mich informiert«, sagte George.
    Ruth lächelte immer noch, als sie ihm einen Brief reichte, der mit der Morgenpost gekommen war und das Wappen der Royal Geographical Society auf der Rückseite trug. »Elementar, mein lieber Watson«, sagte sie.
    »Wer ist Watson?«, fragte Clare.

29
    Keiner der fünf Männer, die am Tisch saßen, war den anderen besonders zugetan, doch das war auch gar nicht ihre Absicht. Sie alle waren aus den unterschiedlichsten Gründen als Mitglieder des Mount-Everest-Komitees ausgewählt worden.
    Der Vorsitzende, Sir Francis Younghusband, war bis auf vierzig Meilen an den Everest herangekommen, näher als irgendeiner der Männer. Seine Aufgabe war es seinerzeit gewesen, mit dem Dalai-Lama die Bedingungen für einen sicheren Grenzübertritt der Expedition nach Tibet auszuhandeln. Die genauen Einzelheiten waren in einem Abkommen festgehalten worden, das Anfang des Jahres von Lord Curzon, dem Außenminister, unterzeichnet worden war. Sir Francis saß kerzengerade an der Stirnseite des Tisches, wobei seine Füße den Boden kaum berührten, da er gerade einmal einen Meter vierundfünfzig maß. Sein dichtes, welliges graues Haar und die faltige Stirn verliehen ihm eine Autorität, die nur selten in Frage gestellt wurde.
    Zu seiner Linken saß Arthur Hinks, der Sekretär des Komitees, dessen vordringlichste Aufgabe es war, den Ruf der Royal Geographical Society zu schützen, die er repräsentierte und die sein Gehalt bezahlte. Seine Stirn hatte noch keine Falten, und die wenigen Haarbüschel, die auf seinem ansonsten kahlen Schädel übrig geblieben waren, waren auch noch nicht ergraut. Vor ihm auf dem Tisch lagen mehrere Akten sowie ein erst kürzlich erworbenes Protokollbuch. Einige Scherzbolde behaupteten, dass er jede Minute einer Versammlung am Vortag stets schriftlich plante, damit er sicher sein konnte, dass auch alles nach eben diesem Plan verlief. Doch niemand würde ihm das jemals ins Gesicht sagen.
    Links von Hinks saß Mr Raeburn, der einst als guter Alpinist gegolten hatte. Doch die Zigarre, die er ständig in einer Hand hielt, und die Wampe, die gegen die Tischkante drückte, legten den Schluss nahe, dass nur diejenigen mit einem guten Gedächtnis sich an seine Tage als Bergsteiger erinnern konnten.
    Ihm gegenüber saß Commander Ashcroft, ein pensionierter Marineoffizier, der sich jedes Mal vor einer Versammlung mit Hinks zusammen einen genehmigte, damit dieser ihn anweisen konnte, wie er abzustimmen hatte. Er hatte es zum Commander gebracht, indem er sich niemals einem Befehl widersetzt hatte. Sein wettergegerbtes Gesicht und der weiße Bart hätten nicht einmal einen flüchtigen Beobachter darüber im Zweifel gelassen, wo er den Großteil seines Lebens verbracht hatte. Zu seiner Linken, rechts neben dem Vorsitzenden, saß der Mann, der gehofft hatte, als erster Mensch auf dem höchsten Punkt der Welt zu stehen, bis die Deutschen dem einen Riegel vorgeschoben hatten.
    Die Standuhr an einem Ende des Raumes schlug sechs, und Sir Francis stellte befriedigt fest, dass er die Versammlung nicht erst zur Ordnung rufen musste. Schließlich waren die am Tisch sitzenden Männer daran gewöhnt, Befehle zu geben und entgegenzunehmen. »Gentlemen«, sagte er, »es ist mir eine Ehre, dieses Gründungstreffen des Mount-Everest-Komitees zu eröffnen. Im Anschluss an die erfolgreiche Expedition, die letztes Jahr die entlegenen Regionen des Himalaja vermessen hat, ist es

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