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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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aber Ruth war bereits die Treppe zur Hälfte hochgestürmt.
    George ließ sich in einen Sessel neben dem Fenster fallen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass der Sessel schon vorher an dieser Stelle gestanden hätte, und wunderte sich, warum der Blick von diesem Platz aus nach draußen fiel. Er schaute auf die englische Landschaft, die er so sehr liebte, und musste ein weiteres Mal daran denken, wie glücklich er sich schätzen konnte, noch am Leben zu sein. Brooke, Herford, Wainwright, Carter Minor, Davies, Perkins …
    Seine Gedanken wurden von einem Geschrei unterbrochen, das er schon hörte, bevor er seine zweite Tochter zum ersten Mal erblickte. George stemmte sich hoch, als Ruth mit dem Kinderfräulein und seinen beiden Töchtern den Raum betrat. Er umarmte Clare lange, ehe er das kleine Bündel in die Arme nahm.
    »Blondes Haar und blaue Augen«, sagte er.
    »Ich dachte, das wüsstest du bereits«, sagte Ruth. »Hast du meine Briefe nicht erhalten?«
    »Leider nein. Ich weiß nur, was dein Bote, Geoffrey Young, erzählt hat, der sich gerade noch daran erinnern konnte, dass es wahrscheinlich ein Mädchen ist, und dem ihr Name bestimmt immer noch nicht eingefallen ist.«
    »Das ist seltsam«, sagte Ruth, »denn ich bat ihn, ihr Pate zu werden, und er stimmte zu.«
    »Du weißt also nicht, wie sie heißt, Daddy?«, rief Clare und hüpfte auf und ab.
    »Nein, ich weiß es nicht«, sagte George. »Ist es Elizabeth?«
    »Nein, Daddy, sei doch nicht albern. Sie heißt Beridge«, erklärte sie lachend.
    Eher etwas Ungewöhnliches, sagte George sich, dem Geoffrey Youngs Worte wieder einfielen.
    Nach ein paar Augenblicken in Georges Armen begann Beridge zu schreien, und das Kinderfräulein kümmerte sich rasch um sie. Offensichtlich schätzte das Kind es nicht, von einem fremden Mann gehalten zu werden.
    »Lass uns noch ein Dutzend mehr bekommen«, sagte George und schloss Ruth in die Arme, sobald das Kinderfräulein Clare und Beridge zurück auf ihr Zimmer gebracht hatte.
    »Benimm dich, George«, neckte Ruth ihn. »Versuch dich daran zu erinnern, dass du nicht länger an der Front bei deiner Truppe bist.«
    »Das waren einige der besten Männer, die ich je kennengelernt habe«, sagte George traurig.
    Ruth lächelte. »Vermisst du sie?«
    »Nicht halb so sehr, wie ich dich vermisst habe.«
    »Und jetzt, wo du zurück bist, Liebling, was möchtest du als Erstes tun?«
    George dachte an Private Matthews Antwort, als er ihm dieselbe Frage gestellt hatte. Er lächelte still in sich hinein und kam zu dem Schluss, dass der Unterschied zwischen einem einfachen Soldaten und einem Offizier nicht allzu riesig war.
    Er beugte sich herunter und löste seine Schnürsenkel.

Viertes Buch
    Die Auswahl der Mannschaft
    1921

28
    Mittwoch, 22. Juni 1921
    Als George an diesem Morgen zum Frühstück nach unten kam, sprach niemand ein Wort.
    »Was ist los?«, fragte er und nahm seinen Platz am Kopf der Tafel zwischen seinen beiden Töchtern ein.
    »Ich weiß es«, sagte Clare, »aber Mummy hat gesagt, ich soll dir nichts erzählen.«
    »Und was ist mit Beridge?«, sagte George.
    »Sei nicht albern, Daddy, du weißt doch, dass Beridge nicht lesen kann.«
    »Lesen?«, sagte George und musterte Clare eingehender. »Sherlock Holmes würde sagen, dass lesen der erste Hinweis ist.«
    »Wer ist Sherlock Holmes?«, wollte Clare wissen.
    »Ein großartiger Detektiv«, sagte George. »Er würde sich im Zimmer umblicken, was es hier zu lesen gibt. Nun, könnte das Geheimnis möglicherweise in der Zeitung stehen?«
    »Ja«, sagte Clare und klatschte in die Hände. »Und Mummy sagte, es sei etwas, was du dein ganzes Leben lang gewollt hast.«
    »Noch ein Hinweis«, sagte George und nahm die Morgenausgabe der Times zur Hand, die auf Seite elf aufgeschlagen war. Sobald er die Überschrift las, begann er zu lächeln. »Deine Mutter hatte ganz recht.«
    »Lies den Artikel vor, Daddy, bitte lies vor.«
    »MP Nancy Astor hat im House of Commons eine Rede über die Frauenrechte gehalten.« George blickte zu Ruth auf und sagte: »Ich wünschte nur, ich könnte heute mit deinem Vater frühstücken.«
    »Schon möglich«, sagte Ruth, »aber Sherlock Holmes würde dir erklären, dass du deine Zeit verschwendest. Mrs Astors Rede ist nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver.«
    George begann die Seiten umzublättern. Lächelnd sah Ruth, wie seine Hände zu zittern begannen. Diesen Gesichtsausdruck hatte sie nicht mehr bei ihm gesehen, seit …
    »Lies vor,

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