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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Anzug anzuziehen.
    Er ging über den leeren Hof auf die Aula zu, aber kein Laut drang heraus. Kein Schuldirektor, keine Musik, nicht einmal ein Husten. Hatten sie womöglich schon alle ihre Köpfe zum Gebet gesenkt? Langsam drehte er den riesigen, schmiedeeisernen Türknauf, wobei er versuchte, keinen Lärm zu machen, stieß die Tür auf und spähte hinein. Die Halle war brechend voll, jeder Schüler saß an seinem Platz. Auf der Bühne stand der Schuldirektor, der Rest des Lehrkörpers stand neben ihm. Die Sache kam George immer rätselhafter vor – schließlich hatte es noch nicht einmal neun Uhr geschlagen.
    Und dann schrie einer der Jungen: »Da ist er!« Alle in der Halle erhoben sich und begannen zu klatschen und zu jubeln.
    »Gut gemacht, Sir!«
    »Welch ein Triumph!«
    »Sie werden der Erste dort oben sein!«, rief ihm jemand zu, als er durch den Mittelgang auf die Bühne zuging.
    Der Schuldirektor schüttelte ihm herzlich die Hand und sagte: »Wir sind alle sehr stolz auf Sie, Mallory.« Er wartete, bis die Jungen sich wieder gesetzt hatten, ehe er verkündete: »Ich ersuche nun David Elkington, die Ansprache zu halten.«
    Der Schülersprecher erhob sich von seinem Platz in der ersten Reihe und kam auf die Bühne. Er entrollte eine Schriftrolle und begann zu lesen.
    »Nos, scholae Carthusianae et pueri et magistri, te Georgium Leigh Mallory salutamus. Dilectus ad ducendum agmen Britannicum super Everest, tantos honores ad omnes Carthusianos iam tribuisti. Sine dubio, O virum optime, et maiorem gloriam et honorem in scholam tuam, in universitatem tuam et ad patriam.«
    Wir, die Knaben und Schulmeister von Charterhouse, grüßen George Leigh Mallory. Sie ehren uns alle, indem Sie ausgewählt wurden, die britische Erstürmung des Everest zu leiten. Wir haben keinen Zweifel, Sir, dass Sie weiterhin Ruhm und Ehre über Ihre Schule, Ihre Universität und Ihr Vaterland bringen werden.
    Der Schülersprecher verbeugte sich, ehe er George die Schriftrolle überreichte. Noch einmal erhoben sich sämtliche Anwesenden und ließen ihren Oberlehrer für Geschichte wissen, was sie für ihn empfanden.
    George senkte den Kopf. Es war ihm lieber, wenn die Fünfte seine Tränen nicht sah.

34
    »Gestatten Sie mir, Sie als Mitglied des Komitees willkommen zu heißen, Mallory«, sagte Sir Francis freundlich. »Und ich möchte hinzufügen, dass wir überaus erfreut sind, dass Sie sich in der Lage sehen, die Rolle des bergsteigerischen Leiters zu übernehmen.«
    »Bravo! Bravo!«
    »Vielen Dank, Sir Francis«, sagte George. »Die Einladung, solch einen Haufen feiner Kerle anzuführen, ist mir eine große Ehre«, fügte er hinzu, während er seinen Platz zwischen Geoffrey Young und General Bruce einnahm.
    »Sie werden General Bruces Bericht gelesen haben«, sagte Younghusband, »in dem er die Reise von Liverpool bis zum Fuß des Everest beschreibt. Vielleicht können Sie dem Komitee mitteilen, zu welchen weiteren Schritten Sie raten, sobald das Basislager eingerichtet ist?«
    »Ich habe General Bruces Bericht in der Tat mit großem Interesse gelesen, Herr Vorsitzender«, sagte George, »und stimme mit seiner Einschätzung überein, dass das Gelingen oder Scheitern des gesamten Unterfangens von einer gründlichen und eingehenden Vorbereitung abhängt. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich noch kein Engländer dem Mount Everest auf mehr als vierzig Meilen genähert hat, ganz zu schweigen, dass wir je ein Basislager an seinem Fuß aufgeschlagen hätten.«
    »Ein ernstzunehmendes Argument«, räumte Bruce ein, wobei ihm sein Monokel aus dem Auge fiel, »aber ich kann dem Komitee mitteilen, dass ich, seit ich den Bericht verfasste, mich mit Lord Curzon vom Außenministerium getroffen habe und er mir versichert hat, dass er alles in seiner Macht Stehende tun wird, um uns eine sichere und prompte Reise über die Grenze nach Tibet zu ermöglichen.«
    »Prächtig«, sagte Raeburn und schnippte etwas Asche von der Spitze seiner Zigarre.
    »Doch selbst wenn wir die Grenze ohne Zwischenfälle passieren können«, sagte George, »muss dem Komitee klar sein, dass kein Mensch jemals höher als 7600 Meter gestiegen ist. Wir wissen nicht einmal, ob es möglich ist, in solchen Höhenlagen zu überleben.«
    »Ich muss sagen, Herr Vorsitzender«, sagte Ashcroft, »dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es einen großen Unterschied ausmacht, ob man 7600 oder 8800 Meter hoch ist, meinen Sie nicht?«
    »Ich für meinen Teil weiß es nicht«, sagte

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