Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Theorie, nach der diese Kuben und Wälle an den Berghängen auf anderem als natürlichem Wege entstanden seien, für absurd erklärt? Wie hätte es auch anders sein können, da doch der Mensch sich noch kaum von den großen Affen unterschieden haben konnte, als dieses Gebiet der bis in unsere Tage dauernden, ungebrochenen Herrschaft des eisigen Todes anheimgefallen war?
Doch nun schienen alle Vernunftsgründe unwiderruflich erschüttert, denn dieses zyklopische Wirrwarr quaderförmiger, gerundeter und winkliger Blöcke wies Merkmale auf, die jeden Gedanken an eine beruhigende Erklärung im Keime erstickten. Kein Zweifel, vor uns lag, in schierer, objektiver und unausweichlicher Realität die blasphemische Stadt jener Luftspiegelung. Also hatte dieses schreckliche Omen doch eine materielle Grundlage gehabt in den oberen Luftschichten war eine horizontale Schicht von Eisstaub gewesen, und das Bild dieser uralten Steinwüste war gemäß den einfachen Gesetzen der Lichtbrechung auf die andere Seit e des Gebirges projiziert worden. Natürlich war das Trugbild verzerrt und übersteigert worden, hatte Einzelheiten enthalten, die in Wirklichkeit nicht vorhanden waren; aber als wir jetzt diese Wirklichkeit sahen, schien sie uns noch grauenhafter und bedrohlicher als ihr fernes Abbild.
Nur dank der unfaßbaren Massivität dieser gewaltigen steinernen Türme und Wälle war dieses schreckliche Gewirr vor der völligen Vernichtung im Laufe der Hunderttausende vielleicht Millionen von Jahren bewahrt worden, die es auf diesem öden Hochland vom Sturm umtobt überdauert hatte. »Corona Mundi Dach der Welt -« die sonderbarsten Worte traten uns auf die Lippen, als wir benommen auf das unglaubliche Panorama hinabschauten. Ich mußte wieder an jene finsteren, urzeitlichen Mythen denken, die mich so hartnäckig verfolgt hatten, seit ich zum erstenmal diese tote antarktische Welt erblickt hatte an das dämonische Plateau von Leng, an den Mi-Go, den abscheulichen Schneemenschen des Himalaya, an das Pnakotische Manuskript mit seinen Erinnerungen an vormenschliche Epochen, an den CthulhuMythos, das Necronomicon und die hyperboreischen Legenden von dem formlosen Tsathoggua und das schlimmer als formlose Sternengezücht, mit dem dieses Halbwesen in Verbindung gebracht wird.
Meilenweit erstreckte es sich nach allen Richtungen, fast ohne erkennbare Auflockerung; als wir unsere Blicke nach rechts und links an seinem Rand entlangschweifen ließen, am Fuße der niedrigen, allmählich ansteigenden Vorberge, die das Plateau vom eigentlichen Gebirgskamm trennten, konnten wir praktisch keinerlei Auflockerung entdecken, abgesehen von einer Unterbrechung links von dem Paß, durch den wir gekommen waren. Rein zufällig waren wir auf einen bestimmten Abschnitt einer Steinwüste gestoßen, die sich ins Unermeßliche ausdehnen mußte. Die Vorberge wiesen nur hie und da einzeln verstreute groteske Steingebilde auf, welche die schreckliche Stadt mit den nun schon vertrauten Würfeln und Wällen verbanden, die anscheinend ihre Vorposten auf den Bergen darstellten. Diese letzteren waren, ebenso wie die sonderbaren Höhleneingänge, von gleicher Beschaffenheit auf dieser wie auf der Vorderseite des Gebirgszuges.
Das namenlose Steinlabyrinth bestand zum größten Teil aus Mauern, die sich zehn bis 150 Fuß über die Eisoberfläche erhoben und zwischen fünf und zehn Fuß dick waren. Es setzte sich zumeist aus riesigen urzeitlichen Schieferoder Sandsteinblöcken zusammen Blöcken, die in vielen Fällen 4x6x8 Fuß groß waren -, obschon es an manchen Stellen aus einem massiven, unebenen Felsgrund präkambrischen Schiefers herausgehauen schien. Die Bauwerke waren keineswegs alle gleich groß es gab zahllose wabenartige Gruppierungen von immenser Ausdehnung sowie kleinere Einzelbauwerke. Die Gestalt der Bauwerke war im allgemeinen konisch, Pyramidenoder terrassenförmig; es gab aber auch zahlreiche regelmäßige Zylinder, Quader, Gruppen von Quadern und andere rechteckig begrenzte Gebilde, außerdem merkwürdig verstreute winklige Gebäude, deren fünfeckiger Grundriß entfernt an moderne Befestigungsanlagen erinnerte. Die Erbauer hatten reichen Gebrauch von dem Prinzip des Bogens gemacht, und in der Glanzzeit der Stadt hatte es wahrscheinlich auch Kuppeln gegeben.
Das ganze Gewirr war unsagbar verwittert, und die Eisfläche, aus der die Türme sich erhoben, war mit herabgestürzten Blökken und urzeitlichem Schutt übersät. Wo die Eisbildung durchsichtig
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