Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
mußten falls sie noch erhalten waren höchst aufschlußreich sein. Überdies stellte er womöglich auch jetzt noch eine gute Verbindung zur oberen Welt dar keine kürzere Route als die, welche wir mit soviel Mühe ausfindig zu machen suchten, und wahrscheinlich dieselbe, deren jene anderen Wesen sich bedient hatten.
Wie dem auch sei, wir studierten jedenfalls die schrecklichen Skizzen die vollständig mit unseren eigenen übereinstimmten und machten uns auf der angegebenen Route zu dem kreisförmigen Platz auf; diese Strecke mußten unsere namenlosen Vorgänger schon zweimal zurückgelegt haben. Der andere mögliche Zugang zum Abgrund war noch weiter entfernt. Ich brauche von unserem Gang dorthin auf dem wir nach wie vor möglichst sparsam unsere Papierschnitzel auslegten nichts zu erzählen, denn er unterschied sich nicht von dem Weg, der uns in die Sackgasse geführt hatte; abgesehen davon, daß diese Route jetzt tiefer unten entlangführte und wir manchmal sogar bis in die Kellerkorridore hinabsteigen mußten. Hin und wieder bemerkten wir beunruhigende Spuren in dem Schutt und Staub unter unseren Füßen; und nachdem wir den Dunstkreis des Benzins hinter uns gelassen hatten, stieg uns immer wieder einmal ganz kurz jener unangenehmere und hartnäckigere Geruch in die Nase. Nachdem unser Weg von unserer früheren Route abgezweigt war, ließen wir ab und zu den Schein einer unserer Taschenlampen verstohlen über die Wände huschen und fanden fast durchweg jene schier allgegenwärtigen Reliefs, die anscheinend wirklich das wichtigste ästhetische Betätigungsfeld der Alten Wesen gewesen waren.
Als wir gegen halb zehn Uhr durch einen langen, überwölbten Korridor gingen, dessen zunehmend vereister Fußboden etwas unter der Oberfläche zu liegen schien und dessen Dach nach vorne zu immer niedriger wurde, wurde es vor uns allmählich hell, und wir konnten die Taschenlampe ausmachen. Es schien, daß wir uns dem riesigen kreisförmigen Platz näherten und nicht mehr sonderlich tief unter der Oberfläche waren. Der Korridor endete in einem Bogen, der für diese megalithischen Ruinen erstaunlich niedrig war, doch durch diesen hindurch konnten wir schon viel sehen, noch bevor wir ihn erreicht hatten. Dahinter breitete sich ein riesiger runder Platz aus volle zweihundert Fuß im Durchmesser der mit Trümmern übersät war und auf dem sich noch zahlreiche weitere Bogengänge gleich dem, durch den wir kamen, öffneten. In die Wände waren dort wo Platz war in einem spiraligen Fries Reliefs von heroischen Ausmaßen kühn gemeißelt, die trotz der zerstörenden Witterungseinflüsse infolge der fehlenden Abdachung eine künstlerische Prachtentfaltung aufwiesen, die alles bisher Gesehene weit in den Schatten stellte. Der trümmerbedeckte Boden war ziemlich stark vereist, und wir stellten uns vor, daß die eigentliche Sohle wesentlich tiefer lag.
Was einem sofort ins Auge sprang, war jedoch die gigantische Steinrampe, die sich, in kühnem Schwung nach innen den Bogengängen ausweichend, spiralenförmig an der stupenden zylindrischen Mauer emporwand wie ein innen angelegtes Gegenstück zu jenen Rampen, die sich einst an den Außenwänden der gewaltigen babylonischen Stufentürme hinaufschraubten. Nur die Schnelligkeit des Fluges und die Vogelperspektive, die Rampe und Innenmauer des Turms in eins verfließen ließ, waren schuld, daß wir dieses Merkmal aus der Luft nicht erkannt und deshalb nach einem anderen Zugang zu den unter der Eisoberfläche liegenden Räumlichkeit en gesucht hatten. Pabodie hätte uns vielleicht sagen können, welche statischen Gesetze das Ganze zusammenhielten, doch Danforth und ich konnten nur stehen und staunen. Zwar sahen wir hier und da mächtige Träger und Säulen, die uns jedoch bei weitem nicht hinreichend für die Aufgabe schien, die sie tatsächlich erfüllten. Die Rampe war in der ganzen jetzigen Höhe des Turms noch sehr gut erhalten ein bemerkenswerter Umstand in Anbetracht der Tatsache, daß sie Wind und Wetter ausgesetzt war und hatte viel zur Bewahrung der bizarren und kosmischen Reliefs an den Wänden beigetragen.
Als wir in das beklemmende Tages-Zwielicht am Grunde dieses ungeheuren Zylinders hinaustraten der fünfzig Millionen Jahre alt und zweifellos das Urälteste Bauwerk war, das uns je vor Augen kam sahen wir, daß die von der Rampe durchschnittenen Mauern zu einer schwindelnden Höhe von vollen sechzig Fuß aufragten. Das bedeutete, wie wir von unserem Flug her wußten, daß die
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