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Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard P. Lovecraft
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Harmonie zusammenbrechen.
    Wäre es eine Andeutung jenes bizarren melodiösen Pfeifens gewesen, das wir aufgrund von Lakes Sektionsbericht bei jenen anderen erwarteten und das unsere überreizte Phantasie uns bei jedem Heulen des Windes vorgaukelte, seit wir auf die Greuel im Lager gestoßen waren so wäre immerhin eine Art teuflischer Übereinstimmung mit der seit Äonen toten Umgebung zu verzeichnen gewesen. Eine Stimme aus anderen Epochen erwartet man in einem Friedhof anderer Epochen. So aber erschütterte das Geräusch all die Erklärungen, die wir uns zurechtgelegt hatten unsere stillschweigende Annahme, die innere Antarktis sei eine Wüste, aus der alle Spuren normalen Lebens vollständig und unwiderruflich getilgt waren. Was sich da vernehmen ließ, war nicht die unheimliche Stimme einer begrabenen Blasphemie der alten Erde, deren übernatürlicher Zähigkeit eine seit Urzeiten entbehrte Polarsonne eine gespenstische Äußerung entlockt hätte. Statt dessen war es ein so haarsträubend normaler, seit unseren Tagen auf dem Schiff vor Viktoria-Land und im Lager am McMurdo-Sund so unverkennbar vertrauter Laut, daß wir schauderten, ihn hier zu vernehmen, wo solche Dinge nicht hätten sein dürfen. Es war nichts weiter als das rauhe Gekreisch eines Pinguins. Das Geräusch drang halb erstickt aus eisbedeckten Tiefen beinahe genau gegenüber dem Korridor heraus, aus dem wir gekommen waren also unverkennbar aus der Richtung, in der jener andere Tunnel zu dem gewaltigen Abgrund liegen mußte. Die Gegenwart eines lebendigen Wasservogels in solcher Umgebung einer Welt, deren Oberfläche seit undenklichen Zeiten nur öde Todesstarre gekannt hatte konnte nur zu einer Folgerung führen; deshalb war unser erster Gedanke, uns von der objektiven Wirklichkeit dieses Geräusches zu überzeugen, Es wiederholte sich übrigens, und bisweilen schien es, als käme es aus mehr denn einer Kehle. Mit der Absicht, seine Quelle aufzuspüren, traten wir in einen Bogengang, aus dem eine Menge Schutt weggeräumt worden war; und sobald wir das Tageslicht hinter uns gelassen hatten, begannen wir wieder mit unseren Wegmarkierungen zusätzliches Papier hatten wir mit merkwürdigem Widerwillen einem der Bündel auf den Schlitten entnommen.

    Als die Eisschicht auf dem Boden von einer Trümmerschicht abgelöst wurde, bemerkten wir sonderbare, deutlich erkennbare Schleif spuren; und Danforth fand an einer Stelle einen klaren Abdruck von einer Art, die zu beschreiben allzu überflüssig wäre. Die Pinguinschreie kamen genau aus der Richtung, in der nach unseren Karten und dem Kompaß der nördlichere Tunneleingang liegen mußte, und wir waren erfreut, einen brückenlosen Durchgang auf den untersten Ebenen zu finden, der offen schien. Nach der Skizze mußte der Tunnel im Keller eines großen pyramidenförmigen Gebäudes anfangen, das wir von unserem Erkundungsflug her als bemerkenswert gut erhalten in Erinnerung hatten. Längs unseres Weges beleuchtete die Taschenlampe die übliche Fülle von Gravierungen, aber wir blieben kein einziges Mal stehen, um sie näher zu betrachten.

    Plötzlich tauchte eine massige weiße Gestalt vor uns aus dem Dunkel auf, und wir schalteten die zweite Taschenlampe ein. Es war sonderbar, wie schnell unser neues Ziel uns die Angst vor dem, was ganz in der Nähe lauern konnte, hatte vergessen lassen. Jene anderen mußten, da sie ihre Vorräte auf dem großen kreisförmigen Platz zurückgelassen hatten, sich vorgenommen haben, nach ihrem Erkundungsgang in den Abgrund an die Oberfläche zurückzukehren; und doch hatten wir alle Vorsicht ihnen gegenüber so vollständig fallengelassen, als hätte es sie nie gegeben. Die weiße, watschelnde Gestalt vor uns war volle sechs Fuß hoch, doch war uns offenbar sofort klar, daß es sich um keines jener anderen Wesen handelte; sie waren größer und dunkel und bewegten sich, nach den Reliefs zu schließen, zu Lande schnell und sicher, trotz ihrer merkwürdigen, an das Leben unter Wasser angepaßten Tentakeln. Zu behaupten, die weiße Gestalt hätte uns keinen Schrecken eingejagt, wäre jedoch vergeblich. Tatsächlich erstarrten wir für einen Moment in einer primitiven Furcht, die beinahe noch lähmender war als unsere schlimmsten, vom Verstand diktierten Befürchtungen im Hinblick auf jene anderen. Dann atmeten wir plötzlich auf, als das weiße Wesen in einem seitlichen Bogengang verschwand, um sich zweien seiner Artgenossen anzuschließen, die in rauhen Tönen gebieterisch nach

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