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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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weißt du’s.« Sein Gesicht hob sich leidend vor ihr: »Und was sagst du, Elina?« »Du willst ja keine Hilfe von mir. Ich bin ja deine Feindin.« »Nein. Sag das nicht. Komm doch wieder her zu mir. Laß mich vergessen.«
    Er war aufgestanden. Er hatte sie umschlugen, die mit einem abwesenden suchenden Ausdruck ihr nasses Gesicht an seins lehnte. Er flüsterte: »Ich habe dir von meiner Mutter erzählt. Die hat er umgebracht. Aber mir ist nie, als ob er sie umgebracht hätte. Nein, sag nichts dazu, lach mich nicht aus. Mir ist, als ob er mit ihr zusammen etwas wäre, als ob er mit meiner Mutter verbunden wäre, wie mein Vater, den ich nicht kannte! Er. Er. So ist er mit ihr zusammen. Ich kann nur bei ihm ruhig werden. Bin ich von ihm, bin ich zerrissen.« Sie flüsterte zur Seite blickend: »Und wie stehst du zu mir.« »Ich weiß nicht, Elina. Mir ist jetzt wohl bei dir.« »Es geht wohl zu Ende mit Marduk?« »Sag das nicht, ich fleh dich an, sag das nicht.« Er ließ sie los, schlenderte im Zimmer herum, stand am Fenster. Rotes Licht blitzte über den grauen Himmel.
    Wie er eine Zeit ruhig stand und nicht sprach, hatte sie ein Knie auf den Stuhl geschoben, den Kopf gesenkt und gesonnen. Ohne ihre Haltung zu verändern, rief sie: »Jonathan.« »Ja.« »Jonathan, ich weiß einen Rat.« Er drehte sich rasch um, schritt auf sie zu, die sich nicht bewegte, griff an ihre Schultern: »Nichts sagen, Elina. Ich bitte dich, nicht auch du. Gib mir keinen Rat. Quäl mich du nicht auch.« Sie gab klar von sich: »Du brauchst einen Rat. Du brauchst Hilfe. Ich quäle dich doch nicht.« »Ich sehe, ich sehe, jetzt wirst du dich gegen mich erheben.« »Ich weiß einen Rat, Jonathan. Aber ich bitte dich, mich tun zu lassen, was nötig ist.« »Du glaubst, ich muß allein sein. Du willst mich verlassen.« »Nein, ich werde zu Marduk gehen.« Er ließ von ihren Schultern, bückte sich, suchte ihr von unten in das herabhängende Gesicht zu sehen. Er hauchte zurückweichend: »Zu Marduk willst du gehen.« »Ja.« »Weil ich geschlagen bin?« »Jonathan, ich werde es tun. Laß mich es tun.«
    Er ging an die Wand. Auf eine Fensterbank ließ er sich nieder: »Marduk hat mich greifen lassen und fortgestoßen. Jetzt du.« »Was soll ich sagen. Ich kann dir keine klare Antwort geben. Ich bin – dir innig gut. Mich schmerzt es, daß ich dich so sehe. Ich glaube, ich will, ich will – an ihm tun, was du wolltest.« Und den Kopf hebend, immer sinnend, in die Ferne mit einem Lächeln hörend, atmete sie: »Ich muß zu ihm. Glaubst du nicht, daß er jetzt auf mich wartet? Es war mir sicher, daß er dich zurückweisen würde. Ich helfe ihm. Du kommst – dann noch einmal zu ihm. Wenn du noch einmal kommst und ich bin es, so wird er dich nicht zurückweisen.« Sie lockte Jonathan: »So ist es. Komm doch, Jonathan. Komm. Sieh, ob ich nicht du bin. Ob ich dich nicht zu ihm tragen kann mit meinem Körper. Komm, habe doch keine Furcht vor mir. Wir haben ja hundertmal zusammengelegen.« Und sie ging ihm entgegen, der sich verwirrt erhoben hatte, umschlang ihn: »Mein Jonathan. Meine Wonne. Umschling mich, damit ich ganz du bin. Mir ist mit einmal so wohl. Gib mir. Halt nicht zurück. Mach deine Lippen auf, mach deine Augen auf. Ich bin Elina. Ach! Ich habe Sehnsucht Sehnsucht Sehnsucht nach dir. Namenlose Sehnsucht.« Er hatte den Kopf auf ihrer Schulter, flüsterte: »Wie bist du sonderbar.« Fester hielt er sie. »Jonathan, ich bin dein Hafen. Du bist ruhig. Es geschieht dir nichts. Du bist wohl bei mir.« »O wie bist du.« »Komm, ich muß dich küssen. Ich bin sehnsüchtig nach dir. Deinen Mund. Deine Augen. Wie liebe ich dich. Halte dich nicht zurück.« »Ich tu es nicht. Ich halte mich nicht zurück vor dir.« »Erkennst du mich wieder. Elina, deine Freude. Und du bist meine Glückseligkeit. Ich kann dir gar nichts schenken. Ich muß deine Hände küssen. Deine Füße.« »Nicht, Elina.« »Bin ich nicht deine Elina?« »Du bist so rasend.« »Nach dir. Ich kann dich nicht stehen sehen. Ich möchte dich ganz verschlingen in mich. Jeden Teil, den ich von dir sehe, beneide ich um dich. Deine Jacke, deine Haare, ich kann sie nicht außer mir dulden. Ach küsse mich auch. Bin ich nicht deine Elina?« »Du bist es und bist es nicht. So wild bist du.« »Mir kommt vor, als hätte ich dich nie geliebt. Jetzt liebe ich dich erst. Zum erstenmal. Als hätte ich bis jetzt mit dir gespielt. So unersättlich unersättlich, Jonathan, so unersättlich bin

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