Berge Meere und Giganten (German Edition)
Gewisper unter den andern merkte und beunruhigt verzweifelnd, selbst vorschlug, nach den Männern vor dem Ende noch dies Weib hinzustrecken, war es schon zu spät. Die Frauen erfuhren kurz darauf den letzten vernichtenden Angriff. Die Horden waren, wie man von den Fenstern schon bemerkt hatte, seit Tagen in ständiger Bewegung, deren Ursache unbekannt war. Neue Haufen zogen durch den Ort. Geräte und Fernwaffen wurden vorbeigefahren. Kleine Reiterabteilungen trabten durch. Die Horde selbst, in deren Bereich das Gefängnis lag, brannte rückwärts liegende Häuserreihen ab. Ihre jüngste Mannschaft überfiel vor dem Abrücken noch das Gefängnis, das eine vorüberziehende Truppe mit einer Fernwaffe hatte ersticken oder einäschern wollen. In wilder Trunkenheit drangen sie einzeln vor Nacht ein, nachdem sie unter Gebrüll auf dem Platz vor der Halle einen riesigen Strick vorbereitet hatten. Daran banden sie herausstürzende verzweifelt angreifende niedergezwungene Weiber eins neben dem andern an den Haaren. Kein Verlust konnte die sinnlos brüllenden, glotzäugig geifernden, steigenden kletternden drängenden zurückhalten. Alles was die Truppe hatte quoll ein. Über das Dach und durch hohe Fenster stiegen sie. Hinter den verbarrikadierten, zwischen ihnen tauchten sie auf.
Der Strick war auf dem finsteren Platz zwischen zwei Steinpfeilern ausgespannt, wartete. Aber die drin waren vom Blutrausch befallen, Männer wie Weiber, kannten und wollten kein Erbarmen. Das Ringen Würgen Stöhnen Niederkrachen. Die Männer standen, als sie keinen Gegner mehr fanden und noch eine Handvoll Weiber für den Strick hinausgetrieben wurden, da, tobten, schäumten herum, zerschlugen was sie fanden, Betten Geräte, sprangen aus dem Fenster, zündeten Türen Fensterrahmen an.
Im lohenden Licht des Feuers unter den stiebenden Funken die Gefangenen. Dazwischen die halbtote Elina, die schon sterbende Castel, der der Bauch aufgerissen war, auf der lehmigen Erde. Der Strick war zwischen sechs Pferden an beiden Enden ausgespannt. Er hing am Mundzaum der zerrenden Tiere. Finstere Nacht zwischen den Ruinen bei Linden. Ein Trupp von berittenen peitschenbewaffneten Kriegern machte sich auf, während die Horde johlend abzog, die Gefangenen zu Marduk zu treiben. Auf die sechs Pferde setzten sich Krieger. Mit Hott und Hüh, bald langsam, bald im Galopp, über Straßen Baumwurzeln ging der Weg.
MARDUK HATTE seine gefährliche Situation erkannt. Er sah die rätselhafte Haltung Zimbos, des Mannes, den England im Land abgesetzt hatte, und der sich der feindlichen Triebkräfte in der Mark bediente. Und zum erstenmal in seinem langen Konsulat hatte er gefühlt, daß Markes Werk und seines gut war; es sollte nicht untergehen.
In dem starken Menschen war ein Wohlgefühl aufgebrochen: Freude an dem Land. Der böse Rest aus seiner Vergangenheit, Jonathan, einmal in schwerer dunkler nicht zu durchdringender Zeit, – niemand sollte daran rühren – sein Freund, war zu ihm gekommen, hatte ihn angespien. Ein Grabstein war darüber zu wälzen. Dieser Jonathan der sanfte schmerzliche, hatte zuletzt geglaubt, einen Giftpfeil auf ihn richten zu müssen, hatte die Elina geschickt. Einmal hatte ihn etwas zu dieser liebenden Frau gelockt; sie blickte ihn, wie die Horden sie auf der Straße aufgriffen und herschleppten, sonderbar zage an. Sie wußte nichts zu sagen, als er sie fragte, was sie wolle. Sie durchschaute offenbar das Spiel, zu dem sie der rachsüchtig triumphierende Jonathan mißbrauchte. Vielleicht hatte sie sich selbst dazu hergegeben. Wie böse dieser Jonathan geworden war. Ein Grabstein über Jonathan. Die Frau weg. Ins Gefängnis. Zu den anderen Weibern. Martern über sie.
Zu einem Zeitpunkt, wo niemand es erwartete, knüpfte der Konsul des machtvollen märkischen Stadtreiches Verhandlungen mit London an. Nach Frankfurt Bordeaux London ließ er Boten fliegen, die seine Bereitwilligkeit zu einem Waffenstillstand kundgaben. Er werde das Vordringen seiner Männer aufhalten, die Feindseligkeiten von drüben seien einzustellen. Eine zustimmende, fast freudige Antwort wurde ihm. Zimbo, erfuhr Marduk noch aus London, war nicht sicher in der Hand des neuen Völkerkreises. Wie Marduk seine Verhandlungen den Hordenführern bekanntgab, wurde er mit Stummheit und Widerspruch angehört. Mit Kälte erklärte er, er sei noch im Besitz seiner Garde und unüberwindlicher Apparate. Senat und Hordenführer vergaßen es ihm nicht.
Sie verbreiteten trotz seines Verbots
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