Berge Meere und Giganten (German Edition)
Eindringen der Siedler in die Stadt ereigneten sich, ungeklärte Brände von Fabriken. Delvil, belauert von der amerikanischen Deputation, schickte nach White Baker. Sie ließ sagen, daß das Fahrzeug nicht gebaut sei, das sie zurück trüge. Sie lockte Städter aufs Land, trieb Kampforganisationen bei allen Absonderungen zusammen. Verzweifelt höhnte Delvil im Senat: »Der weibliche Marduk!« Man kam nicht weiter, war in der Defensive.
Aus amerikanischen Stadtschaften hatten sich nach Kanada und Labrador Menschenmassen ergossen, von starken Männern und Frauen geführt. In Labrador entwickelte sich ein ländliches Reich an der Ungavabucht.
Die Menschen strömten aus den Stadtschaften Neuyork Quebec Ohio. Ein merkwürdiger Drang bestimmte alle Wanderer nach Norden; die großen Seen ließen sie hinter sich, östlich der Hudsonbai schoben sie sich vor. Ganz ohne Lärm vollzog sich die Bewegung auf dem nordamerikanischen Kontinent, nirgends sah man fanatischwilde Figuren wie Marke und Marduk. Aus dem Zentrum Europas drang Zimbo vor; die böhmischen Stadtschaften, die deutschen Nürnberg und Frankfurt schickten ihm aufgelockerte Massen zu.
Keine Bewegung machten die großen Senate. Aus London reiste während der sturzartigen Vorgänge die Kommission des Klokwan schweigend ab, nicht mehr lächelnd. In London Glasgow Newcastle, auf den festländischen Toulouse Nantes Lyon, die ruhig geblieben waren, wurden Straßenzüge leer, erfroren verdorrten in den Treibhäusern die Blumen, fielen die durchsichtigen Straßenbekleidungen; Wind Regen sauste wieder über die Plätze. Flugzeuge Wagen standen herum, als wäre ein Feind im Anmarsch. Eine Lähmung breitete sich über die westlichen Stadtschaften aus; unkenntlich, was ihre Ausbreitung beförderte. Sie wirkte in die Senate hinein. Es war eine zum Grauen auftreibende Erschütterung, als der schwarze Zimbo ohne Waffen zu gebrauchen mit rohen Schwärmen in der Hamburg-Bremer Landschaft und ruhig fortziehend am Meer erschien, Senate vertrieb, Lager und Anlagen zerstörte. Er drohte über den Kanal. Die Menschen der Seelandschaft bedeckten die Küste bis ins Holländische zum Zuidersee, wurden nach Westfalen, zum Rhein herunter gestoßen.
Der belgische Senat trat in Brüssel zusammen. Diese Stadtschaft bröckelte nicht. Man sah das Hungerverderben der über das Land Geschütteten Schwachen nichts als Willigen Sehnsüchtigen, ihr Liegenbleiben Erfrieren, das Wüten der Seuchen. Die Senatoren riefen lächelnd nach England. Betrübt zogen die Londoner sich aus dem Orkan ihres Landes, standen mit matten Gliedern in dem strahlenden Ratsgebäude der Belgier. Durch die Luft zuckten hier Fahrzeuge, buntes lärmvolles bewußtloses Wimmeln in den breiten winterlichen Straßen Brüssels. Die blassen Lippen verzog Delvil, als er aus dem überheizten Saal herunterblickte. Den Arm des breitschultrigen Belgiers Ten Keir drückte er: »Wie sieht die Welt bei euch aus! Noch! Noch!«
»Noch lange! Noch immer!« »So hat auch White Baker gesprochen. Es sind nicht viel Jahre her: Marduk müsse erschlagen werden, die Mark ausgeräuchert. Wo ist White Baker?« »Ihr, Delvil! Wascht eure Wäsche bei euch.«
»Bin ich schlaff? Ist keine Schwäche, jetzt schlaff zu sein. Wenn ich deine Häuser und diese Menschenscharen sehe, so sehe ich sie und – sehe sie schon nicht mehr.« Ten Keir machte sich von ihm los, betrachtete aus seinem kantigen Kopf den seufzenden Londoner, ließ ihn am Fenster. Die Belgier, zwanzig Männer und Frauen aus frisch heraufgekommenen Geschlechtern, nicht einheitlich in Rasse, nahmen auf die Engländer keine Rücksicht.
Von den durchwandernden Hamburger Flüchtlingen und Siedlern griffen sie welche auf, abgemagerte zerlumpte, stellten sie vor die Engländer. Ten Keir lachte: »Euer Ideal, liebe Gäste. Wie gefallen sie euch? Habt ihr Lust, eine Luftreise über Holland, an der Küste entlang zu machen? Ihr könnt etwas sehr Altes und Neues sehen. Kampf aller gegen alle. Das Spiel ist wieder aufgenommen: man genießt es, als sei es heute erfunden. Wozu gibt es Elend Tod Hunger? Doch nicht bloß für Erzählungen Geschichten Theateraufführungen. Heran an das Leben! Dichter, Dichter! Man lebt nur einmal und dann gründlich. Wer sich nicht zehn Zehen erfroren hat, weiß nicht, was Leben ist. Wer nicht morgens aufwacht im Wagen, – aber er liegt nicht in seinem Wagen, den Wagen hat einer über Nacht gestohlen, er liegt zwischen den Radspuren im Lehm, einen dösigen leicht
Weitere Kostenlose Bücher