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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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willst du mir denn sagen, Servadak, süßer Servadak. Du fliegst ja so.« »Gleich.« »Warum machst du denn die Augen zu, Servadak, süßer Servadak.« Er hielt sie auf der Bank fest umklammert, den Kopf neben ihrem Kopf: »Jetzt – mache ich die Augen nicht wieder auf. Nie wieder.« »Ach tu’s doch. Mach sie doch auf.« »Nie mehr.« »Laß mich los, Servadak.« »Nie mehr.« »Was soll das.« »Nichts. Die Gehilfen der Diuwa von den Schlangen werden mich holen. Einmal werden sie mich doch holen. Sie haben schon andere geholt. Ich habe es gehört.« »So laß mich doch los.« »Nein, Majelle, ich bin da. Da. Bei dir. Bei deinem blauen und grünen Foulard, komm, ich wickle ihn mir noch um den Hals. Jetzt ist dein Fleisch bei meinem. Sie müssen mich von dir abhacken. Ich habe dich. Hier meine Knie an deinen, mein Kopf an deinem.« »Mich los, Servadak. Ich ersticke.« »Ich ersticke dich nicht.« »Ich falle.« Und sie stürzten von der Bank, auf die weiche Graserde. »Majelle, süßes Leben, ich weiß alles, was kommt. Es mag recht sein, was kommt, aber ich will es nicht erdulden. Eia, eia, da bist du.« Er schnaubte, wühlte an ihr. Sie schrie. »Jetzt wirst du schreien, mein Leben.« »Was habe ich dir getan, Servadak. Ich war immer gut zu dir. Ich habe dir im Garten geholfen. Wie oft bin ich in der Hütte mit dir gewesen.« »Wenn du da warst, war es gut. Wenn du nicht da warst, war es vorbei. Jetzt ist es gut. Ich habe mich vor Sehnsucht verbrannt. Ich fühle sie fast noch, wo ich dich umschlungen halte. Ich will sie nicht mehr ertragen. Ich kann nicht mehr. Sei gut und ergib dich drein, Majelle, verfluche mich nicht.« »Ich sterbe, Servadak, in deinen Armen. Du darfst mich hier nicht umarmen. Zerreiß meine Kleider nicht.« Er stöhnte litt, war im Entzücken begraben: »Der hier bei dir liegt, ist Servadak. Dem nichts geschehen wird. Du kannst ihn töten. Greif nach meinem Gartenmesser, bring mich um. Ich gehe nicht mehr von deinem Hals. Ich bleibe immer hier. Immer. Immer.« »Hilfe. Wer hilft mir.« Sie wimmerte nur noch. Dann zog sie mit einem hohen Seufzer die weißen Lippen von den Zähnen hoch. Lag schlaff ohnmächtig.
    Nach einer Weile erst merkte der brünstig Verwühlte ihr Verstummen. Er stemmte sich auf, schlug sich ihren leichten Körper über die Schulter, wanderte zu seinem Feld herüber, legte sie in seinem Holzhaus auf das Bett. Wie sie sich aufrichtete. Wie sie um sich blickte. Er lag am Boden, lächelte sie an. »Was ist. Wo liegst du?« »Bei dir, Majelle.« Sie sprang auf, ihre Blicke durch den Raum: »Das ist dein Haus.« »Ja.« »Du sollst zur Diuwa.« »Ich sollte. Und statt dessen ist Majelle zu mir gekommen.« »Nein; ich will gehen.« »Du bleibst jetzt immer bei mir, Majelle. Immer bleibst du jetzt bei mir.« »Ich gehe auf mein Feld.« »Das kannst du. Das wirst du. Es ist auch mein Feld. Dieses Haus ist dein Haus und mein Haus. Hier wohnst du jetzt.« »Nein.« »Gewiß wohnst du jetzt hier, Majelle. Ich kann nichts anderes erlauben. Du kannst nicht verlangen, daß ich mich umbringe. Hier habe ich dich. Und behalte dich.« »Du bist krank.« »Es kann sein. Ich kann nicht ohne dich leben.« »Und ich?« »Du bist Majelle, mein Leben, ein Stück meines Körpers. Jetzt bist du hier und wirst immer bei mir sein. Wie ein Baum und sein Schatten gehören wir zusammen; man kann sie nicht auseinanderreißen.« Er zitterte, seinen Arm hatte er um ihre Hüfte. Sie wußte nicht, wer er war. Ihr war zum Schreien vor Schmerz. Sie drehte sich zu ihm, legte die Hände auf seinen Kopf, zog sein Gesicht zu sich, küßte es, blickte es an, bettelte klagte schüttelte ihn: »Nun, Servadak! Du bist doch mein Freund. Servadak! Du bist doch mein süßer Stamm unter dem Kirschlorbeer. Komm hin, setz dich da. Ich werde mich neben dich setzen. Du siehst zu mir herüber. Du hörst meine Hühner gackern und rufst ihnen zu. Du wirfst nach den Spatzen mit Steinen, damit sie meine Schoten nicht aufpicken. Der Lindenbaum blüht neben meinem Häuschen. Servadak. Du! So wonnig ist alles.« »Nur du bist wonnig.« »Sag das nicht. Hör mich doch. Oh du ängstigst mich so. Du bist doch auch mein Glück.« »Du bist mein einziges Glück.«
    Da schrie sie auf in Entsetzen, so gell, daß er sie ließ und stehen blieb. Sie huschte an die Tür, drehte sich um zu ihm, der sich entgeistert am Bett hielt, lief noch einmal zu ihm. Er murmelte mit dem Blick eines Stiers, der den Todesschlag empfängt: »Nicht weggehen.

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