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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Oh, Majelle. Nicht weggehen«, und hob keine Hand. Sie rang sich noch ab, wie sie ihn auf das Bett gelegt hatte, er ließ mit sich tun –: »Ich will in mein Haus. Ich komme bald wieder zu dir.« Und dann ging sie leise, drückte still die Tür ins Schloß, stand horchend an der Tür, stürzte auf ihr Feld. Auf der Wiesenfläche vor ihrem Häuschen warf sie sich zwischen den aufflatternden Hühnern und Tauben hin, beschwor ihren Schmerz stille zu sein, weinte schluchzte sich die Brust müde.
    Und dann mußte sie ihr Kopftuch nehmen, ihr Gesicht war rot und dick: »Diuwa, ich bin zu dir gekommen. Ich selber. Servadak, mein Freund, wollte nicht. Ich weiß nicht, was werden soll. Heile ihn. Hilf uns. Mach mit uns, was du willst.« »Du hast geweint. Was willst du?« »Ich weiß nicht, was ich will.« »Nun sitz ganz still. Nicht weinen. Nicht wieder weinen, Majelle, du Feder, du Seide. Bleibe, was du bist. Kennst du den Abenduntergang, Majelle, am Meer, nach der Gironde zu, wo drüben Bordeaux liegt. Da sind gewaltige Farben, schwimmt alles von Gold und Blut, braust und donnert durcheinander. Und das Meer kann nicht stille halten; die ganze Wasserfläche zittert und die Luft; das Glühen, Purpur. Und dann wird es stiller. Dann siehst du von deinem Hügel mit einmal Bäume. Sind Bäume aufgetaucht aus dem Boden; die verborgenen schwarzen Äste gegen den hellen Himmel. Waren vorhin auch da, aber du hast sie nicht gesehen. Und während du hinschaust, wie sie verschnörkelt sind, die dicken Stämme umfaßt, alles schwarz –, bleicht der Himmel. So weißlich leer wird er. Aber auch das scheint nur so, im ersten Augenblick; er ist nicht weiß. Die bläulichen zarten Farben sind schon da, Striche und Dünste wie gehaucht –, ein rötliches Violett, es ist schon ganz ins Weiße aufgelöst, ich sehe es Abend um Abend, wie es vom Meer über uns hingeht. Da stehst du zuletzt und jetzt sind die Bäume ganz da. Die Felder und Hügel liegen vor dir. Dunkel, ins Dunkle eingerundet, und immer tiefer mit uns selbst ins Dunkle einsinkend. Majelle, so kommt man immer zu mir: mit diesem purpurnen und goldenen Glanz. Es gibt keine Felder, keine Bäume, keine Trüffeln Artischocken Erbsen. Man weiß nichts von Hühnern. Nur Purpur Donnern Untergang Tod. Was machen deine Gräser und Schoten, Majelle? Ich bin Diuwa. Wir sind an der Garonne, von London und den britischen Inseln vertrieben.« »Ich will dir sagen, Diuwa, ich bin so gekränkt, daß ich mich vor mir schäme. Ich bin durch Servadak so beleidigt und entwürdigt. Ich fühl’ es nur, ich weiß fast nicht wodurch. O ich muß mich bezwingen.« »Es gibt Hühner auf dem Feld. Was machen sie? Sollen sie weglaufen und sterben. Du hattest Artischocken gepflanzt.« »Und meine Bäume sind gut, und die Tiere sind gut, und der Tag ist gut. Und alles wäre gut und Servadak. Nein«, sie winselte plötzlich, drückte sich an die Frau, die die Augen weit öffnete – »er war gut. Tu ihn weg von mir. Es muß geschehen. Ich kann dir nicht sagen warum. Führ ihn weg. Ich will nicht hassen. Ich verliere mich, euch alle.« »Aber ich will es tun, Majelle. Ist das nun das Purpur oder das Violett und die Bäume.« »Wegtun, Diuwa. Meinen süßen Freund, nimm ihn. Ich kann ihn nicht halten. Tu es für mich.«
    Die Drosseln, die sie beide oft gehört hatten, sangen. Die Tauben flatterten von ihren Plätzen auf. Die Boten der Schlangen traten in Servadaks Haus, der sie schon erwartete. »Nehmt mir den Ring nicht ab« ächzte er, als sie an seinem Fuß nach dem Schlangenabzeichen griffen. Sie führten ihn nach Westen in eine andere Siedlung. Wie ein Brand, den man in einen stürmischen Schornstein tut, verbrauste er. Der würzige dunkelrote Medokwein lief durch ihn. Servadak sprang, sein Leib wurde gedehnt. Majelle war fern, blieb fern.
    Gewaltiges Blutrot über Bordeaux, zitternde, in Flammen verbrennende verprasselnde Wasserfläche. Vergilbender Himmel, hinbleichende Luft, große wie ein Riesenschiff aus dem Meer anwogende Nacht. Rebgelände Bäche Menschensingen. Und durch Servadak lief der Wein. Die Sterne glommen. Da waren Kastanien, dunstende Rosenbüsche, Magnolien. Das gab es. Das alles gab es. Servadak bog sich in seiner Hütte auf dem Stroh. Wann würde er die Überfahrt von London beenden. In ihm weinte es: Ganz hinten an der Garonne gab es – wen? Light – for – me. Majelle. Sie ging über ihren Acker, um den Kirschlorbeer, Kräuselhaar, offene braune Augen. Nicht daran denken. Wegtun

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