Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
Vom Netzwerk:
Qual. Es kostet dann viel zu viel Energie.
    Ich brauche für mein Tun keine idealistische Rechtfertigung. Es muss nur mir nützlich sein. Ich weiß, was ich will. Wie viel leichter ist es, eine regionale oder nationale Expedition zu organisieren als eine internationale. Hier gibt es so viele Mentalitäten wie Teilnehmer.
    Losso, der unter der Höhe leidet, kehrt zur Erholung nach Chuckung zurück.
    11.4.1989
    Der Südtiroler Hans Kammerlander sowie die beiden Polen Krzysztof Wielicki und Artur Hajzer gehen zum Einstieg. Sie errichten auf etwa 5800 Metern ein Lager. Die Sherpas Purba und Ang Kami helfen tragen.
    Unguter Wind. Jeder will im Basislager für sich sein, und jeder denkt an die Auswertung eines Erfolges, der noch völlig in der Luft hängt.
    Die Franzosen steigen zur besseren Akklimatisation nach Dingpoche ab.
    12.4.1989
    Immer noch eine »Wir-wissen-nicht-was-tun-Stimmung«.
    13.4.1989
    Alle sind im Basislager zurück. Grundsatzdiskussion. Nach langem Hin und Her fällt die Entscheidung: Alle wollen zuerst zusammenarbeiten.
    Wir einigen uns auf eine Taktik mit zwei Spitzenteams. Im rechten Wandteil soll eine Route vorbereitet werden. Alles andere erscheint in dieser Saison zu gefährlich. Wir sind im falschen Augenblick an der richtigen Wand. Diese rechte Route soll als Aufstiegs-, Flucht und Akklimatisationsweg genutzt werden. Jeder soll aber am Ende frei sein, dort hochzusteigen, wo er will.
    14.4.1989
    Schöner, windstiller Tag. Endlich Vormonsunwetter!
    Die Franzosen Christophe Profit, Bruno Courmier und Sylviane Tavernier steigen am Nachmittag, nach stundenlangem Sortieren von Ausrüstung, ins erste Hochlager auf. Meinem Stil entspricht diese Art Bergsteigen nicht.
    16.4.1989
    Es ist windig. Der Berg trägt bis 7000 Meter einen Wolkenhut. Typisches Lhotse-Wetter. Trotzdem werden Seilsicherungen (von Hans und Arthur) bis etwa 6700 Meter gelegt (Krzysztof und Enric helfen dabei).
    Auf der kleinen Scharte zwischen Lhotse und Island Peak finde ich die ideale Stelle für Lager I: Morgensonne, fließendes Wasser ab Mittag und kaum Wind. Dorthin verlege ich das endgültige Lager I. Roland Losso, Michele Arizzi und Fulvio Mariani (unser Kameramann) bleiben im Lager I. Die Spitzenmannschaft muss (leider) vorerst noch zurück ins Zwischenlager.
    Am Abend bin ich wieder im Basecamp.
    17.4.1989
    Gutes Wetter. Die Spitzenmannschaft (Hans Kammerlander, Artur Hajzer, Krzysztof Wielicki, Enric Lukas) steigt bis 6400 Meter, wo sie in einer Riesenspalte ein Zwischenlager errichtet. Fulvio Mariani filmt. Zwei Sherpas helfen, das untere Zwischenlager nach Lager I zu transportieren.
    18.4.1989
    Hans, Artur und Krzysztof steigen von ihrem Zwischenlager zum geplanten Lager II auf. Sie deponieren Seile. Fulvio und Michel Arizzi tragen Lasten ins Zwischenlager. Enric steigt ins Basislager ab. Er fühlt sich nicht wohl. Mittags geht Christophe nach Lager I. Er will mit Michel die Führung übernehmen.
    Bis in den späten Nachmittag beobachte ich Hans, der oberhalb von Camp II Seile verankert. Die beiden Polen sind im Abstieg.
    19.4.1989
    Christophe bleibt am Berg, um sich zu akklimatisieren. Enric und seine Freundin Anna sowie Sylviane steigen nach Chuckung ab. Sie wollen dort duschen, sich erholen. Da ich keine Befehle ausgebe, sondern nur Vorschläge für ein gemeinsames Vorgehen, bilden sich zwar Seilschaften, aber keine gemeinsame Taktik heraus. Die Gruppen wachsen weder zusammen noch über sich hinaus.
    21.4.1989
    Roland und ich gehen bis 6700 Meter, wo wir das endgültige Lager II einrichten. Fulvio steigt ins Lager II auf.
    Die Begeisterung in dieser Expedition erschöpft sich in Wehmutsklagen und Ausflügen nach Dingpoche. Hans und die beiden Polen sind die Ausnahme. Und Fulvio Mariani, wie immer, der einen guten Film machen möchte.
    22.4.1989
    Auseinandersetzung mit Enric Lucas, der sich nicht integrieren will. Eine Expedition braucht Loyalität, wie ein Familiengefüge. Addition aller Energien. Sonst fällt sie auseinander.
    23.4.1989
    Die Seilschaften sind untereinander in eine Art Wettbewerb getreten. Dabei dominieren Abwarten und Sich-nicht-verausgaben-Wollen. Nicht der Ehrgeiz, das gleiche Ziel zu erreichen.
    24.4.1989
    Fulvio, Krzysztof und Hans steigen vom Lager II bis 7000 Meter auf. Nebel. Schneetreiben. Sie beginnen die Traverse nach links.
    Michel und Bruno im Lager I weigern sich, Filmausrüstung vom Zwischenlager ins Lager II zu

Weitere Kostenlose Bücher