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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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falschen Hütte, der Rucksack ohne Steigeisen oder das Filmteam ohne Kassetten ankam. Weil wir aber nichts Wesentliches vergessen hatten, wurde der Marsch eine gelungene, runde Aktion. Wie viele Südtiroler damit dazu angeregt wurden, Vorurteile wenigstens infrage zu stellen, ist nicht messbar.
    Sicher, ich hätte mein Know-how auch jüngeren Bergsteigern zur Verfügung stellen können, und diese hätten das Land schneller umrunden können. Theore-tisch war die Aktion delegierbar. Als Beobachter hätte ich mehr Zeit für das Darstellen, die Ergebnisse von »Rund um Südtirol« gehabt.
    Es liegt mir aber nicht, eine Tat nur anzuregen, nur Know-how-Träger zu sein. Bei fast allen meinen Aktionen war ich Ideator, Stratege und Akteur zugleich. Am Ende auch mein eigener Schiedsrichter. Denn Grenzgänge, je schwieriger sie werden, sind für Außenstehende kaum beurteilbar.
    Wie das Abenteuer, fängt auch eine Aktion im Kopf an. Die Aktion aber verfolgt andere Ziele als der Grenzgang. Sie ist nicht nur Selbstzweck, sie hat mehr Schichten, mehr Ansprechpartner, mehr Koordination. Erst wenn das ganze Puzzlespiel übersichtlich ist, kann ich losgehen und die Teile zusammenfügen.
    So wichtig die (gute) Idee ist, die Realisation ist und bleibt das Schwierigste. Wie beim Grenzgänger ist das Umsetzen der Idee in die Tat auch für den Aktionskünstler die eigentliche Kunst. Und nur dieses Tun führt zum Selbstverständnis.
    Wenn ich beim »Marsch rund um Südtirol« daheim in meinem Büro geblieben wäre, hätte ich keine Resonanz gefunden. Wenig Aussagekraft am Ende. Mein starkes Südtirol-Selbstverständnis war auch deshalb weitervermittelbar, weil Idee und Tat in meiner Person zu einer Einheit geworden waren. Denken und Handeln waren beim Gehen vielfach eins. Wenn ich ging, ging ich. Wenn ich redete, dachte ich. Ich fragte mich dann nicht nach dem Sinn des Unternehmens. Auch nicht danach, ob es von den anderen Südtirolern richtig verstanden wurde.
    Mein Selbstverständnis konnte ich nicht auf andere übertragen. Indem ich aber die Aktion selbst durchführte und in der Auseinandersetzung darüber Fragen aufgeworfen wurden, habe ich – ob das die Mehrheit der Südtiroler Bevölkerung wollte oder nicht – zum Nachdenken über das eigene Land angeregt. Und das war es, was ich als das eigentliche Ziel der Unternehmung postuliert hatte.
    Leider haben sich wenige Grenzgänger (Bergsteiger zum Beispiel) zu »Aktionskünstlern« entwickelt. Wer ein halbes Menschenleben lang bergsteigen, eisklettern, überleben in der Wildnis gelernt hat, müsste in irgendeiner Form dabeibleiben, möchte man meinen. Leider ist es nicht so.
    Eine Ausnahme ist Leo Dickinson, ein exzellenter Bergsteiger, Wildwasserfahrer, Fallschirmspringer und Ballonfahrer. Er hatte 1978 bei meiner Mount-Eve-rest-Expedition einen Dokumentarfilm für HTV (Großbritannien) produziert.
    31.12.1989
    Leo hat es glänzend verstanden, seine Fähigkeiten, Erfahrungen und die Begeisterung für die Wildnis umzusetzen in Filme und Bücher über das Verhältnis Mensch/Wüste, Mensch/Berg, Mensch/Eis, Mensch/Wasser, Mensch/Luft. »Fil-ming the impossible« ist das Resümee des Mannes, der nicht nur so hoch wie möglich steigen, so weit wie möglich laufen und so tief wie möglich fallen wollte, sondern dem es ein Bedürfnis blieb, in Wort und Bild darzustellen, was sich am Ende der Welt in den Gesichtern der Menschen abspielt. Zu guter Letzt hat er mit einem Ballon den Everest-Gipfel überflogen. Eine Aktion, die vorher öfter und vergeblich versucht worden war. Ihm ist die Ballonfahrt gelungen, weil er alle Voraussetzungen mitbringt und diese genial koordiniert.
    Januar 1990

»Ich habe eine Abneigung gegen Hierarchien. Auch weil ich weiß, dass festgeschriebene Positionen oft im umgekehrten Verhältnis zum Können stehen.«
    XI
Führung (über)geben/(über)nehmen
    â€¢ Das Team.
    â€¢ Demokratische Expeditionsführung.
    â€¢ Trotzdem ist einer immer der Leitwolf: Sein Vormachen, seine Präsenz, seine Überlegenheit geben ihm mehr Ausstrahlung.
    â€¢ Ein Leader ist ein Leader – in der kleinen Gruppe wie auch im Konzern.
    â€¢ Ein Leader macht »Events«, und »Events« machen Leader.
    â€¢ Ein Leader nimmt Raum/Menschen in Besitz und besitzt Charisma.
    â€¢ Erfahrungsvorsprung, Energie,

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