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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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Übersicht bewahren, Impulse geben, Position beziehen. Immer wieder. Erst dadurch entsteht Charisma, Selbstverständnis, Führungspersönlichkeit.
    Leader strahlen etwas Besonderes aus, weil sie etwas Besonderes sind. Nicht, weil sie besondere Titel nachweisen können, besonders viel Macht, Wissen oder Geld angesammelt haben. Die Gestaltungskraft des Leaders ist umso eindringlicher, je »inwendiger« er sie vertritt. Damit sind wir wieder bei der Besessenheit. So unheimlich sie ist, es kommt auf sie an, auf die innere Haltung, auf die selbst gewollte Verpflichtung gegenüber der Sache.
    Der moderne Chef ist ein demokratischer Leader. Er schafft nicht Regeln und Hierarchien in seinem Team, sondern ein Klima der Inspiration. Er kann nach innen genauer zuhören und nach außen für alle sprechen.
    Auch in einer kleinen Expedition, die in meinem Fall demokratisch geführt wird – das heißt, jeder hat eine Stimme –, gibt es eine(n), deren/dessen Wort mehr zählt. Diese Person ist oft nicht die schnellste oder die stärkste in der Gruppe. Vielleicht stammt nicht einmal die Ausgangsidee von ihr. Aber sie führt. Sie wird zum Leader durch ihre Präsenz, durch Vormachen, durch stille Überlegenheit.
    Es klingt banal, wenn ich behaupte: Ein Leader ist ein Leader. Aber so ist es. Wenigstens im Expeditionswesen. Mit großen Gruppen habe ich keine Erfahrung, und für Konzerne möchte ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen, weil mir jeder Hintergrund fehlt.
    Wie wird ein Leader in der Expeditionsgruppe deutlich? Meist geschieht es nach und nach. In besonderen, kritischen Situationen, in sogenannten »Events«. Sie machen Leader, und Leader machen »Events«.
    Einer der Gruppe tut sich wiederholt in schwierigen Situationen hervor. Er übernimmt den größeren Rucksack, die Entscheidung, mehr Verantwortung. Er wird von den anderen als Leader anerkannt und hat die Fähigkeit, diese mitzureißen. Durch Erfolgsserien dieser Art und durch sein gesteigertes Selbstwertgefühl nimmt der Leader Menschen und den Raum, in dem sie agieren, mehr und mehr in Besitz. Die Ausstrahlung wächst weiter, mit jedem Erfolg, durch die Anerkennung der anderen.
    Die Voraussetzung, ein Leader zu sein, ist zuallererst Veranlagung, dann die Chance, es zu zeigen. Erfahrungsvorsprung, Kraft, Selbstwertgefühl wachsen ihm zu. Verantwortungsbereitschaft und ein unumstößliches Selbstverständnis müssen hinzukommen. Wer an seinem Tun zweifelt oder seine Führerschaft im Vertrag festschreiben muss, um andere zum Mitmachen zu zwingen, kann auf Dauer kein Leader sein. Auch wer hochstapelt, um anderen Anerkennung abzuringen.
    Der Leader führt nicht mit Arroganz oder strenger Hierarchie, er hat gute Einfälle und geht auf Ideen und Verbesserungsvorschläge seiner Partner ein. Nicht nur einen meiner Erfolge verdanke ich dem spontanen Einfall eines Partners. So machte Hans Kammerlander 1984 beim Versuch, die beiden Gasherbrum-Achttausendergipfel zu überschreiten, den Vorschlag, meinen Plan, vom G I zum G II zu klettern, umzudrehen, nachdem sich der Aufstieg auf den G I als zu lawinengefährlich herausgestellt hatte. Diese simple Erkenntnis rettete den Erfolg.
    Februar 1990
    Das Zusammenspiel im Team ist vor allem im Ideenbereich wichtig. Nicht wer die härteren Ellbogen hat, kommt dabei weiter, auch nicht der fleißige Kopfni-cker oder der »Sicherheit-statt-Risiko-Beamte«, sondern der mutige Tagträumer. Der offene Ideenmensch, der sich weniger in Zahlenkategorien als in seelischen Bedürfnissen des heutigen Menschen auskennt, verteilt freiwillig Verantwortung und potenziert so die Summe der Kreativität seines Teams.
    Â»Seilerster« ist heute nicht mehr, wer mehr Kraft oder Geschicklichkeit hat. Es klettern viele sehr gut. Für den Seilersten ist Kreativität wichtiger als Dazukommen müssen Kombinationsgabe, Flexibilität, ein eigener Stil. Und sehr viel Verantwortung.
    Â»Abenteuer heißt auch, Gelegenheiten ergreifen, unsere Kräfte gegenüber dem Unbekannten zu testen und während dieses Prozesses unser eigenes, einzigartiges Potenzial entdecken.«
    John Amatt
    A – Anpassungsfähigkeit
    B – Bedingungslose Entschlossenheit und großes Verlangen
    E – Einbildungskraft, Visionen und Werte
    N – Natürliche Neugier
    T – Teamarbeit und Verto
    E – Erfahru g
    U – Unbegrenzter Optimismus
    E

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