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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiefschlaf
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Müde stützte sie ihre Hände auf die Hüften und streckte den Rücken durch.
    Lorenz zog die Jacke aus und ließ sich in seinen Stuhl fallen.
    »Du siehst ziemlich fertig aus.« Sie strich ihm sanft über die Wange.
    Er verzog sein Gesicht. »Danke für die Information. Was würde ich nur ohne dich machen. Aber im Ernst, irgendwann bringt mich dieser Job noch mal um.« Kaum hatte er den Satz beendet, wurde ihm bewusst, dass er sich in seiner Wortwahl vergriffen hatte. »Entschuldige bitte.«
    »Ist schon gut«, erwiderte Hannah. Sie wusste, dass er in diesem aktuellen Fall unter hohem Druck stand. »Seid ihr denn schon weitergekommen? Habt ihr eine Spur?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben noch gar nichts. Selbst die Spurensicherung lässt auf sich warten. Das ist mal wieder typisch. Aber wenn ich Stress mache, werden sie nachlässig und dann dauert es noch länger.« Er blickte zu seiner Tochter auf, die mit ihm zu leiden schien. »Tut mir leid«, murmelte er. »Ich bin einfach nur unruhig, weil wir nicht von der Stelle kommen.« Erschöpft fuhr er sich mit der Hand durchs Gesicht. »Wie geht es dir? Etwas besser?«
    »Ein wenig, aber ...« Sie strich mit ihrem Finger über eine unsichtbare Linie auf Lorenz’ Schreibtisch. »... die Tage sind besonders schlimm. Jede Minute versuche ich mich abzulenken. Ich sortiere Sachen, schalte den Fernseher ein und zappe herum - nichts hilft. Aber ich habe verstanden, dass es so nicht weitergehen kann. Ich brauche eine richtige Ablenkung, verstehst du?«
    Lorenz stimmte ihr zu. »Du musst an die frische Luft, unter Leute gehen. Etwas unternehmen, das dir Spaß macht.«
    »Genau das habe ich auch vor. Ich brauche dazu allerdings dein Einverständnis.«
    »Mein Einverständnis? Du bist erwachsen und kannst machen, wozu du Lust hast.« Er hatte nicht sofort begriffen, worauf sie hinaus wollte. Ihr ernster Gesichtsausdruck half ihm auf die Sprünge. »Du meinst doch nicht ...«
    »Doch, das meine ich.«
    Lorenz erhob sich von seinem Stuhl. »Das ist nicht dein Ernst! Erst vor zwei Tagen hast du selbst gesagt, dass du noch nicht so weit bist. Und ich teile diese Meinung.«
    »Ja. Vor zwei Tagen. Und? In zwei Tagen kann viel passieren. Nicht einmal zwei Stunden können dein gesamtes Leben in andere Bahnen lenken, innerhalb weniger Minuten stürzt ein Flugzeug ab, oder im Bruchteil einer Sekunde werden Menschen erschossen! Was verstehst du daran nicht? Die Einsamkeit macht mich fast wahnsinnig. Ich kann einfach nicht mehr.« Sie baute sich vor ihm auf. »Und du scheinbar auch nicht. Schau dich doch mal an. Dein Gesicht ist eingefallen und die Ränder unter deinen Augen werden von Tag zu Tag dunkler. Warum willst du dir nicht von mir helfen lassen? Wir hätten doch beide etwas davon.«
    »Und wie stellst du dir das vor? Ich kann schließlich nicht die ganze Zeit auf dich aufpassen.«
    »Ach, darum geht’s dir. Du willst nur nicht die Verantwortung für mich übernehmen. Aber ich kann dich beruhigen. Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen.«
    Ohne anzuklopfen, trat Saarfeld ein.
    Abrupt schwiegen beide und verharrten in ihrer angespannten Haltung.
    »Alles in Ordnung?« Noch unschlüssig, ob er das Büro wieder verlassen sollte, wechselte sein Blick zwischen ihnen hin und her.
    Lorenz war immer noch gereizt und machte sich schließlich Luft. »Nein, nichts ist in Ordnung!« Er deutete auf seine Tochter. »Offenbar hat sie sich in den Kopf gesetzt, ihren Dienst aufzunehmen. Und wenn es nach ihr ginge, am liebsten schon heute!« Er stand mittlerweile am Fenster und starrte hinaus.
    Hannah konnte nicht fassen, dass ihr Vater sich so vehement gegen ihre Entscheidung stellte. Er hatte ihr das Versprechen gegeben, sie zu unterstützen, sobald sie sich dazu entschließen würde. Doch nun schien er seinen Standpunkt geändert zu haben.
    Lorenz senkte den Blick zu Boden. Er hatte den beiden den Rücken zugewandt und machte keine Anstalten, Hannah bei ihrem Vorhaben entgegenzukommen.
    Sie ging langsam auf ihn zu. Sekundenlang blieben sie reglos stehen, ohne ein einziges Wort zu sagen.
    Leise verließ Saarfeld das Büro und drückte die Tür behutsam ins Schloss.
    Nach einer Weile des Schweigens unterbrach Lorenz als Erster die Stille. »Du schaffst es immer wieder.«
    »Was denn?«, schniefte Hannah.
    »Mich um den kleinen Finger zu wickeln.« Er drehte sich zu ihr um.
    Hannah wusste, dass sie ihn soweit hatte. Sie wischte sich die Wangen trocken und zog die Nase trotzig hoch, wie ein

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