Berger, Fabian
zögerte.
»Worum geht es denn?«
»Sie hatten mir doch ein Angebot gemacht.« Gespannt wartete sie auf seine Reaktion.
»Sie meinen, dass Sie jederzeit bei uns einsteigen könnten, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen?«, erinnerte er sich.
»Ja, genau. Steht dieses Angebot noch?«
»Selbstverständlich. Sobald Sie glauben, der Aufgabe gewachsen zu sein, sind Sie jederzeit willkommen.«
Hannah unterbrach ihn. »Herr Saarfeld, ich glaube ich bin soweit!« Sie warf ihm einen selbstbewussten Blick zu.
Saarfeld verstummte. Er hatte wohl nicht so bald mit einer Entscheidung gerechnet. »Sind Sie sicher? Sie wissen, dass Sie nichts überstürzen müssen. Sie haben genügend Zeit, erst einmal alles in Ruhe zu verarbeiten, bevor ...«
Wieder fiel sie ihm ins Wort. »Genau das ist es ja. Ich ertrage es einfach nicht mehr. Die Ruhe um mich herum hilft mir nicht weiter. Ganz im Gegenteil. Es wird von Tag zu Tag schlimmer.« Sie flüsterte nun fast, damit niemand der Vorbeigehenden hören konnte, worum es in diesem Gespräch ging. »Und? Was sagen Sie?« Sie legte ihre Stirn in Falten und sah ihn erwartungsvoll an.
»Ich weiß nicht.« Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Was sagt denn Ihr Vater dazu?«
»Er weiß es ja noch nicht. Ich wollte es ihm eigentlich sagen, bevor ich mit Ihnen darüber rede. Deswegen bin ich hier. Aber er ist unterwegs und Sie liefen mir gerade über den Weg.«
Für einen Moment gab niemand ein Wort von sich.
Als Saarfeld ihr endlich antwortete, wirkte er entschlossen. »Ich sage Ihnen etwas, Frau Lorenz. Sie reden erst mit Ihrem Vater darüber. Wenn er zustimmt, dann kommen Sie zu mir und wir machen die Sache fest. Bis dahin bleibt dieses Gespräch unter uns. Ich kenne Ihren Vater. Wenn ich jetzt über seinen Kopf hinweg entscheide, wäre das keine gute Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.«
Hannah war sichtlich enttäuscht. Sie hatte eigentlich ein klares Ja erwartet.
Dann winkte er sie näher zu sich heran. »Von meiner Seite gibt es keine Vorbehalte. Es liegt bei Ihnen, ob Sie Ihren alten Herrn überzeugen können. Reden Sie mit ihm! Wenn er sich querstellen sollte, dann sagen Sie mir Bescheid und ich nehme ihn mir vor.« Er zwinkert ihr zu und verschwand in einem der angrenzenden Räume.
Hannah ging in das Büro ihres Vaters und schloss die Tür hinter sich. Auf seinem Schreibtisch türmten sich Berge von Unterlagen. Sie ahnte, dass er ihre Hilfe dringend brauchte. Ihr Blick wanderte hinüber zu dem Platz, an dem Erik bis vor wenigen Tagen noch gearbeitet hatte. Der Moment, an dem sie ihn dort zum ersten Mal gesehen hatte, war ihr genau im Gedächtnis geblieben, wie so vieles von ihm. Seine funkelnden Augen und sein einnehmendes Lächeln hatten ihr Herz jedes Mal höher schlagen lassen. Wehmütig schritt sie um den Tisch herum. Sie ließ sich auf seinem Stuhl nieder und streichelte mit den Fingern über die Armlehnen. Mit geschlossenen Augen nahm sie die Atmosphäre in sich auf. Der Geruch seines Deos hing immer noch im Stoffbezug des Drehstuhls. Sie konnte ihn beinahe körperlich spüren. Sie zog ihre Beine an und stellte die Füße auf die vorderste Kante der Sitzfläche. In diesem Augenblick war sie ihm näher, als je zuvor.
-21-
E rst nachdem der Hauptkommissar ihn vor dem Maritim abgesetzt hatte, und er alleine war, konnte Braun seine Gedanken ordnen. Die Bilder der Leiche hatten sich in sein Hirn gebrannt. Er konnte zwar immer noch nicht glauben, was er eben gesehen hatte. Aber es war real gewesen und so blieb ihm nichts anderes übrig, als das Symposium ein zweites Mal zu verlassen. Er musste sich Gewissheit verschaffen. »Mein Gott, lass es bitte nicht wahr sein!«, murmelte er auf dem Weg zum Institut vor sich hin.
Endlich hatte er die Zufahrtschranke zum Gelände passiert und er steuerte den Wagen auf seinen Parkplatz. Er stieg aus und hastete zum Eingang. Der Schweiß unter seinen Achseln durchnässte sein weißes Hemd. Er atmete schwer. Ruckartig lockerte er den Knoten seiner Krawatte. Auf dem Weg durchs Gebäude versuchte er sich ständig einzureden, dass er sich irrte – irren musste. Einem langen Gang folgend hatte er die Abteilung schnell erreicht.
Seine Sekretärin war über sein unerwartetes Eintreffen erstaunt. »Herr Professor Braun. Was tun Sie denn hier? Müssten Sie nicht auf dem Symposium sein? Aber gut, dass Sie da sind. Ich bräuchte ganz dringend ...«
Braun ließ sich nicht aufhalten. Ohne Sandra eines Blickes zu würdigen, schritt er an
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