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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiefschlaf
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kleines Mädchen, dass gerade ihren Willen durchgesetzt hatte.
    Er sah sie ernst an und nickte. »Dann lass uns mal zu Saarfeld gehen und ihm die Nachricht verkünden.«

-23-
    M ittlerweile hatte sie das Gefühl, schon seit Stunden umher zu laufen. Sie war auf der Suche. Ständig blieb sie stehen und versuchte sich zu orientieren.
    Es muss doch hier irgendwo sein.
    Dutzende Kisten säumten den Bürgersteig vor dem Laden. Das Obst gärte in der prallen Mittagshitze vor sich hin. Sie begann zu schwitzen. Das Schaufenster des türkischen Gemüsehändlers reflektierte undeutlich ihr Spiegelbild. Sie erschrak bei ihrem eigenen Anblick. Mit nacktem Oberkörper und weißem Slip stand sie inmitten von Passanten auf dem Gehweg der stark befahrenen Straße. Panisch bedeckte sie mit den Armen ihren Busen. Eine grenzenlose Scham stieg in ihr auf, doch niemand schenkte ihr Beachtung. Ganz allmählich wurde ihr bewusst, dass sie träumte. Sie setzte ihren Weg fort. Inzwischen konzentrierte sie sich allein auf sich und das Ziel. Unvermittelt blieb sie stehen und wandte sich der Fassade eines alten Hauses zu, die im Licht der Sonne heller erstrahlte als die der Nachbargebäude. Sie hob den Kopf und sah hinauf. Ihr Blick blieb an einem Fenster des dritten Stocks haften, das eine magische Anziehungskraft auf sie ausübte.

    Sie wusste nicht, wie sie sich Zugang verschafft hatte, doch sie stieg bereits die Treppe hinauf. Die hölzernen Stufen knarrten unter ihren nackten Füßen. Eine dunkle Patina hatte sich mit den Jahren über die innere Lauffläche und den Holm des Geländers gelegt. Vor einer verschlossenen Tür blieb sie schließlich stehen. Der innere Zwang, die Wohnung zu betreten, überwältigte sie. Zaghaft streckte sie ihren Arm aus und drückte gegen das Holz. Die Tür schwang weit auf und gewährte ihr einen Blick in den dahinterliegenden Flur. Es war stockdunkel. Sie wagte einen Schritt nach vorne. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis. Ein dunkler Schatten bedeckte den Fußboden und versperrte ihr den Weg. Sie beugte sich vor und stieß eine weitere Tür zu einem Nebenraum auf, um Licht einfallen zu lassen. Der erschreckende Anblick der Leiche zu ihren Füßen riss sie von den Beinen und sie fiel rücklings zu Boden. Ein unterdrückter Schrei steckte in ihrer Kehle. Sie atmete laut und schnell. Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen und richtete sich wieder auf. Die leblosen Augen des daliegenden Mannes starrten zur Decke. In seinem Schädel klaffte eine große blutige Wunde, aus der Gehirnmasse herausquoll. Die Kopfhaut hing seitlich herunter. Von panischem Schrecken erfasst wollte sie weglaufen, doch die Hand des Toten schnellte plötzlich hervor und packte sie am Arm. Sie schrie laut und schrill. Verzweifelt versuchte sie sich zu befreien. Doch er war zu stark. Er richtete seinen Oberkörper auf, während er sie fest im Griff hatte. Langsam zog er sie zu sich heran und flüsterte ihr mit heiserer Stimme ins Ohr. Ihr Körper bebte vor Angst, als sie seinen kalten Hauch an ihrer Wange spürte. Seine Lippen bewegten sich, doch sie konnte keines seiner Worte verstehen. Dann löste er sich von ihr und fiel zurück. Er lag nun genauso da, wie sie ihn vorgefunden hatte. Endlich überwand sie den Schock und rannte aus der Wohnung.

    Unversehens stand sie wieder vor dem Haus und warf ihren Blick nach oben zu dem Fenster der dritten Etage. Die Haustür öffnete sich und ein Mann mit einer Tasche verließ das Gebäude. Sein Gesicht lag in tiefem Schatten verborgen. Mit gesenktem Blick trat er auf den Gehweg und verschwand in der Menge.
    »Clara, Clara!« Eine Stimme rief immer wieder diesen Namen. Und dann noch eine. Immer lauter. Sie hielt sich mit verzerrtem Gesicht die Ohren zu. Doch es half nichts. Die Stimmen riefen in ihrem Kopf.
    »Aufhören!«, schrie sie vor Schmerzen.

    Sie erwachte aus dem Albtraum. Schweißgebadet lag sie in ihrem Bett und keuchte, dass ihre Brust bebte. Sie riss die Decke weg und setzte sich erschöpft auf den Rand. Ihr Schädel pochte vor Schmerzen. Hauchdünne Fäden von Blut liefen auf ihre nackten Brüste. Mit zugehaltener Nase stolperte sie ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Sie versuchte sich an den Traum zu erinnern. Doch die Bilder geisterten nur noch verschwommen in ihren Gedanken, bis sie vollständig verschwanden.

-24-
    D ie Formalitäten waren umgehend erledigt. Dass Hannah entgegen der üblichen Vorgehensweise den Bereitschaftsdienst umgehen konnte,

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