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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiefschlaf
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gelassen hatte. Er sprang auf und hechtete schnellen Schrittes zurück in die Küche. Die Kartoffeln kochten nur noch in seichtem Wasser und schauten zur Hälfte aus der schäumenden Brühe heraus. Der Salat war in sich zusammengefallen, und der Fisch schmorte nur noch in halber Größe mehr schwarz als rosa vor sich hin. Lorenz schaltete den Herd aus, nahm den Topf von der Kochplatte und stellte ihn in die Spüle. Dann lief er durch den Flur und öffnete die Wohnungstür. Hannah sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Na, endlich! Ich wäre fast schon wieder gegangen!«
    »Komm rein, ich bin gleich soweit«, rief er seiner Tochter über die Schulter zu, während er in die Küche zurückkehrte. Er bewegte sich in dem neblig trüben Raum zwischen Spüle und Herd hin und her.
    »Was ist denn hier passiert?« Der Gestank verschmorten Fisches schlug ihr entgegen. Zwangsläufig hielt sie sich die Hand vor Nase und Mund.
    »Nur ein klein wenig angebrannt«, spielte er sein Missgeschick herunter.
    Hannah zog die Ärmel ihres Shirts hoch und ging ihm zur Hand. Doch bei näherer Betrachtung der Misere hielt sie ihre Anstrengung für aussichtslos. »Ich fürchte, das kannst du vergessen!«
    Lorenz folgte ihrem Blick und betrachtete das Chaos in seiner Gesamtheit. »Da hast du wohl recht. Ich hab’s verbockt. Und was machen wir jetzt?«
    »Am besten du setzt dich erst mal irgendwo hin und lässt mich machen«, bestimmte sie kurzerhand.
    Wortlos kam er ihrer Anweisung nach und nahm an dem kleinen Esstisch Platz.
    Hannah öffnete den Kühlschrank und warf einen kurzen Blick hinein. Sie griff nach dem eingeschweißten Schinken, einem Glas Meerrettich und einer Büchse Bohnen. »Das wird zwar kein Drei-Sterne-Menü, aber es wird trotzdem schmecken.«

    Nach einer halben Stunde schneiden, köcheln, anbraten, würzen und abschmecken hatte sie es schließlich geschafft.
    Lorenz war erstaunt, was sie in der Kürze der Zeit gezaubert hatte und war voll des Lobes. »Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht.«
    Sie war sichtlich geschmeichelt. »Eigentlich hatte ich mich ja darauf gefreut, dass du heute Abend kochst.«
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. »Sehr witzig.« Dann stand er auf und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank.
    Hannah sah auf die Uhr. »Wir sollten langsam über den Fall reden, bevor wir vom Essen müde werden.«
    Er öffnete die Flasche, ordnete kurz seine Gedanken und setzte sich ihr gegenüber. »Also, vor zwei Tagen haben wir die Leiche von Jens Korte gefunden. Mit Genickschuss und offener Schädeldecke. Der Täter hat sich anscheinend Zugang zu seiner Wohnung verschafft, ihn dort überwältigt und anschließend getötet.«
    »Also ein Raubmord«, warf Hannah ein.
    »Nein! Nichts deutet darauf hin, dass irgendetwas aus der Wohnung entwendet wurde. Sogar die gefüllte Geldbörse des Opfers war unberührt. Der Täter hatte es auf etwas anderes abgesehen. Bei der Obduktion wurde festgestellt, dass Korte während des Tathergangs ein Teil des Gehirns chirurgisch entfernt wurde.«
    »Wie bitte?« Hannah schluckte.
    »Du hast richtig verstanden. Der Täter hat sein Opfer erst betäubt, dann den Schädel geöffnet, ein Stück seines Gehirns entfernt und ihn schließlich mit einem Genickschuss hingerichtet.«
    Sie blieb stumm, ließ ihren Vater nicht aus den Augen und fixierte jede seiner Bewegungen.
    »Frontopolarer Kortex. So heißt der Bereich des Gehirns, an dem sich der Täter zu schaffen gemacht hat. Laut der Aussage von Professor Braun vom Forschungsinstitut handelt es sich hierbei um den Abschnitt, in dem Entscheidungen unbewusst vorbereitet werden.«
    Hannah schüttelte verwirrt den Kopf. »Warte! Also noch mal: Der Täter betäubt sein Opfer, entnimmt ihm einen Teil seines Gehirns und erschießt ihn daraufhin?«
    »Ganz genau.«
    »Aber warum hat er sein Opfer erst betäubt? Warum hat er ihn nicht zuerst erschossen und ihm dann diesen Kortex entnommen?«
    »Das wissen wir nicht. Aber es muss einen Grund dafür geben. Und genau den versuchen wir herauszufinden.«
    »Gibt es irgendwelche Zeugen oder hat der Täter Spuren am Tatort hinterlassen? Habt ihr irgendetwas? Den Schuss muss doch jemand gehört haben!«
    »Keine Zeugen, und der Bericht der Spurensicherung steht noch aus«, erklärte er.
    »Und wer ist dieser Professor Braun?«
    »Braun ist Neurologe und anscheinend ein helles Köpfchen. Tornsen hat ihn mir empfohlen. Er ist wohl so etwas wie eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Er hat sich die Leiche persönlich

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