Berger, Fabian
und ...«
»Ja, ja. Ist schon gut«, stoppte Lorenz den Übereifer des Kollegen. »Was gibt es sonst noch?«
»Nichts.«
»Das soll alles gewesen sein? Kein einziges Haar, keine Hautschuppe, nichts, was uns zum Täter führen könnte?«
Der Kollege schüttelte den Kopf, blieb aber stumm.
Lorenz rieb sich angestrengt den Nacken. »Also gut. Dann wollen wir mal zusammenfassen.« Er zählte an den Fingern ab. »Puderrückstände, Latexhandschuhe, Desinfektionsmittel. Produkte, die in der Chirurgie zum Einsatz kommen. Dann noch die Instrumente, die zur Öffnung eines Schädels dienen und die Injektion eines Betäubungsmittels in den Hals des Opfers. All diese Fakten legen doch die Vermutung nahe, dass der Täter womöglich aus einem medizinischen Umfeld stammt.« Er erhob sich von seinem Stuhl. »Durchsuchen Sie die Datenbank nach auffälligen Personen mit entsprechender Ausbildung! Ärzte, Chirurgen, Sie wissen schon!«
Der Beamte notierte den Befehl seines Vorgesetzten auf einem Block.
»Und stellen Sie fest, wo man dieses ganze Zeug kaufen kann.«
Zielstrebig verließ der Beamte das Büro und schloss die Tür hinter sich.
Lorenz dachte angestrengt nach. Irgendetwas hatte er übersehen, das spürte er. Aber was? Wieder wurde er gestört, als sich seine Bürotür öffnete. »Was ist denn noch?«, zischte er, ohne sich umzudrehen.
»Ich bin’s.« Mit Hannah wehte ein Hauch frischer Luft ins Büro.
»Und? Hast du etwas über diesen Behrens in Erfahrung bringen können?«
»Nicht viel, um ehrlich zu sein.« Sie zog die Jacke aus und setzte sich an den freien Schreibtisch. »Die Frau hat wohl einen erheblichen Schock erlitten. Sie hat die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus verbracht. Dass die beiden Arbeitskollegen waren, hatte ich dir schon gesagt, oder? Jedenfalls hat sie mir erzählt, dass Behrens seit ein paar Jahren an Parkinson litt. Das ist zwar ungewöhnlich, da er noch relativ jung war, aber es kommt durchaus vor. Irgendwann erzählte er ihr von einer neuartigen Therapie, die seine Erkrankung vermutlich heilen könnte. Worum es dabei genau ging, konnte sie mir nicht sagen. Er hatte nie detailliert darüber gesprochen. Irgendwann fiel ihr auf, dass sich sein Zustand besserte. Er hatte seine Bewegungen wieder unter Kontrolle. Die Symptome der Krankheit wurden nahezu behoben. Doch diese Therapie hatte auch Nebenwirkungen. Von Zeit zu Zeit verfiel er in eine Art Bewusstlosigkeit, bei der es den Anschein hatte, als würde er tief und fest schlafen, wobei sein Körper nicht in sich zusammensackte, sondern die Spannung behielt. Während dieses Tiefschlafs war er absolut nicht ansprechbar. Nachdem er wieder zu sich kam, konnte er sich an nichts mehr erinnern. Zu Anfang waren diese Aussetzer recht selten, doch sie häuften sich. Ihm war es allerdings egal. Er bekam ja nichts davon mit. Für ihn war es im Gegensatz zu Parkinson das wesentlich kleinere Übel. Er hatte sich damit abgefunden.«
»Therapie ...Da war doch was.« Plötzlich erinnerte sich Lorenz an das Gespräch mit den Eltern des ersten Opfers. »Jens Korte hatte sich ebenfalls einer Behandlung unterzogen. Ich glaube, er litt an einem seltenen Gehirntumor. Auch bei ihm hatte sie angeschlagen. Womöglich ist das die Parallele zwischen den beiden Opfern. Es könnte aber auch bloß Zufall sein. Wir sollten der Sache nachgehen.« Er machte keine Anstalten sich daran zu beteiligen.
»Ich verstehe schon. Wenn du wir sagst, dann meinst du eigentlich mich.« Schmunzelnd stand sie auf. »Dann gib mir mal die Adresse der Eltern. Ich werde mich gleich auf den Weg machen.«
Lorenz zog die Akte hervor und notierte die Adresse auf einem Post-It. »Du sollst dich aber nicht verausgaben. Geh es langsam an.«
»Wer schickt mich denn die ganze Zeit von einem Ort zum anderen?«
Bevor Lorenz etwas darauf erwidern konnte, war Hannah bereits zur Tür hinaus.
-32-
H annah hatte sich während der Fahrt auf die bevorstehende Unterhaltung vorbereitet und sich die Fragen, die sie den Eltern von Jens Korte stellen wollte, zurechtgelegt. Von einem mulmigen Gefühl begleitet trat sie durch das Gartentörchen und schritt die dunklen Betonplatten des Gehwegs entlang. Mit dem Geräusch der Türglocke begann ihr Magen zu zwicken.
Schritte näherten sich. Immer deutlicher wurden die Konturen eines Mannes durch das gewellte Glas sichtbar. Das Schloss wurde entriegelt und die Tür öffnete sich.
»Entschuldigen Sie die Störung, Herr Korte. Mein Name ist Lorenz von der Kripo
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