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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiefschlaf
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Vierhundert-Meter-Lauf. Sie kämpfte sich einen Weg durch die schmale Gasse und das dichte Gedränge vor den einzelnen Ständen. In ihrer Linken zerrte die prall gefüllte Tasche an ihren Fingern. Das laute Gerede der Händler und Käufer dröhnte in ihren Ohren und ließ die Schmerzen in ihrem Kopf wieder erwachen. Verschwitzt erreichte sie die im Halbkreis angeordneten Steinstufen der Tribüne und ließ sich dort nieder. Die warme Sonne des Vormittags ließ den Platz wie im Rampenlicht erstrahlen. Es war bereits so heiß, dass sie an eine Fortsetzung ihres Einkaufs nicht denken wollte. Müde ließ sie ihren Blick über den Wilhelmplatz schweifen. Als sie sich erhob, schien ihr die Tüte schwerer als zuvor. Nach einigen Schritten hatte sie den Rand des Marktplatzes erreicht. Sie überquerte die Straße, bog in die Christinastraße ein und hatte sich bald vom Trubel der Stände, Touristen und Einheimischen entfernt.

    Seine Augen wanderten zwischen ihr und dem Foto in seiner Hand hin und her. Schließlich war er sich sicher, die Person gefunden zu haben. Er verstaute das Bild zurück in die Innentasche seiner Jacke. Als sie sich erhob, um ihren Weg fortzusetzen, folgte er ihr. Nur langsam verringerte er seinen Abstand und achtete darauf, dass sie ihn nicht bemerkte. Er hoffte, dass sie ihren Einkauf auf direktem Weg zu sich nach Hause bringen würde. Plötzlich blieb sie unvermittelt stehen.

    Sie verspürte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken. Die bloße Ahnung, von jemandem beobachtet zu werden, ließ sie ihren Gang beschleunigen. Die Absätze ihrer Schuhe knallten im Rhythmus ihres Herzschlags auf den Betonplatten des Gehwegs. Sie hatte es nicht mehr weit. Ihre Wohnung lag nur noch wenige Minuten entfernt. Doch die drückende Hitze und die Last der Einkaufstasche machten ihr schwer zu schaffen. Verängstigt schaute sie immer wieder zurück und hielt nach einem möglichen Verfolger Ausschau. Sie konnte niemanden entdecken, doch das Gefühl, dass ihr jemand nachstellte, wollte einfach nicht weichen. Langsam wurde sie panisch. Sie überlegte, wo sie sich verstecken könnte, als sie die Schritte hörte. Ihr Körper verkrampfte sich. Angstschweiß trat auf ihre Stirn. Mutig drehte sie sich noch einmal um. Ein Mann in einer dunklen Jacke schlenderte zwanzig Meter hinter ihr mit gesenktem Haupt über den Gehweg. Ansonsten war niemand zu sehen. Objektiv gesehen schien von ihm keine Gefahr auszugehen. Doch sie ahnte, dass dieser Eindruck täuschte. Ihre Schritte wurden immer schneller und schließlich fing sie an zu laufen. Fast wäre sie über ihre Tragetasche gestolpert, doch sie ließ sie im letzten Moment fallen und rannte weiter. Das Obst rollte aus der Tüte über den Bürgersteig auf die Straße.

    Wenn er sie jetzt aus den Augen verlieren würde, könnte es eine Ewigkeit dauern, bis sich wieder eine Gelegenheit ergäbe. Er wetzte um die Ecke, hinter der die Frau verschwunden war. Doch sie war nicht zu sehen. Fluchend hielt er inne. Dann ging er weiter die Straße entlang und späte in einen Hauseingang nach dem anderen. Vor einem Bistro standen zahlreiche dunkle Korbstühle unter beigefarbenen Sonnenschirmen. Er trat durch die offene Tür in den Laden und schaute in die Gesichter der Gäste. Wachsam tastete er sich vor und spähte in den Flur, der zu den Toiletten führte.
    Ein Kellner kam auf ihn zu. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?« Er blickte ihn skeptisch an.
    Der Mann schob die Bedienung unsanft zur Seite und bahnte sich einen Weg durch den Raum. Die Tür am anderen Ende schaukelte hin und her. Mit einem Satz stand er in der Küche.
    »Was haben Sie hier zu suchen!«, fauchte der Koch. »Vorne ist der Ausgang!«
    Der Mann schien unbeeindruckt. »Ist hier gerade eine Frau durchgelaufen?«
    »Und wenn schon! Sie verschwinden von hier, so wie Sie hereingekommen sind! Sonst werde ich mächtig sauer!«, drohte er und versperrte ihm mit seinem massigen Körper den Ausgang zum Hof.
    Mit einem gezielten Schlag in die Magengegend setzte der Mann den Koch außer Gefecht. Er riss die Tür auf und trat hinaus. Doch die Frau blieb verschwunden. Sofort fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und ließ sich nicht wieder öffnen. Wütend schlug er mit der Faust dagegen. Dann kehrte er durch die Einfahrt zurück auf die Straße.

-36-
    A ngespannt saß Braun an seinem Schreibtisch und blätterte in einem Stapel eng bedruckten Papiers. Ein unangenehmer Geruch von Schweiß und abgestandener Luft erfüllte den Raum und störte ihn

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