Berger, Fabian
Taschentuch aus der Hose und versuchte den Fluss zu stoppen. Tröpfchenweise färbte sich die weiße Zellulose in ein tiefes Rot. Sie blinzelte kurz in die Richtung, aus der sie gekommen war. In diesem Moment bahnte sich ihr Verfolger mit Gewalt einen Weg durch die Menge.
»Mein Gott. Warum hilft mir denn keiner?«
Mit dem Taschentuch auf ihrer Nase rannte sie wieder los. Die Muskeln ihrer Oberschenkel waren fast steif geworden. Nur langsam kam sie voran. Ständig blickte sie zurück und sah den Fremden immer näher kommen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die stark befahrene Straße zu überqueren, um ihren Vorsprung zu vergrößern. Sie hoffte inständig, die andere Seite unbeschadet zu erreichen, und dass der Verkehr ihren Verfolger eine Zeit lang aufhalten würde. Gerade lange genug, um aus seinem Blickfeld zu gelangen und sich in Sicherheit zu bringen. Sie kniff die Augen zusammen und rannte einfach los.
Lorenz und Hannah fuhren die Steinbergerstraße entlang. Dabei achtete er für einen Moment nicht auf den vorausfahrenden Verkehr.
»Hier muss es irgendwo sein. 15… 17 ...«
Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Schatten vor ihrem Wagen auf.
»Pass auf!«, schrie Hannah so laut sie konnte.
Lorenz trat mit aller Kraft auf die Bremse. Trotz seines schnellen Reflexes kam es zu einer Kollision. Der Körper einer Frau schlug unsanft auf die Motorhaube und streifte mit dem Gesicht die Windschutzscheibe entlang. Schlieren von Blut zogen sich über die gesamte Länge des Glases. Entsetzt starrte Hannah hinaus. Dann sprang sie aus dem Wagen und eilte der verletzten Frau zur Hilfe. Lorenz folgte ihr. Die Frau lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Asphalt. Ihr Kinn war blutverschmiert.
Hannah beugte sich zu ihr hinunter. »Können Sie mich hören?«
Orientierungslos blickte die Frau um sich. »Was ist passiert? Wo bin ich?«
»Sie sind gerade angefahren worden«, versuchte Hannah ihr zu erklären und hielt beruhigend ihre Hand. Das Blut aus ihrer Nase begann bereits zu trocknen. »Haben Sie Schmerzen?«
Langsam kam die Frau wieder zu sich. Sie sah prüfend an sich hinunter und betastete ihre Arme. »Nein, ich glaube nicht.« Mühsam versuchte sie sich aufzurichten, doch sie verlor das Gleichgewicht.
Lorenz griff ihr unter die Arme und hievte sie vorsichtig hoch. »Sind Sie sicher?«
»Ja, mir fehlt nichts. Danke.«
»Ruf bitte einen Krankenwagen, Hannah.«
»Nein, keinen Krankenwagen!« Die junge Frau griff panisch nach Hannahs Arm, die erschrocken zurückzuckte. Dann lächelte sie die Beamten an und ließ wieder los. »Mir ist wirklich nichts passiert. Es geht mir wieder gut.« Sie klopfte sich den Staub von der Kleidung.
Hannah war nicht wohl bei dem Gedanken, die Verletzte einfach gehen zu lassen. »Aber Sie müssen sich doch untersuchen lassen. Vielleicht haben Sie innere Verletzungen oder eine Gehirnerschütterung.«
Doch die Frau ließ sich nicht von ihr umstimmen und wirkte nun sicherer als zuvor. »Ich habe Ihren Wagen noch aus den Augenwinkeln sehen können. Da bin ich im letzten Moment einfach hochgesprungen. Sie haben mich also nicht angefahren. Ich bin lediglich auf ihre Motorhaube gefallen.«
Lorenz nahm ein Taschentuch aus seiner Jacke und hielt es ihr hin. Die Frau sah ihn fragend an. Er deutete auf ihre Nase, woraufhin sie über ihren Mund wischte und das trockene Blut zwischen ihren Fingern zerrieb. Sie nahm das Taschentuch entgegen und bedankte sich bei ihm.
»Das kommt bestimmt nicht vom Unfall. Ich habe öfter damit zu tun. Machen Sie sich also keine Sorgen. Ich bin absolut in Ordnung«, beschwichtigte sie die beiden.
Der Hauptkommissar startete einen letzten Versuch. »Mein Name ist Lorenz. Wir sind von der Kriminalpolizei. Ich muss darauf bestehen, dass Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen!«
Die Frau lachte. »Und was ist, wenn ich mich weigere? Wollen Sie mich dann verhaften?« Frech blinzelte sie ihn an.
»Dann erlauben Sie wenigstens, dass wir Sie nach Hause fahren.«
»Das ist wirklich nicht nötig. Ich wohne ganz in der Nähe.«
Lorenz änderte seine Strategie. »Wenn Sie auf eine Festnahme bestehen, gerne.«
»Also gut, in Ordnung.« Sie schritt langsam um den Wagen herum.
Lorenz öffnete ihr die hintere Wagentür, damit sie auf dem Rücksitz Platz nehmen konnte. Nachdem er eingestiegen war, schaute er zurück. »Würden Sie mir Ihren Namen verraten?«
»Cha...« Die Frau zögerte. »Clara. Clara Berg.«
Mit düsterem Blick beobachtete der
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