Berger, Fabian
in seiner Anrufliste nach der gewünschten Nummer. Schnell baute sich die Verbindung auf und sein Anruf wurde entgegen genommen.
»Wir haben ein neues Problem.« Er hielt seinen Blick weiterhin auf das Gebäude gerichtet. »Die Polizei kennt die Identität der Zielpersonen.« Nickend hörte er seinem Gesprächspartner zu. »Verstehe! Ich kümmere mich darum!«
-56-
S eit Stunden saß Vollmer in der Redaktion. Das Gespräch mit Hannah Lorenz war ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Doch nicht der Umstand, dass sie ihn vollständig hatte auflaufen lassen, beschäftigte ihn. Vielmehr machte er sich Gedanken über ihre Frage. Woher hatte Tim seine Informationen? Er wusste zwar, dass sie ihn damit nur aus der Reserve locken wollte. Doch wenn er ehrlich war, hatte er sich auch nie besonders dafür interessiert. Eines war jedoch sicher: Sie mussten aus erster Quelle stammen. Schließlich war er nahezu zeitgleich mit den Beamten am Tatort gewesen. Er musste also nur noch herausfinden, ob Tim von der Polizei oder vom Täter selbst unterrichtet worden war. Oder ob noch jemand anderes in die Morde verstrickt war, von dem er nichts ahnte. Tim hatte sich seit seinem letzten Anruf nicht mehr bei ihm gemeldet. Jedes Mal, wenn das Telefon läutete, hoffte er, ihn an der Strippe zu haben. Es machte ihn ganz krank, dass es keine Möglichkeit gab, ihn zu erreichen. Er konnte aber auch nicht die ganze Zeit in der Redaktion sitzen und hoffen, dass er sich irgendwann bei ihm melden würde. Er schaltete sein Telefon auf Weiterleitung und tippte die Nummer seines Handys ein. Mit der Digitalkamera über der Schulter verließ er das Büro.
-57-
D ie beiden Teams waren mittlerweile ins Präsidium zurückgekehrt. Der erfolglose Einsatz drückte auf die Stimmung. Lorenz hatte geglaubt, die restlichen Probanden in Sicherheit bringen zu können. Doch sie hatten Senner und Deichmann nicht fassen können. Die Fahndung nach dem schwarzen Lieferwagen war bisher ebenfalls ergebnislos verlaufen. Der Mann, der seinen Kollegen niedergeschlagen hatte, war wie vom Erdboden verschluckt.
Lorenz legte das Halfter ab und ließ sich in seinen Stuhl fallen. Er griff nach seiner Tasse und trank den letzten Schluck des kalten, abgestandenen Kaffees vom Nachmittag. Zurzeit war Clara Berg die einzige Möglichkeit, etwas mehr Licht in den Fall zu bringen.
Er warf seiner Tochter einen besorgten Blick zu. Hannah saß an ihrem Schreibtisch. Sie wirkte erschöpft. Irgendetwas schien sie zu beschäftigen. Wahrscheinlich grübelte sie ebenso angestrengt über die Ereignisse wie er.
Die lange Wartezeit hatte Clara hungrig werden lassen. Seit Stunden hatte sie nichts mehr gegessen. Nach Lorenz’ Auffassung war es zu gefährlich, in ihre Wohnung zurückzukehren. Aber wo sollte sie hin? Es blieb ihr nichts anderes übrig, als hier zu warten.
Die Tür öffnete sich, und ein Beamter trat ein. Clara rutschte in ihrem Stuhl hoch und sah ihn erwartungsvoll an. Akkurat legte er die Dokumentenauszüge vor ihr auf den Tisch und setzte sich neben sie.
»So, Frau Berg. Dann wollen wir alles noch einmal durchgehen.«
Hannah hatte sich und ihrem Vater frischen Kaffee besorgt und ein paar Schokoriegel aus dem Automaten gezogen. Er schob sich das letzte Stück in den Mund und nahm einen kräftigen Schluck von der heißen Brühe. Plötzlich öffnete sich die Bürotür und der Kollege, der Clara Berg im Nebenraum vernahm, stürmte herein.
»Kommt schnell!«, stieß er aus. »Frau Berg ...«
Lorenz sprang von seinem Stuhl auf. »Was ist los?«
»Keine Ahnung!« Der Beamte rannte zurück in den Konferenzraum, und der Hauptkommissar hechtete hinterher.
Als Hannah ihnen folgen wollte, ertönte ein Geräusch aus dem Computer. Im Vorbeigehen warf sie einen Blick auf den Monitor. Das Outlook-Programm war geöffnet und sie erkannte den Eingang einer neuen E-Mail.
Clara war auf ihrem Stuhl zusammengesackt und zitterte am ganzen Körper.
»Während der Vernehmung klagte sie plötzlich über heftige Kopfschmerzen. Ich schlug ihr vor, eine Pause einzulegen. Wenig später bekam sie den Anfall.«
Lorenz packte Clara bei den Schultern und blickte in ihr bleiches Gesicht. Ihre Augenlider flackerten wild. Ein dünner Faden Blut rann ihr aus der Nase über den Mund. Er schüttelte sie. »Frau Berg!«, rief er und schlug ihr auf die Wange. »Hören Sie mich? Clara!«
Blitzartig hörten ihre Augen auf zu zucken. Sie wand sich stöhnend hin und her und versuchte sich aus seinem Griff zu
Weitere Kostenlose Bücher